128. Finsternis

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Es war als wäre die Zeit stehen geblieben.
Druck baute sich auf meiner Brust auf.
Alles zog sich in mir zusammen und ich schluchzte.
Ich hörte nicht mehr was um mich geschah.
Doch die Stille schien mir so laut.
Es war ohrenbetäubend.

Schluchzend hob ich den Kopf und starrte mit verschwommener Sicht in das grelle Licht, welches überall war.
Es blendete mich und ich schloss die Augen.

Ace musste mich wieder so liebevoll ansehen können.
Ich wollte noch einmal hören wie er meinen Namen sagte.
Ich wollte seine Stimme hören.
Wollte sein Lächeln sehen.
Sein Lachen hören.
Seine Liebe spüren.

Mit einem mal verschwand der Druck in meiner Brust.
Ich konnte wieder atmen.
Nach Luft schnappend spürte ich wie das Licht auf mich zu kam.
Ich spürte es in jeder Faser meines Körpers.
Es raste mit solcher Wucht auf mich und den... toten... Wolf zu, dass mir ganz übel wurde.
Plötzlich war alles wieder dunkel.
Ich öffnete meine von den Tränen verklebten Augen und starrte auf Shade.
Der Mond strahlte wieder in seinem sanften Licht auf sein dunkles Fell.
Was war geschehen?
Alles begann sich zu drehen und im nächsten Moment umgab mich die Schwärze.

"Ich kann es mir einfach nicht erklären. Wie ist so etwas möglich?"

"Ich weiß es nicht. Von solchen Fähigkeiten habe ich noch nie gehört."

"Ist sie vielleicht eine Erwählte der Mondgöttin oder so etwas in der Art?"

"Wer weiß das schon..."

"Die Browns und die Silvers wissen auch nichts von solchen... Kräften."

"Wer hätte gedacht, dass wir die Ehre haben sie in unserem Rudel zu haben. Sie muss etwas ganz besonderes sein."

"Das stimmt. Wie sonst kann jemand gar unverwandeltes ohne dabei zu sterben, jemanden aus dem Tod zurückgebracht haben?"

"Und habt ihr das Licht gesehen-

Mein Kopf schmerzte höllisch.
Und nicht nur mein Kopf, mein gesamter Körper fühlte sich wie überfahren an.
Allein das Atmen brannte in meinem Brustkorb.
Ich konnte mich nicht bewegen.

Entfernt hörte ich einige Stimmen wild diskutieren, doch ich hörte nicht was sie sagten.
Ich wollte meine Augen öffnen, doch egal wie sehr ich mich bemühte, sie zuckten nicht einmal.
Alles blieb schwarz.
Wo war ich?
Was war geschehen?
Ich konnte mich an nichts mehr erinnern.
Irgendwelche Wölfe, ein Baum, ein Bogen, der Mond und Licht....
Doch ich hatte keine Ahnung mehr warum diese Dinge in meinem Kopf herumspukten.
Was hatte ich getan?
Ich spürte die Schuld, die auf meinen Schultern lastete und Gewissensbisse, doch warum wusste ich nicht.
Ich spürte Druck auf meinen Ohren, den man immer im Flugzeug bemerkte.
Kopfschmerzen stachen gegen meinen Schädel und ich wollte nur noch, das sie aufhören.
Es war so unglaublich anstrengend zu versuchen mich zu erinnern, also ließ ich los und gab mich der Müdigkeit hin.

Als ich das nächste mal zu mir kam, waren die Stimmen verschwunden.
Ich war allein.
Ein leises Husten kam mir über die Lippen und ich öffnete langsam die Augen.
Meine Augenlider flatterten und ich fühlte mich wie in einem fremden Körper.
Die Schmerzen waren jedoch nicht weniger geworden.
Ich lag auf der Krankenstation.
Eine weiße Decke bedeckte meinen verletzten Körper.
Außer meinen Augen konnte ich nichts bewegen, mein Körper war wie betäubt.
Mein Blick zuckte zu dem Fenster, welches von weißen Vorhängen verdeckt wurde.
Draußen war es hell.
Das Sonnenlicht strahlte sanft durch die Fasern des Stoffs.

Wie lange lag ich schon hier?
Was genau war passiert?

Allmählich kehrten die Erinnerungen wieder.
Eine Gänsehaut überzog meinen ganzen Körper.
Shade, das Mondlicht...
Shade!
Alarmiert versuchte ich mich zu bewegen, aber nichts tat sich.
Er konnte nicht...
Nicht wegen mir...
Ich wollte schreien, aber außer einem Krächzen kam nichts über meine Lippen.

Ich musste zu ihm.
Er musste leben.
Er musste einfach.
Es fühlte sich nicht so an, als wäre er...
Ich konnte es noch nicht einmal denken.
Der Gedanke brachte mich noch um.

Was war nach dem Licht geschehen?
Als alles dunkel wurde?

Mein Kopf war voller Fragen und tat noch immer unglaublich weh.
Die Suche nach Antworten machte es nicht besser.

Ich musste aufstehen!
Oder jemanden rufen.
Ich musste wissen was geschehen war.

Es machte mich ganz verrückt.
Mit aller Kraft kämpfte ich gegen die Lähmung in meinen Muskeln und Gelenken, wieder misslang es mir.
Ich musste aufstehen!

Erschöpft schloss ich für einen Moment die Augen.
Nur für ein paar Sekunden...
"Ich hoffe sie wachen bald auf, dann sehen wir ob sie wirklich keinen Schaden genommen haben." Hörte ich jemanden sagen, doch konnte die Stimme nicht identifizieren.
Schnell öffnete ich die Augen wieder.
Ich sah braune lange Haare.
Cathrin stand mit dem Rücken zu mir und sprach mit jemanden.
Ich wollte mich bemerkbar machen.
Wieder versuchte ich zu rufen.
Doch mehr als ein leises Wispern gelang mir nicht.
"Shade!" Hauchte ich und starrte gebannt auf die Personen, die sich nun mit großen Augen zu mir drehten.
"Luciana!" In einem Satz war sie bei mir und schaute mich besorgt und zugleich erleichtert an.
"Hast du Schmerzen?" Ich wollte nicken, aber mein Kopf ließ das nicht zu.
Frustriert presste ich die Lippen aufeinander.
"Ist es wegen dem Tan?" Fragte sie an die andere Person gewandt, die wie ich nun erkannte Jenna war, ein Rudelmitglied.
Jenna nickte und musterte mich mit ihren grünen Augen.
"Das Tan ist ein Heilungsmittel, es ist eigentlich für übernatürliche Wesen wie Wölfe, Hexen und so weiter.
Wir haben es bei dir angewendet, weil...
Du willst sicher wissen was gestern geschehen ist." Sie atmete aus und schaute auf ihre Schuhe.
Das war im Moment das einzige, das ich wollte.

•Moonnight•✅Where stories live. Discover now