Enttäuschung

3.3K 175 5
                                    

Wir standen uns nach wie vor gegenüber.
Ich nahm jeden Regentropfen der auf meinem Gesicht landete und seinen Weg Richtung Kinn bahnte, bewusst wahr. Doch mir fiel es zunehmend schwerer, die Regentropfen von meinen Tränen zu unterscheiden. Meine Gedanken zerstreuten sich und liefen in vollkommen unterschiedliche Richtungen.
Sebastian kam näher und wollte mich in seine Arme ziehen.
Doch ich war bereits dabei meine Mauern wieder vollends aufzubauen und mein Herz wegzuschließen. Abwehrend hob ich meine Hand und wich zurück "..nicht..".
Er blickte ungläubig zu Boden und danach wieder zu mir, mit einem Blick der vor Verzweiflung nur so schrie.
Während er nach Worten rang, baute sich in mir ein Tsunami der Gefühle auf.
Auslöser ist nicht dieser Urlaub oder Sebastian - nein.
Auslöser bin ich. Alles was ich im Leben schon durchgemacht hatte. Die Enttäuschung die immer wieder kehrt. Ich war immer die Stille, die nichts zu sagen hatte - doch genau diese Menschen haben am meisten mitzuteilen, sie wissen allerdings nur was Worte anrichten können.
Zu viele Menschen haben mich schon verletzt, ich würde es nicht ein weiteres Mal geschehen lassen.
Ich hatte nie das Gefühl einen Raum zu betreten und jeder denkt sich "Wow". Doch Sebastian gab mir dieses Gefühl. Er ließ mich schön fühlen, auch wenn ich sturzbetrunken an seiner Schulter hing.  Er ließ mich interessant wirken, auch wenn ich nur Quatsch erzählte. Er ließ mich intelligent fühlen, auch wenn ich das nicht wahr - sonst wäre ich nicht in dieser Situation. Ich hätte ihn auf Distanz gehalten oder schon längst einen Schlusstrich gezogen.
"Prinzessin..."
Ich merkte wie meine Fassung erneut schwand, dieses eine Wort hatte nach wie vor sehr großen Einfluss auf mich und ich musste das verhindern. Meine Gefühle komplett wegschließen, sie in die hinterste Ecke meines Körpers drängen.
"Wie konnte ich nur glauben, dass jemand wie du auch nur einen Hauch für mich übrig hat.."
"Ich habe dich nie angelogen, ich dachte du wärst anders als die anderen, sonst wären wir wohl kaum hier"
"Aber die Wahrheit hast du mir auch nicht gesagt.. und ich bin sicherlich nicht die Erste, hier mit dir auf dem Strand und werde auch ganz bestimmt nicht die Letzte sein - nicht wahr?"
Meine Emotionen drohten überzukochen und somit wartete ich keine Reaktion seinerseits ab, es schmerzte zu sehr. Meine nasse Kleidung klebte an meinem Körper wie eine zweite Haut.
Ich schluckte schwer, blickte in die Ferne und drehte mich um, um mich auf den Heimweg zu begeben..

I'm Sebastian StanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt