Über einen alten Freund

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Legolas war gegangen. Und ich war sogar froh drüber. Ich wollte ihn nicht sehen. Einfach vergessen. Nur gränzte dies an die Unmöglichkeit. Das was damals passierte ließ mich nicht los. Vielleicht wird es das auch nie. Der Heiler machte  die Verwundeten für den Weg nach Rohan bereit. Ich hatte mich rausgeschichen. Die Flure waren Kalt. Ich trug ein weißes Kleid aus dickem Leinenstoff. Das Kleid, das ich beim Kampf trug war zerrissen, voller Blut und Dreck gewesen. Ich hätte noch eine Infektion bekommen können und das wäre in meinem sowieso schon schlechtem Zustand katastrophal geendet. Ich ging durch die kalte Festung. Die meisten hatten sie schon verlassen. Was mache ich jetzt eigentlich? Wieder durch die Lande streichen und meinen Bruder suchen, den ich niemals finden werde...
Ich wusste es nicht. Gibt es in dieser Welt überhaupt einen Platz für mich?

Ich ging dorthin, wo die meisten Frauen, während dem Kampf waren. Ein paar Frauen waren noch da. Unter ihnen auch Harvell. Mein Herz blieb stehen. Boromir. Mir kamen Tränen in die Augen. Es tut mir so leid... Ich wünsche mir ich könnte sie Zeit zurückdrehen und ihn retten. Aber es war zuspät. Ich wusste es. Harvell wusste es. Ihr Kind wusste es. ' Ich werde ihm beibringen wie man jagt, wie man kämpft und natürlich wie man trinkt. 'Ich hätte Boromir ein glückliches Leben mit seiner Familie gewüscht. Doch er war tod.
Harvell erkannte mich.
"Alea. Ich dachte schon ihr hättet es nicht geschafft. Schön euch lebendig zu sehen. " Begrüßte sie mich.

"Mein Beileid. " Mehr bekam ich nicht raus. Ich wollte mehr sagen, doch ich wusste nicht was.

"Ich habe ihn noch gar nicht gesehen. Ich war so mit den Aufräumarbeiten beschäftigt. " Sie versuchte ihre Trauer nicht zu verstecken.

"Ihn gesehen?" Fragte ich nach.

"Seinen Leichnam. Ich glaube ich muss mich endgültig von ihm verabschieden. " Sie sprach leise. Sie wirkte auf einmal sehr verletzlich.

"Wäre es dir recht, wenn ich mitkomme?" Fragte ich sie, obwohl ich mir nicht sicher war, ob ich den Anblick ertragen würde.

"Natürlich." Sagte sie. Was habe ich getan?  Das Gefühl der Schuld drohte mich zu erdrücken, aber ich blieb ruhig. Und ging mit Harvell zu der Halle in der die Toten ruhten. Man musste nicht lange nach Boromir suchen. Er lag auf eine art Tisch. Er sieht so friedlich aus. Dachte ich. Und das tat er wirklich. Seine Haut war Schneeweiß. Man sah seine Wunden. Aber die Pfeile hatte jemand entfernt. Sein Mund war leicht geöffnet und ich bildete mir ein kleines Lächeln ein. Ein Lächeln, dass sagte 'Alles wird gut.' Harvell starrte ihn einfach nur an. Dann lächelte sie leicht. Ihr Kind sah seinen toten Vater einfach nur an. Er kämpfte gegen die Tränen an. Er war für sein Alter und das was er durchmachte schon sehr tapfer. Und in diesem Augenblick wurde mir klar, dass ich mit Schuld an seinem Tod hatte.
"Ich bin schuld. Ich hatte beide Pfeile aufhalten können, aber ich habe versagt. " Harvell sah mich an. Aber sie sagte nichts. Dabei hoffte ich so sehr sie würde etwas sagen... irgendetwas. Aber sie war still. Sie guckte zu ihrem Kind und sagte.
"Gehst du bitte. Ich habe etwas vegessen. Hol unsere Sachen und warte vor der Tür. Ich komme nach."
Jetzt erwartete ich, dass sie mich anschrie, weinte oder sonst etwas machte. Aber als sie anfing zu reden, erzählte sie mir etwas anderes.

Vor langer Zeit in Gondor

Harvells Sicht:

Hier stand ich nun. Allein. Warum ist er nicht gekommen? Ich hatte mir geschworen nicht zu weinen. So hatte mich mein Vater nie erzogen... Mein Vater... Der Mann, der mir das Schmieden begebracht hat. Er machte Rüstungen und Schwerter aus schwerem Eisen. Ich machte eher kleine Sachen aus Gold und Silber. Etwas wie Gürtelschnallen, Armbänder, Ketten.
Ich atmete die kalte Nachtluft ein. Ich sah Gondor an. Die Sterne leuchteten schwach. Eigentlich wollte ich jetzt schon aus dieser Stadt verschwunden sein. Aber die Person, die ich dafür brauchte war nicht da... Boromir. Er war nicht gekommen, obwohl er es mir versprochen hatte. Ich weiß noch wie ich ihn kennengelernt habe. Ich wollte ihm damals Ware von mir andrehen. Und irgenwie wurden wir beste Freunde. Es schien alles perfekt zu sein. Bis mein Vater mich mit einem völlig fremden Mann verlobte. Er war adlig. Und da mein Vater immer schon bessesen danach war, unsere Famlie in den Adel zu bringen, wurde ich nie nach meiner Meinung gefragt. Aber ich nahm es nicht hin. Ich wollte diesen aufheblasenden Volltrottel nicht heiraten. Boromir und ich hatten es so lange geplant, wie ich fliehen werde. Er wollte mir helfen. Er konnte nicht gehen. Er hatte zu viele Verantwortungen. Aber er wollte alles versuchen. Am Tag der Hochzeit bin ich einfach nicht erschienen. Ich wollte mich mit Boromir hier treffen, aber er kam nicht. Er hatte mich in dem Augenblick. An dem ich ihn am meisten brauchte im Stich gelassen. Nun war es mitten in der Nacht und ich wusste nicht wohin. Mein Verlobter sucht mich bestimmt... und ist rasend vor Wut. Es würde sicherlich nicht lange dauern, bis er mich finden würde. Ich hatte genau hier einmal mit ihm gesprochen. Es war kein schönes Gespräch. Trozdem war es mein lieblings Ort. Ich weiß nicht wie lange ich da stand, doch irgentwann hörte ich Schritte. Ich guckte hinter mich. Für einen Moment hoffte ich, dass Boromir hinter mir steht. Aber es war kein geringender, als mein Verlobte. Er war wütend. Dabei war 'wütend' nicht der Richtige ausdruck. Er war ein explodierender Vulkan. Vielleicht traf das es besser. "Wie konntest du das tun?! Du hast mich vor allen Leute blamiert!" Schrie er mich schon an. Ich sagte nichts. Er wusste schließlich schon genug wie sehr ich ihn hasste. Ich kommte nicht mehr zurück. Ich konnte meinem Vater nicht mehr unter die Augen treten. Boromir hatte mich im Stich gelassen. "Du bist es nicht wert. Du elendiges Misstück." In diesem Moment zog er einen Dolch. Ich wollte wegrennen, doch er stand mittlerweile nur einen Meter vor mir. Er griff meimen Arm. Und dann stieß er mir seinen Dolch in die Brust. Wieder und wieder, während er mich weiter beschimpfte.

Schließlich ließ er mich auf der Straße liegen. Mich einfach verbluten. Ich sah verschwommen seine Stiefel die weggingen. Den Dolch hatte er achtlos hingeworfen. Ich konnte das Metall auf dem Boden hören.
Ich sah verschwommen die Steine aus dem Boden. Das Blut. Und dann sah ich in den Nachthimmel. Eine Träne entfloh meinem Auge. Und doch sah ich nur den Nachthimmel. Die leuchtenen Sterne.

Auf einmal hörte ich rufe. Jemand sah mich. Hob mein Oberkörper hoch. Versuchte das Blut zu stoppen. Meine Sicht war nun vollkommen verschwommen. Die Stimme war verzweifent. Boromir? Aber ich brachte kein Wort mehr raus. Ich fühlte nur noch wie ich hochgenommen wurde.

Als ich wieder aufgewacht bin sah die Welt anders aus. Ich wurde gerettet... Ein Heiler hatte mich auf der Straße gefunden. Mich in die heilenden Hallen gebracht und gerettet. Er war ein Elb. Das erklärte viel. Ich zwar nie an Elbenmagie geglaubt, aber gäb es sie nicht konnte ich nicht am Leben sein. Ich werde für immer diesem Elben etwas schuldig sein.
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Aleas Sicht:

Ich hatte Tränen in den Augen, als Harvell mir ihre Vergangenheit erzählte. Sie hatte wirklich schreckliches erlebt. Sie erlebt schreckliches. " Als Boromir und ich uns wieder trafen erklärte er mir, dass er seinen Bruder vor seinem Vater beschützen musste. Er sagte mir wie leid es ihm getan hatte. Und dass er mich nie vergessen hatte. " Endete sie mit ihrer Erzählung.

"Und du hast ihm verziehen..." Sagte ich. Warum kann Legolas das nicht? Weil Boromir Harvell es einfach ins Gesicht gesagt hat und sich nicht versteckt.

"Was hätte ich den sonst tun sollen? Es ist keine Zeit, um zu stolz zu sein sich nicht verzeihen zu können." Da hatte sie recht. Wir wollen immer etwas sagen, aber dann tun wir es nicht. Weil wir Angst haben, wir haben Angst, das zu verlieren was wir lieben. Und genau dann verlieren wir es...

"Da hast du Recht." Sagte ich schlicht.

" Wir sollten nicht immer traurig sein. Dann besteht unser Leben nur noch daraus. Ich werde mit meinem Sohn den Pfad durch die Berge gehen. Irgentwo neu anfangen. " Neu anfangen. Das hörte sich schön an. Aber man kann erst neu anfangen, wenn man das alte hinter sich lässt. Aber das hatte ich noch nicht...
" Ich wünsche dir viel Glück." Sagte ich " Es wundert mich, dass ein Elb in Gondor lebt." Fügte ich hinzu. Normalerweise waren unterschiedliche Völker sehr distanziert zu einander...

"Ja. Er ist einer der Heiler, wenn nicht sogar der der alles leitet. " Sagte sie, etwas überrascht, dass ich fragte.

"Wie sah er aus?" Wollte ich wissen. Denn ein Gedanke kam in mir auf... Mein Bruder. Ich war nicht in Gondor. Es wäre möglich...

"Wie alle Elben. Ihr seht nämlich alle ziemlich gleich aus." Wir lächelten uns beide leicht an. Vielleicht hätten wir gelacht, aber nicht hier. Nicht jetzt. Mein Körper hatte sich angespannt. Ich konnte meinen Herzschlag klar und deutlich fühlen.

"Hatte er ungefair die gleiche Haarfarbe, wie ich?" Fragte ich etwas ungeduldig. Ich muss es wissen. Ich habe ihn seit Jahren nicht mehr gesehen.

"Ich denke schon." Sagte sie nachdenklich. Sie wusste schließlich nicht was es für mich bedeutete. Ich weiß wo mein Bruder ist. Ich habe ihn jahrelang gesucht... und jetzt weiß ich es. Ich war fröhlich. Wäre ich nicht an diesem Ort gewesen. Wäre ich wahrscheinlich vollkommen ausgetickt.
"Du hast meinen Bruder getroffen." Sagte ich gerührt und glücklich zu gleich. Erst jetzt merkte ich, dass ich Tränen in den Augen hatte.

"Bist du dir sicher? Ich meine viele Elben werden sicherlich diese Haarfarbe haben..." Fragte Harvell skeptisch. Sie kann es ja nicht wissen.

"Nein. Mein Bruder und ich sind die einzigen. " Ich lächelte leicht. Ich habe meinen Bruder gefunden.

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Ja... ich hoffe ihr habt es nicht vergessen:)

Natürlich hoffe ich auch, dass euch das Kapitel gefallen hat♡

Dazu noch eine wichtige Information.
Meine beste Freundin Tvisylein wird eine FF veröffentlichen, die über Harvell und Boromir handelt. Also sie ist eine unglaubliche Autorin und ich würde mich sehr freuen, wenn ihr dann bei ihr mal reinschaut. Ich weiß nicht, wann sie sie veröffentlicht wird, aber ich werde es wahrscheinlich nochmal erwähnen... Auch eine gewisse Elbin wird drin vorkommen, wenn ihr wisst wen ich meine... :D Sie wird "About an old friend" heißen...

Euch noch einen schönen Tag🖤

Annie♡

Zu zweit in der Finsternis ( Legolas FF )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt