#8. Kapitel

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★Jax★


Gott, er ist mir so nahe!
Was soll ich denn machen?!

Ich mustere genau, wie der Fernseher sein Gesicht immer wieder in verschiedene Farben hüllt, wenn er das Bild wechselt, mustere seine weichen Gesichtszüge, die ihn viel jünger aussehen lassen, als er es ist und sehe auf seine Lippen, die nur so zum Küssen auffordern.

Aber das kann ich jetzt nicht bringen.

Um nicht in Versuchung geführt zu werden, erhebe ich mich und gehe in die Küche.

Dort atme ich erstmal tief durch und rede mir selbst Mut zu.

Eigentlich wollte ich den heutigen Abend nutzen, um unsere Beziehung in eine bestimmte Richtung zu lenken, aber ich bin einfach nicht in der Lage dazu.

Levi macht mich so unglaublich nervös.
Ich bin schon froh, wenn ich neben ihm sitzen kann, ohne einen Herzinfarkt zu bekommen...

Nach einer kurzen Zeit komme ich mit einem Wasser und zwei Gläsern wieder zurück.
Soll ja nicht so auffällig sein.

Mit Absicht setze ich mich etwa einen Meter von ihm weg.
Sonst habe ich mich einfach nicht im Griff.

Levi quittiert das mit einen seltsamen Blick. „Was soll ich denn jetzt davon halten?"

Ohne darauf einzugehen, strecke ich ihm ein Wasserglas hin.
Verwirrt nimmt er es, trinkt einen Schluck und stellt es dann auf den Tisch, ehe er die Hand nach mir ausstreckt. „Jetzt komm schon her, ich tu dir doch nichts"

Ich schlucke. „Ich gehe nicht auf Abstand, weil ich Angst vor dir habe, sondern weil ich Angst vor mir habe" ...oder davor, die Kontrolle zu verlieren.

Ich weiß, dass es nicht falsch ist, dass sich etwas für Levi empfinde, aber ich habe trotzdem Angst davor.

Bisher hat mich jeder, für den ich etwas empfunden habe, verletzt.
Was, wenn ich Levi an mich heranlasse und er tut mir das gleiche an?
Oder was, wenn ich ihm wehtue?
Oder was, wenn alles perfekt ist und einer von uns stirbt?

Es gibt noch so viele weitere Möglichkeiten, die mir wieder das Herz brechen könnten, nachdem Levi es so sorgfältig zusammengesetzt hat. Ich hasse Risiken.

Er sieht mir seinen braunen Augen entgegen und wirkt verletzt, weil ich auf Abstand blieben will.
Aber so ist es einfach besser für uns beide.

„Levi, ich..."
Ich will es ihm erklären, aber er hebt eine Hand, was mich zum Verstummen bringt, und steht auf.
„Ich wollte sowieso nachhause gehen", meint er dann.
Er zwingt sich ein Lächeln auf und geht zur Tür.

Ich weiß, so kann ich ihm jetzt echt nicht gehen lassen, deshalb gehe ich ihm hinterher.

„Levi, warte bitte"
Er steht schon in der geöffneten Tür, bleibt aber echt stehen und dreht sich zu mir um.

Ruhig schließt er die Tür hinter sich wieder und sieht mich dann erwartungsvoll an.

Ich atme tief durch und gehe langsam auf ihn zu, in der Erwartung, es würde mit jedem Schritt, den ich ihm näher komme, immer mehr wehtun, aber dem ist wie zu erwarten nicht so. Mein Herz schlägt einfach immer schneller, solange, bis ich nahe genug vor ihm stehe, sodass ich meine Hände auf seine Brust legen und zu ihm hochsehen kann.

Unsicher, was er jetzt tun soll, blickt er runter in meine Augen.
„Du verwirrst mich", gibt er leise zu und schließt dann seufzend die Augen. „Ich weiß einfach nicht, was ich mit dir machen soll, Jax. Ich weiß ja, dass du einfach noch nicht so weiß bist, aber ich... Ich hab es einfach satt warten zu müssen, weißt du? Das Leben ist viel zu kurz und viel zu wertvoll, um es an Überlegungen oder Vorsicht zu verschwenden."
Er beißt sich kurz auf die Lippe, bevor er weiterspricht. „Also sag mir bitte, ob es sich für mich lohnen wird, auf dich zu warten, denn ich will nicht daran zerbrechen"

Wie von alleine fahren meine Hände in seinen Nacken, um ihn nur ein bisschen zu mir runterzuziehen.

Ich spüre seine Hände an meinen Hüften, weiß, dass er mich am liebsten nicht mehr loslassen würde und mir geht es ja auch so.
Aber was bringt mir das?
Irgendwann ist es dann eh vorbei und es wird nur noch mehr wehtun.

Früher war Reece mein Ein und Alles, dann war Simon das einzige, das ich hatte, und jetzt ist es Levi.

Okay, ich habe noch meine Freunde und zu Tysan habe ich auch wieder ein einigermaßen gutes Verhältnis, aber es ist einfach nicht dasselbe.

Ich kann Levi nicht gehen lassen und ich weiß, dass es egoistisch ist, aber ich verwerfe den Vorsatz, ihm verbal zu antworten und stelle mich auf die Zehenspitzen, um seine Lippen mit meinen zu berühren.

Das ist nicht unser erster Kuss, es wird auch nicht der letzte sein, doch er ist verdammt bedeutungsvoll, denn es ist das Versprechen, dass ich nur Zeit brauche und, wenn diese abgelaufen ist, an Levis Seite sein werde.

Die Liebe und die Entscheidung (bxb)Where stories live. Discover now