36.Kyle.

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"Alles wird gut." Flüsterte Ace wieder.
Mittlerweile waren meine Tränen versiegt.
Ace's Geruch und sein leises Flüstern hatten eine beruhigende Wirkung auf mich.
Starr blickte ich aus dem Fenster, genau in mein Zimmer.
Wir saßen eng verschlungen auf seinem Bett.
Sein Kinn war auf meinem Scheitel gestützt und mein Kopf lag an seiner, sich heben und wieder senkenden Brust.

Schniefend lauschte ich seinem regelmäßigen Herzschlag.
"Wenn du drüber reden möchtest, ich bin für dich da." Haucht er.
Leicht schüttelte ich den Kopf.
Dazu war ich noch nicht bereit.

"Okay, das verstehe ich."
"A-ce." Ich räusperte mich. "Ace, warum bist du nur so verständnisvoll?"
Sanft drehte er mein Gesicht um, sodass ich ihm in die smaragdenen Augen schaute.
"Luna. Es ist selbstverständlich." Lächelte er mich traurig an.
Warum war er traurig?
Er wusste doch nichts von ... ihm.
Bitter lächelte ich.

" Nicht für jeden."

                 ***********

Nachdem Ace mich noch etwas getröstet hatte, hatte ich leider nachhause gemusst, denn es war später als gedacht.
Gerade lag ich in meinem Bett und dachte nach.
Ich wollte nie wieder an dieses Arschgesicht denken.
Was er mir angetan hatte war wirklich, wirklich unterste Schublade.

Verdammt!
Ich hatte kein einziges mal mit Lia und Terry gesprochen!
Schuldgefühle kamen in mir auf und ich bekam ein schlechtes Gewissen.
Was war ich nur für eine Freundin?

Dann fiel mir etwas ein...

                      ***********

Kyle und ich standen an unserem eigenen besonderen Ort.
Es war eigentlich nichts einzigartiges, aber für uns war es sehr viel mehr.
So viele Erinnerungen verbanden wir mit der kleinen hölzernen Hütte am Waldrand.
Als wir noch jünger waren hatten wir uns einmal in dem kleinen Wandschrank vor unseren Eltern versteckt und vor wenigen Jahren hatten wir hier eine kleine Feier geschmissen.
Natürlich ohne das unsere Eltern davon wussten.
Nur Kyle, Terissa, Henry, Lia und ich.
Wir waren damals unzertrennlich, Kyle und ich.
Gemeinsam betraten wir die knarzenden Dielen und sahen lächelnd einander an.
Seit wir 11 Jahre -naja Kyle war schon 12- waren, waren wir das kleine Traumpaar in unserem Dorf.
Marco sagte immer unsere Liebe würde wahrscheinlich für immer da sein, er sagte er hatte es daran gemerkt wie Kyle mich ansah.
Wir waren nun 13. Kyle wurde heute 14.
Als wir am Dach angekommen waren, setzten wir uns an den Rand des Daches und ich baumelte mit den Beinen.
"Lu, ich... Ich muss dir etwas sagen." Kalt sah er mich an.
Schon seit mehreren Wochen war er so... so abweisend.
Ich hatte ihn schon oft angesprochen, aber er beteuerte immer das nichts sei.
"Und das wäre?" Langsam drehre ich meinen Kopf zu ihm.
"Vor zwei Monaten kam doch die Neue in meine Klasse, du weißt schon.
Leyla." Bei ihrem Namen leuchteten seine braunen Augen kurz auf.
Verwirrt blickte ich ihn an.
"Ich verstehe nicht..."
Durchdringend sah er mich an.
"Ich mach Schluss.
Es gibt da jemand anderen, Mauerblümchen."
Und meine kleine Welt brach zusammen.

Schweißgebadet wachte ich auf.
Das durfte doch wohl nicht wahr sein.

Ich wollte doch nie, niemals wieder daran denken.

Daran denken wie er mir das Herz aus der Brust gerissen hatte.

•Moonnight•✅Where stories live. Discover now