1. Kapitel

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★Ben★

"Was ist mit den Lüftungsanlagen?" Nachdenklich knabbere ich an dem Ende eines Stiftes herum, während ich mir den Bauplan eines Clubs ansehe.

Dort sind letzte Woche 20 Menschen an einer Überdosis gestorben und jeder Anwesende im Club war total drauf, obwohl nur 10% von ihnen wirklich aktiv Drogen konsumiert haben.

In solchen Fällen, wo die Polizei einfach nicht weiter weiß, fragen sie Marco und mich.

Wir sind sowas wie Berater der Justiz geworden, weil wir uns damit einfach auskennen und so verdienen wir auch unser Geld.

Doch im Gegensatz zu mir, der hier schwer am Tüfteln ist, sitzt Marco gelangweilt auf einem Stuhl, hat die Füße verschränkt auf dem Schreibtisch der Polizistin abgelegt, mit der wir arbeiten, und dreht an einem Farbwürfel herum.

Ich werfe ihm einen missbilligenden Blick zu und warte auf meine Antwort zu dem Vorschlag, ob die Drogen über die Lüftung in die Luft gesprüht wurden.

„Gute Idee, aber leider unmöglich, weil die Lüftung an diesem Tag nicht an war.", meint Marie, die Kommissarin.

Ich versuche mein Hirn weiter anzustrengen, aber alle anderen Möglichkeiten haben wir auch schon ausgeschlossen.
Den Barkeeper, jemand der es als Salbe unauffällig verteilt hat...

„Marco, wieso bist du noch gleich hier?"

Langsam nervt er mich echt. Er hat noch keinen einzigen Vorschlag gebracht und versucht es nicht mal. Er hat sich noch nicht mal den Bauplan angesehen.

Marco legt den Würfel zur Seite, nimmt die Füße von dem Tisch und kommt endlich zu uns.

Er wirft einen Blick auf den Plan, ehe er belustigt den Kopf schüttelt. „Es ist doch ganz einfach, Leute."

Marie sieht mich aus hochgezogenen Augenbrauen an und ich verschränke abwartend die Arme.

„Wenn die Leute die Drogen nicht im Club bekommen haben, muss es schon davor passiert sein. Also wenn ich sicher gehen wollen würde, dass alle, die den Club besuchen, high sind, würde ich den Leuten hier..."
Er zeigt auf den Eingang.
„...die Drogen zuführen"

Das Schlimme ist, das ergibt auch noch Sinn. Ich

„Und wie soll das gehen? Eine Spritze als Eintrittspreis oder was?", will Marie wissen.

Ich schüttele den Kopf. „Es hatten nicht alle Nadelstiche."

„Vielleicht haben sie schnupfen müssen", vermutet Marie.

Marco wühlt derzeit in den Unterlagen herum und bringt alles durcheinander. Die Blätter, die er für unwichtig hält, wirft er einfach herum.
Marie klappt der Mund auf, als sie das sieht, doch sie arbeitet schon seit 2 Jahren mit uns und traut sich nichts mehr gegen Marcos Arbeitsmethoden Einspruch zu erheben, denn manchmal ist er ja echt hilfreich. Selten, aber Hauptsache, er ist es.

„Hier" Er legt das Bild einer der Leichen auf den Tisch und zeigt auf ihren Arm, auf dem sie einen Stempel hat.
Wir fragen uns schon lange, warum die Haut um den Stempel herum so geschwollen und gerötet ist, sind aber noch nicht darauf gekommen. Alles Logische konnten wir ausschließen. Doch genau für die abstrakten Sachen ist Marco da. Er denkt an Möglichkeiten, die mir einfach viel zu umständlich sind.

„Jeder, der in den Club will, muss einen Stempel tragen, ist doch klar, also haben die so die Drogen auf den Körper bekommen. Jedesmal, wenn sie Getränke geholt haben, wurde der Stempel erneuert und so kam immer mehr in den Körper. Vermutlich waren die Stempel mit Mirkonadeln versehen und die Farbe ist aus den hochprozentigen Drogen."

Marco verschränkt die Arme vor der Brust und prüft Maries Miene, während ich schmunzeln muss.
Er behauptet zwar immer, ich sei das Hirn und er nur die Deko, doch manchmal ist er einfach genial.

★★★

Eine halbe Stunde später lässt Marie uns wieder gehen und verlangt nach den Stempeln des Clubs und lässt die Farbe überprüfen, während Marco und ich nachhause fahren.

Die Woche über wohnen wir in unserer alten Wohnung und über das Wochenende oder wenn wir frei haben, sind wir eigentlich immer in Reece' Waldstadt, die ja jetzt mir gehört, weil er sie mir vererbt hat.

Doch eigentlich leben Jax und Levi dort und ziehen ihr Ding durch.
Sie verbringen die meiste Zeit zwar auch in der Stadt, doch wollen immer wieder dahin zurück.
Die zwei können sich einfach nicht von Reece lösen, aber ich denke, das ist schon okay so. Sie haben ihn geliebt, das vergeht nicht so einfach. Sein Tod ist auch erst drei Jahre her, ich denke, es wird noch etwas dauern, bis wir alle so richtig damit klarkommen.

Aber Marco hilft mir unwahrscheinlich dabei und dafür liebe ich ihn. Meinen Ehemann.

Erst als mich meine Gedanken zu ihm führen, fällt mir auf, dass er, seit wir heute arbeiten waren, irgendwie ruhig ist.
Er nervt gar nicht. Das ist sehr besorgniserregend.

Kurzerhand greife ich nach seinem Oberschenkel, während er fährt und streichle sanft darüber. „Warum bist so heute eigentlich so still, Schatz?"

Marco ist niemals still, nicht mal, wenn er schläft. Da rollt er sich immer von einer Seite auf die andere und nervt mich sogar dadurch.
Aber ich liebe es, von ihm genervt zu werden, ich brauche das einfach. Nach 20 Jahren gewöhnt man sich da einfach dran...

„Ich muss ständig an Marie denken", meint Marco nach einer Weile leise.

Verwirrt ziehe ich die Augenbrauen zusammen.

Er lässt mit einer Hand das Steuer los und legt sie auf meine. „Mir gefällt der Blick einfach nicht, mit dem sie dich ansieht."

Meint er das jetzt ernst?
Er ist eifersüchtig?

Ich weiß echt nicht, ob ich jetzt lachen soll.

„Und sie ruft uns immer wegen voll der unnötigen Scheiße zu sich, nur damit sie dich angaffen kann. Letzens, als sie ihre Taschen fallen lassen hat und du ihr beim Aufräumen geholfen hast, hat sie mit Absicht deine Hand angefasst..."

„Marco" Okay, meine Stimme klingt belustigt, als ich ihn unterbreche.

Was zum Teufel, bildet er sich da ein?!

„Was?" Er sieht mich sauer an. „Sie steht voll auf dich. Und verübeln kann ich es ihr nicht mal" Den letzten Satz murmelt er eher in sich hinein, weshalb ich grinsen muss.

Mein Mann spinnt doch komplett oder?

„Du bist dir aber dessen schon bewusst, dass sie erstens einen Freund hat und ich zweitens einen wunderschönen Ehemann, der meine gesamte Aufmerksamkeit für sich beansprucht oder?"
Ich versuche es mal auf die nette Variante.

Marco kneift die Augen zusammen, muss sein Schmunzeln zurückdrängen. „Erzähl mir mehr von diesem Ehemann. Ist der eine Konkurrenz für mich?"

Ich muss leicht lachen. „Auf jeden Fall. Er ist nämlich der einzige, dem mein Herz gehört und das wird auch immer so sein. Alle andren haben da gar keine Chance."

Auf Marcos schöne Lippen schleicht sich ein Lächeln.
Er führt meine Hand zu seinen Lippen und küsst den Ring an meinem Finger. Unseren Ehering, der beweist, dass Marco und ich für immer zusammen gehören werden.

Die Liebe und die Entscheidung (bxb)Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ