3. Kapitel

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★Ben★

Marco und ich kuscheln schon seit wir fertig sind an der Badtür. Irgendwie seltsam, aber egal. Mit Marco ist jeder Ort wunderschön.

Er streichelt gerade meinen Rücken entlang und massiert mich nebenbei leicht.
Ich mag diese Angewohnheit, die der schon seit ein paar Jahren hat, dass er mich beim Kuscheln auch immer gleich massiert, denn das hab ich meistens echt nötig. Ich bin immer total verspannt, was unter anderem daran liegt, dass Marco sich im Schlaf immer total verbiegt und mich dann mit sich zieht.
Und weil ich ihn nicht aufwecken will, bleibe ich dann immer so liegen, wie er es will, egal wie weh es tut.

Seine Lippen berühren meine Stirn und ich streichle über seine verbrannte Stelle.
Nach all den Jahren ist es ihm nicht mehr unangenehm, wenn ich sie berühre.
Er sagt zwar, das fühlt sich dort seltsam an, aber ich mag diese Stelle an ihm irgendwie besonders.

Es ist das gleiche bei ihm, wie bei mir mein blaues Auge.
Es ist eine Abweichung, die ein perfektes Bild leicht trübt, doch dadurch zeigt sie nur, dass der Rest umso makelloser ist.

Aber Marco ist für mich gerade wegen dieser Narbe so toll.
Ich weiß, ich sollte das nicht tun, aber dieser Narbe ist immerhin der Grund, warum wir uns überhaupt kennengelernt haben und deshalb mag ich sie so.

Die andere Narbe, die er hat und zwar am Hals, mag ich fast genauso.
Die hat erst 5 Jahre nach der anderen bekommen, doch nur, weil er sich damals vor eine Kugel geworfen hat, die auf meinen Cousin abgefeuert worden war.
Diese zeigt wie mutig Marco ist, wie tapfer, wie stark, wie selbstlos, wie bewundernswert, denn das ist er.

Ich bewundere ihn, das habe ich schon immer gemacht.
Unter anderem, weil selbst mein Onkel das getan hat.

Marcos Finger gleiten durch meine Haare und ich schmiege meinen Kopf an seinen Hals.
Gott, ich liebe ihn so sehr. Und er riecht so gut!

Verträumt küsse ich seinen Hals leicht, auch die vernarbte Stelle. Wäre fies, die zu benachteiligen.

Ich finde es nur schade, dass Marco die Narbe an seinem Hals nicht so leicht verstecken kann wie die am Bauch.
Er hasst es, wenn jemand anderes als ich seine Narben sieht, das weiß ich und ich hasse es, wenn jemand nur auf seinen Hals starrt, wenn er ihn ansieht.
Das geht gar nicht.
Als würde mein Baby nur über seinen Verletzungen definiert werden. Nein, er ist so viel mehr.

Okay, sie haben ihn geprägt, aber trotzdem.
Seine Augen sind doch trotzdem ein viel besser oft, um hinzustarren. Oder seine Lippen.
Selbst nach über 10 Jahren kann ich nicht genug von ihnen bekommen.

Ich löse mich leicht von ihm, um meine Hände in seinen Nacken zu legen und ihn leicht zu mir runter zu ziehen, damit ich ihn küssen kann.
Er erwidert er liebevoll, während er über meinen nackten Hintern streichelt.

„Ich liebe dich", murmelt er in den Kuss.
Mein Herzschlag beschleunigt sich automatisch.

Mann, selbst nach 11 Jahren ist jedes Ich liebe dich von ihm noch besonders und löst etwas Unglaubliches in mir aus.
Vor allem, seit wir verheiratet sind.

Mit einer Hand streiche ich über seine Schulter und den Arm, um seine Hand in meine zu nehmen.
Er lächelt in den Kuss und beendet ihn dann, küsst mich aber nochmal extra lange zuvor.

„Vor vier Jahren noch haben wir fast eine Nonnen-Beziehung geführt und jetzt treiben wir es mal einfach so an der Badtür miteinander", kichert er.
Ich muss grinsen. „Ich weiß zwar nicht wie du mich verzaubert hast, aber ich mag es"

Ich küsse ihn nochmal, ehe ich von meinem Schatz ablasse, weil ich ihn ja immerhin aus einem Grund bei der Dusche gestört habe.

Ich gehe zur Waschmaschine und gebe Marco dann den Brief.

„Machst du ihn auf? Ich bin total neugierig" Bittend sehe ich ihn an.
Leicht lachend nimmt er ihn an sich. „Wie oft soll ich dir denn noch sagen, dass du meine Briefe ruhig aufmachen kannst?"
Zeitgleich reißt er ihn auf.

„Das verstößt aber gegen das Briefgeheimnis", belehre ich ihn.

Ich fühle mich einfach nicht wohl dabei. Das wäre dann so, als würde ich seine Sachen durchwühlen oder so.

Marco sieht mich genervt an. „Spießer", meint er nur und öffnet dann den Zettel.

„Sooo was haben wir denn hier?" Mit einem leichten Grinsen liest er es sich durch, doch es sind mehrere Seiten, weshalb ich beschließe, mal schnell duschen zu gehen, bis er damit fertig ist.

Obwohl wir verheiratet sind, würde ich nicht einfach vor ihm duschen, wenn er zuschauen würde, sondern wenn dann nur mit ihm, doch da er gerade auf die Zeilen konzentriert ist, kann ich das schnell machen.

★★★

Als ich die Kabine öffne um rauszutreten, steht Marco schon da und hält mit ein Handtuch hin.
Ich rubbele mir damit zuerst durch die Haare, bis sie nicht mehr so tropfen und binde es danach um meine Hüften.

Marco grinst gar nicht mal anzüglich.

„Was stand in dem Brief?", will ich wissen.Ich

Es kann ja nur an ihm liegen.

Marco hält ihn mir hin.

Okay, wenn er es mir gibt, dann ist das was anders.
Nein warte, so war das nicht gemeint. Ich meinte, wenn er mir die Sachen gibt, von denen ich mich dabei unwohl fühle, sie ohne sein Wissen zu lesen...

Schon als ich die ersten Zeilen lese, vergeht mir die gute Stimmung.
Testamentseröffnung.

Oh nein, wer ist denn jetzt schon wieder gestorben?

Die Liebe und die Entscheidung (bxb)Where stories live. Discover now