Zersplittert

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Dylan ist fort. Legolas ist fort.

Mein Bruder und ich ritten mehrere Stunden und machten nur kurze Pausen. Vielleicht war dies das Beste, da ich innerlich nicht anwesend war. Armiras kümmerte sich fürsorglich um mich und stellte sicher, dass es mir den Umständen entsprechend gut erging. Den Umständen entsprechend. Die Umstände, welche kaum schlimmer sein könnten. Ich habe sie für immer verloren. Ich sagte für eine lange Zeit kein Wort.

Ich nahm es nur halbwegs wahr, wie mein Bruder die Schwerter so anordnete, dass sich vor uns ein schimmerndes Portal befand. In jeder anderen Situation hätte ich die Schönheit wertschätzen können.

"Es ist Zeit zu gehen", sagte Armiras aufmunternd zu mir. Er nahm meine Hand und führte mich auf das Schimmern zu.

Plötzlich dachte ich an Legolas. An die Zeiten, in denen wir uns anschrien oder viel schlimmer anschwiegen. Ich dachte an unseren Kuss. An den Kuss, der mir jeglichen Schmerz nahm.  "Ich will nicht", waren die ersten Worte, die ich seit unserem Aufbruch sprach.

Mein Bruder stellte sich direkt vor mich und legte seine Hände auf meine Schultern. "Du hast es dir verdient. Außerdem mache ich mir Sorgen um dich. Dies wäre die einzige Möglichkeit dich zu retten", stellte er fest.

Er meint mein gebrochenes Herz und nicht den Spinnenbiss. Ich lächelte traurig, als ich einen Schritt auf Armiras zu machte, um ihn zu umarmen. "Wir wissen beide, dass du viel mehr getan hast und es darüberhinaus möchtest. Du lebst dafür", flüsterte ich ihm ins Ohr.

Er drückte mich ein bisschen fester an sich. "Dylan und Legolas sind beide tot. Es gibt keinen Grund mehr hier zu verweilen"

Ich löste mich von ihm.
"Dylan hat mich so akzeptiert wie ich bin. Ich werde ihm niemals genug danken können, aber Legolas.. er hat mich zu dieser Elbe gemacht. Wir haben einander bewegt und ich würde es niemals rückgängig machen", erneut kamen mir Tränen hoch, aber diesmal waren sie voller Dankbarkeit.

"Nur ist Legolas zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich fort", beharrte mein Bruder stur. Wir sind uns zu ähnlich.

"Und wenn nicht? Wenn er grade noch geht, dann muss ich bei ihm sein. Außerdem möchte ich ihn beerdigen", die Worte klangen mir so fremd, als ich sie aussprach.

Langsam löste sich Armiras und sah zum Tor. Er will das hier so sehr.
"Selbst wenn es dich dein Leben kostet", mahnte er und ich wusste, dass es meine letzte Chance war, meine Meinung zu ändern.

"Mein Leben kostet es bereits schon", brachte ich hervor. Mein gebrochenes Herz kann man nicht mehr heilen.

Mittelerde war mein Zuhause und wird es auch immer sein. So war es schon immer. Ganz gleich was passiert. Ich ritt schnell, auch wenn ich sowieso zu spät war. Zu spät? Es ist doch alles schon passiert. Brachte ich mir schmerzhalft ins Gedächnis.

Dylan war tot, ebenso wie Legolas. Methor hatte es mir versprochen. Und ich hatte ihm mein Wort gegeben, dass ich ihn eigenhändig umbringe. Beide haben wir unsere Versprechen eingehalten. Ich bleibe bis zum Ende bei dir. Hatte Dylan gesagt.  Jetzt waren wir am Ende angelangt und das einzige war übrig geblieben ist bin ich in einem Scherbenhaufen.
Irgentetwas in mir fragte. Wieso mussten die die es am meisten verdient haben zu Leben sterben? Für diese Frage würde es niemals eine Antwort geben. Das wusste ich.

Ich kam zum Lager. Sah die weißen Zelte. Herumschwirrende Leute, die kaum aufpassten wo sie hin liefen. Es waren viele. Es war ein richtiges Gewirr aus Heilern, Kriegern, spielenden Kindern. Manche begannen ein Fest vorzubereiten. Sie hatten gewonnen. Als ich erblickt wurde, fingen sie an zu jubeln. Doch wieder kam kein Lächeln über meine Lippen. Ich fühle mich schuldig. Aus dem einen Zelt kam Denithil gefolgt von Nimbrethil.  Beide stolperten etwas raus. Beide waren überrascht, dass ich vor ihnen stand.

Nimbrethil war enttäuscht. Auch wenn sie es vertuschen wollte. Es gelang ihr nicht. Sie hatte meinem Bruder erwartet. Nicht mich. Jeder hatte das erwartet. "Alea.." Sagte Denithil deutlich.

"Mein Buder ist gegangen. Ich... ", jetzt hätte ich es erklären sollen... aber wie sollte ich das? Ich war entgültig gebrochen. Nein mehr noch. Ich war in tausend Teile zersplittert.  "Ohne ihn wären wir nie hier, wo wir jetzt sind. " Ja... am Boden zerstört. Ich zumindest " Er war es, der in Methors Schloss lebte. Ihn jahrelang angelogen hatte. Er hat alles aufgegeben, um mich zu beschützen. Er hat sich als rechtmäßigen Erben erwiesen." Meine Stimme  war laut und klar. Als wären mir Reden schon immer leicht gefallen. Dabei habe ich es schon immer gehasst. Du wärst eine gute Königin. Und ich wollte schreien weil mich dieser Satz wieder daran erinnerte, was ich verloren hatte.

Denithil kam von ihrem Hügel auf dem das Zelt stand, runter zu mir. Ich war etwas unvorbereitet, als sie mich umarmte. "Ich bin froh, dass du zurück bist." Flüsterte sie zu mir. Die Elben hatten aufgehört zu jubeln. Es war so still, das man eine Stecknadel fallen hören könnte. Als sich sich von mir löste, lächelte sie. Jetzt jubelten alle wieder los. Und ich konnte ein zartes Lächeln zustande bringen. Denithils Lächeln war wie immer wunderschön. "Ihr wollt euch sicherlich zurecht machen", sagte sie.

Erst vor dem Spiegel sah ich wie ich eigentlich aussah. Mein Gesicht war dreckig und voller Schnitte. Meine Haare etwas wirr und der Zopf war etwas auseinander gefallen. Die Elbe im Spiegel sah fertig aus, aber sie sah so aus wie ich. Wie die, die ich war. Erwachsen und auf irgendeine Art mächtig.

Ich hatte die Zofe weggeschickt, aber nicht ohne das sie mir ein Bad einlässt. Das Wasser war lauwarm. Das war auch gut so. Die meisten Wunden waren noch sehr frisch. Ich wusch mir den Dreck weg. Als ich fertig war zog ich das Kleid an, dass mir die Zofe hingelegt hatte. Zu meinem überraschend war es ziemlich bequem. Es war lila. Meine lieblings Farbe. Dachte ich auf einmal. Ich musste lächeln. Irgentwie waren das die Gedanken von der Alea, die ich einst war. Die aus dem Düsterwald, die immer geredet hat.  Die den Wald mit ihrem Mentor Dylan erkundet hat. Sie hat Eichhörnchen geliebt. Hatte sogar mal eins als Haustier. Bis es weglief. Das war ich damals. Nun war ich kaum noch jemand. Doch ich musste mir eingestehen. Ich liebe immer noch Eichhörnchen. Manche Dinge ändern sich nie. Ganz gleich was passiert.

Ich betrat den Raum, der den schrecklichsten Anblick verbarg. Nimbrethil saß neben Legolas, hilt seine Hand behutsam fest. Als könnte sie ihn so bei den Lebenden halten. Dabei war es offentlichtlich, dass er ging. Es gibt keine Hoffnung.

Nimbrethil hatte mich gehört. Sie drehte sich um. Sie wünschte, dass ich gegangen wäre. Nicht mein Bruder. Das hatte man ihr eben angesehen. Sie hatten sich gemocht. Vielleicht sogar mehr als nur gemocht. Doch nun war es auch zuspät. Nach einem Moment stand sie auf. Sie deutete einen leichten Knicks an. Doch das beachtete ich nicht wirklich.

Meine Augen waren völlig auf Legolas fixiert. Es tut mir so leid, aber jetzt weiche ich nicht von deiner Seite.

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⏰ Last updated: Feb 01 ⏰

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Zu zweit in der Finsternis ( Legolas FF )Where stories live. Discover now