Mottenflügel

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Ich dachte man würde ruhig sterben. In Frieden. Es würde einfach dunkel werden. Und dann ist es vorbei. Aber in meinem Kopf war ein Chaos. Nicht mein ganzes Leben spielte sich vor meinen Augen ab. Es war nur eins was in meinem Kopf noch war. Legolas. Mir kamen alle Momente, die wir miteinander erlebt hatten in den Sinn. Alle durcheinander. Verschwommen. In den meisten war alles um uns herum dunkel. Nur er war zu sehen. Er rief meinen Namen. Immer wieder. In all den Arten, die ich von ihn kannte. Und dann plötzlich war es kein durcheinander mehr. Es war nicht mehr verschwommen. Legolas zielte seinen Bogen auf mich, und dann...

Meine Augen öffneten sich. Mein Herz raste. Es dauerte eine Weile bis ich wieder etwas erkannte. Ich lebe. Mir war kalt. Ich wusste nicht wo ich war. Ich hatte Schmerzen. Aber ich war am Leben. Das Bett, wenn man es überhaupt so nenn konnte, auf dem ich lag war unbequem. Die Decke unglaublich dünn, sodass ich den Wind auf meiner Haut  spüren konnte. Ich war dort, wo verletzte hingebracht worden. Nicht mehr viele waren da. Drei Betten weiter erkannte ich einen älteren Mann. Aber ansonsten war kaum wer anwesend.
Ich versuchte mich aufzusetzen. Doch schaffte ich es nicht. Mein Handglenk knickte immer wieder ein. Was ist passiert? Ein Heiler. Ein Elb mit braunem Haar kam auf mich zu. Wahrscheinlich aus Bruchtal. Er sparte sich eine Begrüßung. "Wartet ich helfe euch." Er half mir mich aufzusetztzen. "Eure Augen sind ganz glasig. " Er redete eher mit sich selbst, als zu mir.  "Aber fieber habt ihr anscheinend nicht." "Was ist passiert?" Fragte ich ihn. "Gewiss, ihr seid im Kampf verletzt wurden. Ein Pfeil wurde euch in eure linke Schulter geschossen, sehr knapp an eurem Herz vorbei. " Es hat sich so angefühlt als wäre es mein Herz. Legolas hatte mein Herz ein Stück gebrochen. Ich hatte einen Verband an der Schulter und einen am Handgelenk. Wahrscheinlich ist meine linke Hand gebrochen... Ich werde nie wieder so Bogenschießen können wie früher...

"Legolas Grünblatt hat euch hier her gebracht. Kurz darauf begab er sich wieder zum Schlachtfeld." Plötzlich bekam ich schreckliche Angst. " Wir haben gewonnen. Der Prinz war danach noch kurz da, um nach euch zu schauen. Ist aber als er gesehen hat das euer Zustand sich stabilisiert hatte gegangen. " Würde er noch etwas für mich empfimden, wäre er noch hier... aber das war er nicht. "Danke" sagte ich. Aber der Heiler sah so aus, als wäre er noch nicht ganz fertig. Ich guckte ihn erwartungsvoll an. Er wirkte betrübt. "Der Pfeil in eurer Schulter war von einem Elben." Alles in mir erfror augenblicklich. Dabei war es von Anfang an klar gewesen.  "Ihr meint..." "Sowas kann immermal passieren. Ein Pfeil trifft jemanden ausversehen. Es ist nicht ungewöhnlich. " Ich stand genau an der Mauer. Es war kein Unfall, kein Misgeschick. War es wirklich Legolas? Könnte ich ihm das zutrauen? Doch es musste Legolas gewesen sein. Es muss eine Kurzschluss-Reaktion gewesen sein. Eine Sekunde in der er seinen Hass gegen mich freiem Lauf gelassen hat. "Ich möchte Legolas sehen. " "Gewiss ich werde jemanden schicken-" "Nein" unterbrach ich schnell. "Bitte geht persönlich. Könntet ihr das tun?" Elben sind unglaublich freundliche Geschöpfe. Er hatte eigentlich keine andere Wahl. "Nagut. Ihr rührt euch nicht von der Stelle. " Ich kann mich kaum bewegen... wo sollte ich bitte hin? Jetzt wo er weg war kamen die Tränen hoch. Ich habe ihm meine Gefühle gestanden. Er muss mich wirklich hassen. Ich winkelte meine Beine an. Legte meinen Kopf auf meine Knie. Nicht verzweifeln. Dabei war dies unmöglich. Ich schreckte auf als ich Schritte hörte. Ich strich mir schnell die einzelnden Tränen weg. " Du bist tatsächlich gekommen." sagte ich, lachte leicht sarkastisch auf. Ich versuchte in seine Augen zu gucken, doch er sah mich nicht an. Starrte auf den Boden. Er erwiderte nichts. "Du hast verfehlt, aber auch nur ganz knapp." Sagte ich, nachdem die Stille unerdräglich wurde. Mir kamen wieder Tränen in die Augen. Du hast genug geweint. Sei stark. Aber es war so schwer. Legolas bedeutete mir immer noch etwas. Das wusste ich jetzt. Und desswegen tat es um so mehr weh, dass er mich fast erschossen hatte. "Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich das war..."
"Der Pfeil war von einem Elb. Erklär mir wer ihn sonst angeschossen haben soll. Du standest genau vor mir. " Rechtfertigte ich mich. Bitte hör auf dich rauszureden. Du machst es damit nur noch schlimmer...

Seine Stimme war laut. Er sagte schon beinahe wütend.
"Denkst du wirklich ich wäre das gewesen? Denkst du wirklich ich würde das tun? " Auf einmal wurde seine Stimme ganz sanft und traurig zu gleich." Ich hätte den Pfeil niemals losgelassen. Ich hätte dir niemals wehgetan." Hast du bereits schon. Schon lange.
Verdräng alle Gefühle und denk mit dem Kopf. So macht es Legolas auch. Dann tut es nicht so weh. Und es funktioniert bei ihm.
"Mir? Alea ist gestorben. Ich bin das was übrig geblieben ist. Schon vergessen?" Es war viel leichter nur auf seinen Kopf zu hören.

"Das habe ich nur so gesagt. Es war unüberlegte. Es tut mir leid." Ich sah mich nicht an. Diese Entschuldigung reichte mir nicht. Er sagte sie einfach runter, meinte es nicht wirklich so.
"Ach wirklich? Ich vertrau dir nicht." Sagte ich wahrheitsgemäß.  Wahrheitsgemäß? Du würdest von einer Klippe springen, wenn er dir sagen würde, dass er dich unten auffängt... Bevor er einen Pfeil auf mich geschossen hatte, war es vielleicht so.

"Genau. Als wir uns aufhörten zu vertrauen, ist das was wie hatten zerbrochen. " "Das was wir hatten?" Ich lachte leicht bitter auf. " Ein Wort hätte gereicht und ich wäre dir damals überallhin gefolgt. " Sagte Legolas ernst. Und in diesem Moment zog sich mein Herz fest zusammen. Ich war immer der Meinung, dass wir nie glücklich geworden wäre. Mein Kopf redete es mir auch immer wieder ein. Aber mein Herz stellte sich insgeheim immer vor wie wir irgentwo hingegangen sind. Irgendwo hin, wo niemand uns kannte. Aber es war zuspät. Er hatte nicht mehr die Gefühle für mich, wie ich für ihn. Es war nie die wahre Liebe. Legolas sah mich einfach nur an. Nicht direkt ins Gesicht. Dann ließ er den Blick von mir ab. Eine Träne entfloh meinem Auge. Wir haben uns damals geliebt. Aber nun war es zuspät. Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der wir einfach nur da saßen und uns anschwiegen und begriffen was wir eigentlich alles verloren hatten, sagte Legolas knapp.
" Der Pfeil gehörte nicht mir."

"Von wem dann? " Sagte ich energisch. " Ich habe es so satt. Es hört nicht auf. Die Fragen. Immer mehr kommen hinzu und wir können uns immernoch kein bisschen erklären. Ich will nur Antworten." Noch eine Träne.

" Ein Teil von mir wollte das auch immer. Nur manchmal müssen wir das was in der Vergangenheit liegt hinter uns lassen. " Seine Worte waren eindringlich. Er wollte dieses Gespräch schnell hinter sich bringen.

"Ich glaube dir nicht. Dich hat es auch nie losgelassen. " Für einen Moment kam Hoffnung in mir auf. Vielleicht war es noch nicht zu spät. Vielleicht- doch Legolas unterbrach meine Gedanken.
"Und wenn. Dann lässt es mich nie wieder los. "

"Es ist noch nicht zuspät. Wir können es zusammen herausfinden. " Hab ich das grade wirklich gesagt. -Ja. Weil etwas in dir für ihn immer Gefühle haben wird. Und weil ich es nicht kann. Ich konnte nicht nur auf meinen Kopf hören. Mein Herz wird immer gegen Ankämpfen.

"Ich kann nicht." Ich sah wie Legolas mit sich selbst rang. Er ließ es sich kaum anmerken, aber ich sah es. Ich sah hinter seine Fassade. Er hatte mich einmal hinter sie sehen lassen, mir bedingungslos vertraut...
"Wieso nicht? Was-" Er unterbrach mich.

"Du verstehst es einfach nicht, oder? " Er sah mich verständnislos an. 

"Was? Was verstehe ich nicht? Rede endlich mit mir. " Ich war aufgesprungen. In diesem Moment ignorierte ich die Schmerzen. Meine Fingerspitzen berührten sein Handgelenk. Eine Berührung so zart wie Mottenflügel.

Er sah mir zum aller ersten Mal seit langem wirklich wieder in die Augen.
"Ich hoffe nach diesem Krieg müssen wir uns nie wieder sehen." Sagte Legolas. Er zog sein Handgelenk weg.
Und da sind wir wieder Alea. Du machst dir falsche Hoffnungen und am Ende tut es nur noch weh.

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Hey! Ja da bin ich schon wieder mit einem neuen Kapitel. Ich hoffe das letzte Kapitel war nicht zu schockierend...
Denkt ihr Legolas sagt die Wahrheit? War der Pfeil von ihm oder nicht?

Ich freue mich sehr, wenn euch das Kapitel gefällt♡

-Annie♡

Zu zweit in der Finsternis ( Legolas FF )Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ