E I G H T E E N

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E I G H T E E N | "Bevor ich wieder runtergehe. Sicher, dass es dir besser geht und es nur ein Kreislaufkollabs war?", fragte Noah nun schon zum vierten Mal, während er an der Tür stand, doch sein Blick war noch immer besorgt auf mich gerichtet, wie ich im Bett lag.

"Wie oft soll ich es denn noch sagen? Ich hatte viel Stress die letzten Wochen, das weißt du doch. Da hat mein Körper kurz schlapp gemacht nach dem Streit.", erwiderte ich fast schon ein wenig genervt. Er lachte.

"Ja ja, sorry, dass ich mir Sorgen mache. Ruf mich aber bitte, wenn es dir wieder schlechter gehen sollte."

Augen verdrehend zeigte ich zur Tür. "Ja, mach ich. Und jetzt verschwinde endlich.", stellte ich klar, doch konnte das leichte Lächeln auf meinen Lippen nicht weiter verhindern, als er endlich ging.

Noah und ich hatten noch ein Weilchen im Bett gelegen und gekuschelt, nachdem wir uns zum Glück ausgesprochen hatten, bevor er angefangen hatte zu fragen, ob es mir denn auch wirklich gut ging. Obwohl ich wieder mit ihm runter gewollt hatte, hatte er das aber abgelehnt. Mein Körper bräuchte Ruhe.

Wenn er wüsste, was eigentlich los war, hätte er mich direkt nach Hause oder direkt in die Psychiatrie gebracht, wegen Epilepsieanfällen oder ähnlichem. Was wusste ich schon, was er denken und worauf er schließen würde.

Gleichzeitig machte es mich traurig, es ihm nicht erzählen zu können. Wenn es so einfach wäre und ich sicher sein könnte, dass er mir unter allen Umständen glauben würde, ohne dass unsere Beziehung darunter litt, würde es wohl vieles einfacher machen.

'....oder auch nicht', beschloss ich nach kurzem Überlegen. Wer könnte schon mit so einer Information leben, in der es nicht einmal Aussicht auf Verbesserung gab? Egal, was ich tat, es war schlecht, und das machte mich so unfassbar wütend und traurig. Ich könnte niemals das Richtige tun, das gab es in diesem Fall einfach nicht.

Du weißt, dass es das Richtige gibt. Du willst es nur nicht. Die Stimme in meinem Kopf suggerierte etwas, woran ich gar nicht erst denken wollte. Es tat mir in der Seele weh, auch nur einen Hauch meiner Gedanken daran zu verschwenden, auch wenn mir klar war, dass ich das als guter Mensch in Betracht ziehen sollte. Nein, dass ich es tun sollte. Aber dass ich es nicht wollte, zeigte mir nur abermals, dass ich wohl ein schlechter Mensch war.

Ich sollte ihm die Wahrheit sagen. Es ging nicht einmal darum, dass er mir unter keinen Umständen glauben würde, sondern darum, dass selbst wenn er mir glauben würde, er mich verlassen würde. Wie sollte man auch schon damit umgehen? Selbst wenn es nicht total abgedreht klang, dass ich verflucht war und von komischen Gestalten heimgesucht wurde, sich erst einmal mit so jemandem abzugeben, war genauso gefährlich.

Es war nun mal gefährlich für Noah. Selbst der letzte Traum hatte das bestätigt. Wer wusste schon, was mit mir noch passieren würde? Und trotzdem zerrte ich ihn mitten hinein, seine unwissende, unschuldige Seele.

Harry war eine Sache. Harry war irgendwie freiwillig hier, zumindest wissend, worauf er sich einließ. Noah aber hatte überhaupt keine Vorstellung. Und ich war selbstsüchtig genug, um dem keine Beachtung zu schenken, oder aber- ach, ich wusste es ja selbst nicht. Ich wusste nur, dass ich selbstsüchtig handelte, und das schien falsch. Es schien einfach nicht fair Noah gegenüber.

Doch wieso sollte ich nachgeben, wenn er alles war, was mir blieb?

Plötzlich war ich müde. Ich wollte nur noch schlafen. Es war ein auslaugender Alltag für mich geworden, und da war nichts mehr zu machen. Der einzige Lichtblick, der mir blieb und mein normales Leben vor Augen hielt, war er. Noah.


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Du
Ich weiß nicht, was ich tun soll.

6:28

Relapse (H.S.)Where stories live. Discover now