Kapitel 39.4: Kiam für SchoggoGuchen

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Leidenschaftslos blickte ich zum Fenster hinaus und starrte auf die leere Straße die nur selten von Autos befahren wurde. Immer wieder liefen ein paar Menschen vorbei, aber niemand schien zu wissen, dass unter ihnen zwei berühmte Menschen wohnten - oder gehörten wir schon nicht mehr zu den berühmten Menschen? 

»Hey! Passen Sie doch auf!«, rief eine Frau wütend hinter einem Jugendlichen auf dem Fahrrad hinterher. Wann war ich das letzte mal einfach durch die Straßen gefahren, ohne darauf zu achten, wo ich hin fuhr? Es  schien eine Ewigkeit her zu sein, aber ich hatte auch den nötigen Antrieb dazu nicht, geschweige denn die Möglichkeit. Die Frau schüttelte weiter wütend den Kopf und ging ihres Weges davon. Sie war kaum weg, als ich bereits seine Anwesenheit spürte, anschleichen konnte er sich noch nie. 

»K-kim? Bist du schon lange wach?«, fragte Liam vorsichtig und kam weiter ins Zimmer hinein und zog sich ein Stuhl heran. »Nein.«, log ich und hoffte das er nicht dahinter kam das ich log. Seit einer ganzen weile hatte ich Albträume von unserer Hochzeit. Die meisten Menschen sagten, der Hochzeitstag sei der Schönste und Unvergesslichste Tag im Leben, unvergesslich auf jeden Fall aber nicht der Schönste. Bei unserer Hochzeit wurde das Dach zerstört und hatte Liams und mein Leben kaputt gemacht. 

»Gut ... beobachtest du mal wieder die Leute?«, fragte er neugierig und blickte gespannt nach draußen, als würde dort etwas interessantes sein. »Ja.«, antwortete ich und riss meinen Blick von der Straße und schaute zu Liam. Er hatte sich in all der Zeit die wir jetzt zusammen waren so stark verändert. Von seinem starken Charakter war nur noch ein Hauch übrig durch die Hochzeit und ich machte mir wirklich Sorgen, dass er es nicht mehr zu seiner alten stärke zurück schaffen würde. Selbst wenn das der Fall wäre, würde ich ihn Lieben. 

»Warum bist du eigentlich wach?«, fragte ich verwundert und schaute auf die Uhr. Die Frage schien aber hinfällig zu sein, wir hatten schließlich schon fast Mittag. »Niall hat angerufen ... er würde gern vorbei kommen und mit uns was machen.«, meinte Liam leise und schaute mich fragend an, als würde ich über unser Leben bestimmen. Vielleicht Geistig, körperlich war aber er im Vorteil. Mir schmerzte seid ich im Krankenhaus erwachte, mein Rücken und mir wurde prophezeit, wenn ich nicht Halbgas machte, würde ich völlig das Gefühl für meine Beine verlieren. Meine Beine waren aber das kleinste Problem wenn mein Rücken mich umbrachte. 

»Das ist doch eine gute Idee, wann kommt er?«, fragte ich und räkelte mich in meinem Stuhl und stöhnte schmerzerfüllt auf als ich mich zu stark dehnte. »Gehts?«, fragte Liam prompt und sprang auf. Langsam nickte ich und wehrte ihn vollkommen ab als er mir helfen wollte mit meinem Rollstuhl. »Ich geh mal in die Küche und schau ob wir was für ihn da haben.« Mir war es schon immer extrem unangenehm gewesen, im Mittelpunkt zu stehen. Durch den Vorfall, war es noch schlimmer und ich hatte das Gefühl, den Verstand zu verlieren. 

Ich rollte in die Küche und schaute in den Schränken nach etwas essbaren das ich Niall später anbieten konnte und entdeckte dabei den Kalender auf dem Tisch. »Oh man!«, meckerte ich genervt und sah das Liam auch in die Küche kam. »Du hast aber heute noch ein Termin mit deiner Psychologin.« 

»Und du deine Krankengymnastik.«, erinnerte er mich und ich schaute noch genervter. Wir hatten uns gegenseitig angespornt etwas für eine bessere Zukunft zu unternehmen. Er versuchte durch die Psychologin in sein altes Leben zu finden. Ich hingegen sollte versuchen, auf meine Beine zu kommen, damit wir irgendwann, beide möglichst "gesund" unsere kirchliche Hochzeit erneuern konnten. Liam hatte bereits Fortschritte gezeigt, indem er wieder anfing zu singen und nicht mehr ganz auf Distanz ging. Mein Fortschritt hielt sich aber in Grenzen, ich schaffte es gerade mal durch starke Willenskraft, aufrecht zu stehen - das aber auch nicht lange, von Laufen ganz zu schweigen. 

»Ich weiß, aber ich mag nicht. Es bringt doch eh nichts.«, meckerte ich und drehte mich von ihm weg. »Oh nein!«, Liam kam zu mir und schaute mich an »du wirst nicht aufgeben! So wie ich es auch nicht werde.« Ganz kurz sah ich den Schimmer seines alten Ichs und lächelte als wäre ich frisch verliebt. Tatsächlich tat mir dieser Schimmer sehr gut und für diesen würde ich kämpfen. 

Mein OS-Buch überarbeitet ✔Where stories live. Discover now