Verständnislos

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Aragorn machte sich zu Théoden auf. Legolas und ich blieben zurrück. Der ganze Mut, mit Legolas zu reden, hatte mich verlassen. Unbeholfen stand ich einfach nur da, vermied ihn anzusehen. Was soll ich sagen? Sollte ich einfach gehen? Nein. Er erwartete, dass ich etwas sage. Und doch sagte ich nichts. Dabei wollte ich es unbedingt.
Er sah mich an. Verständnisvoll? Verständnislos? Ich wusste er nicht. Seine Augen fesselten mich. Zwangen mich  sie anzusehen. So war es mir öffters ergangen. Als wir zu zweit waren, doch war sein Blick nie so wie jetzt. Der anfängliche Ausdruck verschwand. Und in diesem Augenblick wurde mir klar, dass ich kein einziges Wort rausbringen konnte, wenn er mich so ansah. Ich löste mich aus seinem Blick, obwohl ein Teil von mir das nicht wollte. Ganz gleich wie er mich ansah. Er sah mich an. Guckte nicht gleich weg. Und doch drehte ich mich schnell um, ging weg.

Ich wollte mich verstecken. So wie ich es damals getan habe, als Kind. Auf irgenteinen Baum klettern und nicht wieder auftauschen, bis die Sonne verschwand und der Düsterwald noch gefährlicher wurde und mich mein Bruder oder meine Eltern fanden. Zusammengerollt. Als könnte die Äste mich vor allem beschützen.

Hier gab es kaum etwas, wo ich mich hätte verstecken können. Oben an einer der Mauern nahm ich Platz. Ich guckte auf Berge die einen einschlossen. Hinter mit hörte ich Schritte. Legolas war mit gefolgt. Natürlich ist er das. Innerlich musste ich schmunzeln. Das war typisch für ihn. Er wollte Antworten. Sowie ich. Er stand einen Meter hinter  mir und doch waren wir weiter von einander entfernt als jemals zuvor. Ich hätte mich umdrehen sollen, doch stattdessen blieb ich einfach an Ort und Stelle und rührte mich nicht.

"Legolas. Es tut mir leid." Versuchte ich ein Gespräch anzufangen. Ich bin genug weggelaufen. Ich drehte mich immernoch nicht um.

"Ach.. tut es das?" Legolas erste Worte die er nach all den Jahren direkt zu mir sprach waren kalt und vorwurfsvoll. Was hatte ich auch erwartet? Das alles nach einem 'tut mir leid' wieder gut zumachen war? Nein sicherlich nicht.
"Ich verstehe es  nicht. Was machst du hier? Nach all den Jahren?"
Er wollte eine Erklärung. Eine vollständige. Was sollte ich ihm sagen? Das sein Kuss mich schlussendlich völlig aus der Bahn schmiss und alles mir zuviel gewesen war? Das wäre beinahe ein Liebesgeständnis. Damals fragte er mich. 'Alea... Lieb ihr mich?' Er hatte nie gesagt, dass er mich liebt. Haben seine Augen nicht für sich gesprochen?- Sicherlich nicht.

Ich muss etwas sagen. Ich versuchte vergeblich etwas zu sagen. " Ich wollte damals nicht gehen. Ich wollte im Düsterwald bleiben.Doch- " Erst jetzt realisierte ich, dass ich das gesagt hatte. Wieder brach ich ab. Sonst rede ich so viel...

"Doch?" Legolas Stimme war eindringlich. " Sagt etwas, bitte."
Mein inneris Schrie. Weil alles damals zuviel für dich war. Weil du Angst hattest. Weil du auch angefangen hast mehr für ihn zu empfinden und es vielleicht tief in dir immernoch tust.
Doch ich sagte es nicht. Stattdessen sagte ich in einer Mischung aus Trauer und Belustigung: " Hast du verlernt mich zu dutzen?"

"Dich? Vielleicht die die du einst warst. Doch es hat sich vieles verändert. Du hast dich  verändert. Du bist nicht die Alea, nicht die die ich kannte. Sie ist gestorben...und ihr seid übrig geblieben."

Ich versuchte regelmäßig zu atmen. Nicht völlig in Tränen auszubrechen. Sie ist gestorben und ihr seid übrig geblieben. Diese Worte hallten nach. Natürlich war viel Zeit verstrichen. Die Zeit verändert einen, manchmal wenig manchmal sehr. Meistens sehen wir es selbst nicht.  Doch so sehr wie Legolas meint kann ich mich nicht verändert haben.
"Es hat sich nicht alles verändert!" Sagte ich etwas lauter.
"Stimmt. Du hast nicht aufgehört zu lügen. Genau wie vor all den Jahren. Du konntest mir noch nie die Wahrheit einfach ins Gesicht sagen."
Er meinte den Spinnenbiss. Andem ich fast gestorben wäre. Noch ein Geheimnis. Niemand wußte wie ich überleben konnte.
Ich habe ihm das doch nur nicht gesagt, um ihn nicht zu verletzen. Ich habe es nicht für mich getan. Ich hatte immer angenommen, dass er es verstanden hat.

Zu zweit in der Finsternis ( Legolas FF )Where stories live. Discover now