37. Kapitel

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★Ben★

Marco sitzt neben mir auf dem Sofa und knetet seine Hände durch, hat den Blick von mir abgewandt.
Er sucht nach den richtigen Worten und höre einfach nur zu.

„Also kurz nachdem du weg musstest, hat Jolie mich angerufen und war total aufgeregt und meinte, ich muss unbedingt kommen. Dann hab ich mich mit ihr vor unserer Wohnung getroffen. Keine Ahnung wieso sie meinte, sie wartet da auf mich. Jedenfalls sind wir dann hoch gegangen. Sie hatte irgendwie stress mit Noel und brauchte einen Schlafplatz und meinte, weil sie Teil der Familie ist, wäre ich für sie verantwortlich. Bis dahin hat das noch ein bisschen Sinn für mich ergeben"
Marco atmet tief durch.

Als ich zu ihm ausrutsche, ändert sich rein gar nichts an seiner Haltung.
„Ich meinte zu ihr, ich kümmere mich um ein Hotel, in dem sie schlafen kann. Sie hat angefangen mir die Ohren vollzujammern und wollte mich die ganze Zeit umarmen, aber du kennst mich. Bei fremden hab Ichs nicht so mit Körperkontakt. Aber sie hat nicht aufgehört. Ich bin immer weiter von ihr weggerutscht und dann hat sie sich einfach auf meinen schoss gesetzt und hat versucht mich zu küssen. Ich hab sie schnell weggeschoben und bin in die Küche, um Bier zu holen. Ich dachte, wenn sie was zu trinken hat, lässt sie mich in Ruhe. Zu dem Zeitpunkt fand ich es noch wichtig, unser Geheimnis für uns zu behalten... Trotzdem bin ich rausgegangen, um Jolie ein Hotel zu reservieren. Ich wollte sie echt nicht hier haben nach der Aktion mit dem Kuss... Als ich wiedergekommen bin, hat sie endlich aufgehört zu jammern und ist wieder einigermaßen normal geworden. Wir haben getrunken und uns unterhalten. Bis dahin erinnere ich mich an alles."
Marco rauft sich die Haare.
„Ich hab das Bier nicht mal ganz ausgetrunken und war schon total benommen. Aber schlimmer war ehr die Tatsache, dass ich..." ER nimmt den Kopf aus den Händen und sieht mich unsicher an, während er den Kopf schüttelt. „Ich weiß nicht, wie mir das passieren konnte. Ich hatte noch nie einfach so einen stehen und es gab ja nicht mal einen Grund dazu. Vor allem nicht Jolie. Klar ist sie hübsch und so aber absolut nicht mein Typ"

Er wendet den Blick wieder ab, als wolle er nicht, dass ich ihn ansehe.

Ich schlucke. Marco ist empfindlich, ja, aber er ist nicht so notgeil, um mal einfach so eine hochzubekommen.
Vor allem, weil wir an dem Morgen erst noch Sex hatten.

„Jolie hat es bemerkt", meint Marco dann, wechselt wieder in die abwehrende Position, zieht die Schultern hoch, als wolle er sich in seinem Kokon vergraben. „Sie dachte es sei wegen ihr und hat sich wieder an mich rangemacht. Ich hab ihr gesagt, dass ich mit dir zusammen bin, dass ich dich liebe und das ich sie ganz bestimmt nicht geil finde." Er schnaubt. „Sie meinte, mein Schwanz würde die Wahrheit sagen" ER schließt leidend die Augen und schüttelt den Kopf.

Ich schlucke. Das alles läuft leider viel zu sehr in die Richtung, die ich vermutet habe.
Schlimm, dass ich tief in meinem Inneren hoffe, dass Marco mir erzählt, er hätte mich betrügen wollen, denn so wie das klingt hat er das nicht wirklich freiwillig gemacht.

„Ich hab ihr gesagt, dass sie ins Hotel gehen und mich alleine lassen soll. Ich hab richtig bemerkt, dass ich fast das Bewusstsein verloren habe und wollte mich ins Bett legen, aber sie ist mir gefolgt. Ich hab mich schon ausgezogen, weil ich einfach nur schlafen wollte, aber sie hat sich auch ausgezogen und zu mir gelegt. Sie hat mich geküsst und mich"
Er schluckt.
„Angefasst"
Er presst es nur hervor, klingt dabei total angespannt und verzweifelt.

„Ich hab ihr gesagt, dass sie aufhören soll, dass es mir  scheiße geht. Sie meinte, sie sorgt schon dafür, dass alles wieder gut wird und dann hat sie sich einfach auf mich gesetzt und..." Seine Stimme bricht, seine Hände zittern. Er schnieft. „Kurz nachdem es vorbei war, hatte ich zumindest genügend Kraft, sie von mir wegzuschieben und aus dem Zimmer zu zerren, aber dann warst du schon da. Und dann bin ich endlich bewusstlos geworden."

Es klingt, als sei es eine Erleichterung für ihn gewesen und das glaube ich ihm sogar.

Ich kann nicht fassen, was er mir da erzählt hat, aber ich weiß, dass es wahr ist. Er würde mich nicht anlügen, vor allem nicht, wenn es darum geht.

„Ich wollte dich nicht betrügen." Sein Körper beginnt zu beben und er schluchzt. „Es ist einfach so passiert"

Meine Augen sind schon seit einer Weile voller Tränen. Ich kann nicht fassen, was für ein schlechter Eheman ich war. Ich habe doch ernsthaft gedacht, er sei mir fremdgegangen, aber das ist er nicht. Theoretisch ja, aber...

Ich rutschte vorsichtig zu ihm auf und drücke seinen Kopf an meine Schulter.
Schluchzend umarmt er mich.

Marco ist eigentlich keiner, der mal so schnell Tränen vergießt. Er ist viel weiter entfernt vom Wasser gebaut als ich. Er weint nur, wenn er innerlich zerbricht. Und das tut er.

Leidend drücke ich ihn fest an mich. „Schh, Marco. Es ist okay. Du hast mich nicht betrogen"
Ich küsse seinen Kopf.

Ich hasse mich gerade selbst. Wie konnte ich ihm nur solche Vorwürfe machen? Ich hätte für ihn da sein sollen.

„Doch", schluchzt er. „Ich ha-hatte Sex mit Jolie und das t-tut mir s-so leid. Es tut mir so l-leid, Ben. Ich lieb-e nur d-dich"
Seine Stimme klingt schrecklich.

Ich ziehe seine Beine über meinen Schoß, damit ich ihn besser festhalten kann und er drückt sich an meine Brust.

„Ich liebe dich", weint er.

Eine Träne entflieht mir.
Vielleicht glaubt man mir das jetzt nicht, aber ich leide mit ihm

„Ich weiß, Marco. Ich liebe dich auch" Ich küsse seinen Kopf. „Ich bin nicht sauer. Ich hasse dich nicht. Du trägst keine Schuld okay?"
„Ich versteh das alles nicht" ER drückt sich fester an mich.

Er weiß überhaupt gar nicht, was mit ihm passiert ist. Es bricht mit das Herz, es ihm sagen zu müssen, aber er muss das wissen, sonst kommt er niemals damit klar.

„Sie hat..." Meine Stimme bricht. „Sie hat dich vergewaltigt, Marco"
„Nein"

Er will es sich nicht mal eingestehen.

Vermutlich wusste er es schon vorher, nur verdrängt es ziemlich erfolgreich. Aber man sieht ja, was ihm das bringt.
Was es unserer Beziehung bringt.

Ich hätte ihm einfach zuhören sollen, schon viel früher. Ich habe ihn wochenlang allein gelassen. Ich bin ein scheiß Ehemann.

Als er mir gesagt hat, dass es er gar nicht wollte, habe ich ihm vorgehalten, dass er doppelt so groß ist wie sie, dass er ein Typ ist, dass sie ihn gar nicht zeigen kann.

Doch sie hat es getan, diese kranke Miststück und ich weiß auch, wie das passiert sein könnte.

Die Liebe und die Entscheidung (bxb)Where stories live. Discover now