Dunkler Spiegel

242 20 1
                                    

Wovor habe ich Angst? Ich stellte mir die Frage immer wieder auf dem Weg in den Norden des Waldes. Ist es dieser Ort? Ich kannte diesen Teil so gut. Hier wuchs ich auf. Ist meine Angst, die zu verlieren, die ich liebe? Ich blickte zu Dylan und Legolas die schweigend in meiner Nähe ritten. Ich umklammerte die Zügel fester. Ist es Methor, der mich nachts nicht schlafen lässt? Auf eine gewisse Art und Weise war es ein schöner Tag. Die Sonne ging auf. Nur meine Gedanken verweielten in der Dunkelheit. Habe ich Angst davor zu sterben? Der Spinnenbiss war tief in meinem Gewebe verstrickt.

Wir waren fast da. Dort wo Legolas damals aus der Höhle fand. Als er mich so schnell er konnte in den Palast brachte. So erzählte er es mir. Den Weg habe ich nie gesehen. Der Prinz ritt voran. Seine Rüstung edel, sein Köcher gefüllt, seine Augen etwas abwesend. Ihm machte es auch sehr viel aus zurück zukehren. Er hat auch Angst.

Ganz gleich wie sehr wir versuchten die anderen zu warnen, sie ließen nicht locker. Sie waren bereit für mich zu sterben. Nur war ich nicht dazu bereit.

Wir waren kurz vorm Ziel. Mein Herzschlag fing an unkontrolliert höher zu schlagen.

Der Höhleneingang war von Efeu und Moos versteckt. Unsere Begleiter machten sich daran ihn frei zuräumen. Ihre Hände gleiteten so schnell von Stein zu Stein, dass es nur wenige Minuten dauerte. Als sie fertig waren ging niemand hinein, stattdessen sahen sie mich erwartungsvoll an.

Ich atmete ein letztes Mal die frische Waldluft ein. Für einen Moment war noch alles vertraut, dann ging es los. Gradlinig schritt ich los. Legolas stellte sich zu meiner Rechten hin. Wir sahen einander an. Um uns gerum waren die steinernden Wände der Höhle. Wir sind hier, jedoch zu zweit. Wir sind zu zweit in der Finsternis.

Ein wehleidiges Lächeln kam von mir. Legolas erwiderte es schwach. "Alea, was auch immer hier geschehen mag. Ich bin bei dir. Wenn wir hier sterben, sterben wir zusammen", sagte der Prinz ernst und ich begann zu zittern.

"Was auch immer geschieht", wiederholte ich. Halte deine Tränen zurück.

Legolas schwieg kurz. Dann sagte er fest:"Ich wünschte ich könnte dich hiervor bewahren", in seiner Stimme war tiefe Ehrlichkeit und Bedauern.

Ich wollte dies erwiedern, jedoch wurde mir etwas klar: Er kann mich nicht allein lassen. Dieser Ort gehört zu uns. Wir müssen hier sein. Ich schwieg.

Es war Legolas, der zuerst weiterging und alle folgten im Gleichschritt. Ich konnte nicht alles, als die Steinwand anzufassen und während des Gehens über sie zu streichen. Das habe ich damals auch gemacht. Ihm Augenwinkel erkannte ich Dylan, welcher mich musterte. Ich fühlte mich unwohl und ging zu Legolas.

"Ich gehe davon aus, dass du den Weg noch kennst, oder?" Fragte ich ihn. Einfach nur um die Stille zu durchbrechen.

"Er ist mir entgangen. Dabei müssen wir einfach nur so tief, wie es diese Höhle zulässt", sagte Legolas ruhig. Er war sehr konzentriert, immer auf einen Angriff vorbereitet. Er ist ein wahrer Beschützer.

Ich spürte die kälter immer deutlicher. Ich zog meinen Umhang noch fester um mich.

"Brauchst du meinen?", sagte Legolas schmunzelt und ich musste leicht auflachen. Daraufhin war ich wieder still. Alle anderen sind so angespannt.

Wir gingen den ganzen Tag. Unsere Instinkte leiteten uns. Dabei waren wir immer insgeheim immer unsicher. Alles wurde gekennzeichnet und aufgeschrieben.

Bei einem etwas weiterem Gang kamen wir zu Ruh. Jedenfalls taten das diejenigen, die einschlafen konnten. Dylan hatte die erste Wache.

Die Schmerzen hielten mich wach. Dennoch tat ich so, denn ich wollte der Stille zwischen Dylan und mir vermeiden. Wir hatten seit unserer Trennung kein Wort mehr gewechselt.

Plötzlich hörte ich Legolas Stimme:" Ich werde von hieran übernehmen", sagte er bestimmt.

Dylan schwieg. "Seid ihr jetzt glücklich?" Fragte er dann bitter.
Ich war von ihnen weggedreht und konnte ihre Gesichter nicht erkennen.

"Warum sollte ich glücklich sein?", erwiderte Legolas. "Sie wird nicht bleiben"

Alles in mir erstarrte. Er weiß von dem Biss?

Legolas sprach weiter:"Sie wird bald weit fort gehen. Dort wo sie hingehört. An dem Ort, wo für uns kein Platz ist"

"Legt euch zur Ruh. Ich werde weiter wache halten", sagte Dylan nur.

"Wir halten sie zusammen", sagte Legolas. Danach kehrte Stille ein. Trotz meiner Wunde fiel ich in einen tiefen Schlaf.

Ich schlief nicht lange. Meine Augen öffneten sich. Dann hörte ein Zischen. Ich fuhr hoch. Vor mir erstreckte sie eine schwarze Schattenhand. Kein Körper manifestierte sich. Nur diese ein Hand. Was ist das? Ich war in Trance. Meine Hand näherte sich der des Schattens. Rettung oder Tod? Was ist ihr Sinn. Ich verlor die Kontrolle über meinen Körper. Unsere Finger berührten sich fast, als jemand meinen Namen rief und die Hnd verschwand. Ich wusste nicht wer mich aus der Trance holte. Alle starrten mich an. Sie hatten die Hand auch gesehen, aber viel später.

"Dieser Ort wird immer unheimlicher", sagte ein Krieger. "Was war das?" Fragte er.

Ich zuckte mit den Schultern. "Ich weiß es nicht", gestand ich wahrheitsgemäß. 

"Jedenfalls solltest du sie nicht anfassen", brachte Dylan streng ein.

Mir war bewusst,  dass er sich nur sorgen machte, dennoch regte es mich auf. "Das ist meine Entscheidung", konterte ich knapp.

"Ich will nur ungern ihm recht geben, aber er hat recht. Von nun an bleibe ich unmittelbar in deiner Nähe und verzichte auf Ruhe", meldete sich Legolas zu Wort.

Der ganzen Fürsorge zu trotz wurde ich wütend. "Tut nicht alle so, als wäre ich ein kleines Kind. Ich kann auf mich selbst aufpassen", meine Stimme war voller Zorn. Sie denken nicht daran, was ich alles schon erlebt habe. Ich war dem Tod so oft Nahe, dass ich aufgehört habe zu zählen. Ich kann mich und andere heilen mit Mächten der Valar selbst.

Unsere Gruppe machte sich auf den Weg. Immer tiefer in die Finsternis.  Ich vermisste die Sonne jetzt schon. Die Luft war zu stickig.

Plötzlich hörte ich das Zischen. Diesmal noch lauter. Ich folgte der Quelle des Geräusches oder zumindest den Ort, von wo ich es vermutete. Da war sie wieder. Diesmal nicht nur die Hand, sogar der ganze Arm. Vertraue deinem Instinkt. Ich ergriff die Hand schlagartig. Dann stürtzte die Decke ein. Die Erde bebte. Alles ging so schnell. Jemand schubste much grob zur Seite und ich fiel unkontrolliert einen Abhang hinunter.

Ich kam mit dem Rücken auf. Der Schmerz zog durch meinen gesamtem Körper. Ich wusste nicht, wo oben und unten war. Alles war verdreht. Ich bin verdreht.

Zuerst spührte ich die Kälte unter meinen Fingerspitzen, dann verstand ich es. Ich schaute um mich herum. Ich lag auf einem zugefrorenen See. Mein Kopf war sich meiner Situation bewusst, jedoch reagierte mein Körper nicht auf mich. Ihr Einklang wurde zerstört. Ich musste mit ansehen wie mein Körper sich planlos versuchte sich zu orientieren.

Später erkannte ich Dylan. Er hat sich hingestellt. Sein Blick war wissend, jedoch besorgt. Weiter hinten stand Legolas. Beide sahen mich besorgt an. Sie befanden sich am Ufer, während ich in mitten des gefrorenen Sees in dieser Höhle lag.

Ich richtete mich auf. Was soll ich nur tun? Ohne dass ich es wollte, stieg Panik in mir auf.

Legolas war der erste, der die Stille brach:"Alea du musst ruhig bleiben. Einen Schritt nach dem anderen zu mir", redete er ruhig auf mich ein.

"Nein, du musst zu mir. Hier ist es kürzer", erwiderte Dylan.

"Dort ist das Eis zu dünn", sagte Legolas schnell.

Ehe ich mich entscheiden konnte hörte ich das Eis knarschen. Ich sah wehleidig zu den beiden. Dann brach ich ein. Ich fiel in die kalte Endlosigkeit des dunklen Wassers.

Zu zweit in der Finsternis ( Legolas FF )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt