Der Angriff

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Legolas war vor einigen Wochen zurück in seine Heimat gereist. Ich habe seitdem nichts mehr von ihm gehört.

Ich hatte sein Verschwinden immer noch nicht realisiert. Obwohl ich es nicht wollte, musste ich mir eingestehen, dass ich ihn vermisste. Was er wohl grade macht...
Am schlimmsten waren die Besprechungen mit Denithil und ihren Berater.

Ich vermisste die flüchtigen Blicke, die wir uns immer zuwarfen. Sein Lächeln, seine Stimme...

Ich schließe meine Augen, um Legolas genau vor mir zu sehen. Ich sah ihn nicht als Elbenprinzen. Ich sah nur ihn.

"Alea?" Hörte ich eine Stimme sagen und ich öffnete meine Augen. Denithil sah mich besorgt an.

"Tut mir leid", brachte ich nur heraus.

Denithil sah mich für eine kurze Zeit einfach nur an. Ihr Blick zeigte Verständnis. Ich tat es öfters. Meine Augen schließen um aus dieser Situation für Sekunden zu entfliehen.

Denithil und ihre Berater drängten mich dazu eine Entscheidung zu fällen. Sie wollten angreifen, aber ich hielt das für keine gute Idee. Offiziell hatte dieser Krieg noch nicht begonnen und jeder falsche tritt, konnte mein Ende bedeuten. Ich musste vorsichtig sein.

Mitten in der Nacht weckten mich laute Rufe. Ich stehe auf und als ich grade nach sehen will stürmt Dylan in mein Zelt.

"Sie greifen an", sagte der Elb nach Luft ringend. Ich zog so schnell ich konnte meine Stiefel an und nam mein Schwert.

Ich ging aus das Zelt. Hinein in die Kälte der Nacht.
Dylan blieb an meiner Seite. Ich sah das Grauen. Die Krieger Lóriens gegen die von Methor. Ich wusste nicht, was ich von Methors Armee erwartet hatte, aber was ich sah war erbarmungslos. Sie sind stark.

Dylan und ich zögerten nicht und rannten, um den Kriegern zu helfen. Meine Fähigkeiten hatten sich enorm verbessert und trotzdem war Dylan mir um einiges vorraus.

Er kämpfe gegen zwei Elben, gleichzeitig. Die Elben sahen fremd aus. Wild und irgendwie zerstreut, auch wenn ihr Kampfstil sehr präzise war.

Ich hatte dem Elben vor mir ein paar Wunden zgefügt und er beschloss in den Wald zu fliehen, als ich sah wie Dylan einen Schrittfehler machte und so mit sein Rücken ungedeckt war. Der Elb, mit den rotem Haar erkannte dies auch und holte aus. Ich handelte instinktiv und blockte den Schlag ab. Dylan und ich standen Rücken an Rücken und kämpften gegen unsere Angreifer. Wie damals.

Mein Herz schlug höher, als ich etwas realisierte.
"Nimbrethil ist noch im Krankenzelt", sagte ich laut zu Dylan und er verstand. Sobald es uns möglich war rannten wir zu jenem Zelt. Ich konnte den Eingang schon fast berühren, als das Zelt in Flammen aufging. Eine geflügeltes Wesen, nun vom Licht hell erleuchtet, ragte über unseren Köpfen hinweg. Es war groß, jedoch recht schlank und pechschwarz. Es erinnerte mich an das Wesen unter dem Düsterwald. Das Zelt verbrannte in den gelben Flammen in Augenblicken. Ich stand wie angewurzelt da. Nicht ansatzweise begreifend, was ich grade sah. Methor hatte die Wesen aus den Höhlen geholt und nun war Nimbrethil tot. Ich war in einem Zustand zwischen Schock und Trauer. Nicht sicher, was zutreffender war. 

"Alea, wir müssen hier weg", Dylans Worte zogen mich in die Wirklichkeit zurück. Wir standen ungeschützt da. Ich erkannte dies und wir begaben uns beide wieder in den Kampf, jedoch zogen sich immer mehr Gegner zurück, während die Schattenwesen unaufhörlich Teile des Lagers verbrannten. Mein Zelt ist unbeschadet. Dieser Kampf ist nicht dazu da um mich zu töten. Sie wollen mich verschrecken.

Ein paar Krieger versuchten das Feuer zu löschen. Ich wollte ihn helfen, jedoch wurde mir von dem Rauch schwindelig, sodass ich nichts mehr sehen konnte. Ich ging in die Richtung des Waldes. Wohl wissend, dass dort noch Anhänger von Methor sein könnten.

Als das Schwindelgefühl nachließ, war meine Sicht noch verschwommen. Ich ging auf die Knie in der Hoffnung, dass man mich so schwerer erkennen würde.

"Dylan?" Flüsterte ich leise. Ich bekam keine Antwort. Ist er überhaupt hier? Ist er dabei das Feuer zu löschen? Was ist, wenn er getötet wurde? Er wäre das perfekte Ziel. Ich versuchte nicht daran zu denken, doch drei Worte schwirten in meinem Kopf und wollten nicht gehen.
Ausgelöscht. Begraben. Verweht.
Methors Drohungen. 

Meine Sicht kam langsam wieder. Grade noch rechtzeitig, denn einer von Methors Kriegern hatte mich entdeckt. Der Elb mit dem dunklem Haar lächelte triumphierend. Er hob sein Schwert, in letzter Sekunde rollte ich mich zur Seite. Dadurch verlor ich für einen Augenblick die Orientierung. Einen Augenblick zu spät. Erneut raste die Klinge des Elbens auf mich zu.

Im letzen Moment wurde sie von einer anderen abgeblockt. Kurz darauf wurde die Kehle meines Gegners durchgeschnitten. Ich erhob mein Gesicht. Meine Sicht war immer noch leicht verschwommen, jedoch wurde ich die rabenschwarzen Haare überall erkennen. Nimbrethil stand in voller pracht über mir. In ihrer Hand eine Art Speer, der an beiden Enden Klingen, in der größe von Dolchen, hatte. Sie stand aufrecht, nichts würde darauf hinweisen, dass sie vor kurzem noch um ihr Leben gekämpft hat. Sie reichte mir ihre Hand und ich ergriff sie.

Sie lächelte schief und sagte :" Dafür, dass wir uns nicht mögen, sind wir ziemlich gut zusammen"

"Ich mag dich", sagte ich ohne zu zögern. Auch wenn ich den Grund nicht kannte.

Nimbrethils Lächeln erweiterte sich.
"Ich kämpfe für dich", sagte sie sicher. Sie wechselt einfach so die Seite?
In meinem Kopf waren wieder Legolas Worte. Du kannst ihr nicht trauen.

"Du schuldest mir nichts", ich hatte sie gerettet, sie hatte mich gerettet.

"Das stimmt, dass tue ich wirklich nicht. Nur gibt es Dinge, die du wissen musst", ihre eisblauen Augen sagten mir, dass ein Teil von mir es nicht wissen wollte. Ihr Lächeln erstarb. Ich fand keine Worte. Ich warf einen Blick auf das Lager. Der Feind wurde zurückgeschlagen und das Feuer gelöscht. Methor hat so viel Schaden angerichtet.

Als ich mich wieder in Richtung des Waldes blickte, war Nimbrethil fort.

Ich ging langsam zurück ins Lager. Mein Kopf tat unglaublich weh, jedoch war es aushaltbar.

Ein wohlbekannter Elb mit grünen Augen und braunem Haar stürmte auf mich zu und umarmte mich hektisch. Ohne mir eine Chance zu geben, etwas zu sagen, sagte er:
"Alea, als ich dich eben nicht gefunden habe... dachte ich... ich dachte ich hätte dich verloren. Ein Gefühl bekam mich. Ein Gefühl dich zu verlieren ohne dir je gesagt habe dich... dich zu lieben. Alea, ich liebe dich"

Zu zweit in der Finsternis ( Legolas FF )Unde poveștirile trăiesc. Descoperă acum