einen Hauch entfernt

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Ich versuchte einen halbwegs seriösen Eindruck zu machen und stolzierte schon beinahe durch die enorme Empfangshalle.
Der Regen konnte meine Stimmung nicht drücken, nicht seit dem ich wusste, dass ich den Tag trotzdem mit Sebastian verbringen kann.
Ich schob die gläserne Drehtür vor mir her und trat hinaus ins Freie.
Der Regen hatte alles etwas runtergekühlt, doch die Luft war angenehm erfrischend, so dass ich ein paar Mal tief enatmete und den Moment genoss.
Unter dem kleinen Dachvorsprung des Hotels stehend, versuchte ich, Sebastians Audi A7 ausfindig zu machen, während sich der Regen unaufhörlich weiter über den Straßen ergoss. Ich ließ meinen Blick schweifen und war mir sicher, dass es sein Auto sein musste, welches ein paar Meter entfernt, am Straßenrand, vor einem silberfarbenen Hyundai stand.
Erneut füllte ich meine Lungen mit der frischen Regenluft und spannte meinen Körper an, in der Erwartung, gleich die kalten Regentropfen auf meiner Haut zu spüren.
Ich ließ Sebastians Audi nicht aus den Augen und stapfte los, wohlwissend wie ein nasser Pudel auszusehen wenn ich bei ihm ankomme.
Die ersten Tropfen erwischten mich und ich beschleunigte meine Schritte.
Aus dem Augenwinkel konnte ich schemenhaft eine kurze Bewegung erkennen und kurz darauf spürte ich nicht mehr das Kitzeln, dass die kleinen Regentropfen verursachten.
"Das ist aber ganz und gar nicht damenhaft, einfach durch den Regen zu watscheln, so ganz ohne Schirm" hörte ich eine spöttische Stimme neben mir.
Ich wusste sofort zu wem sie gehört und noch bevor ich in sein atemberaubendes Gesicht sah, kribbelte mein gesamter Körper.
"Und du bist noch immer kein Charmeur, nur weil du mir einen Schirm aufhältst" neckte ich ihn zurück.
Ich drehte mich zu ihm und sah in seine wundervollen Augen, die vor Leben nur so funkelten.
Er lächelte hinterlistig "na gut..." und spannte den Schirm ab.
Kurz darauf standen wir beide im strömenden Regen.
Ungläubig öffnete ich meinen Mund und stieß ihm gegen die Brust "Idiot!".
Er lachte herzhaft und wirkte dabei so unbeschwert.

Ziemlich durchnässt stiegen wir in sein Auto.
"Ich kann nicht glauben, dass du den verdammten Schirm nicht wieder aufgespannt hast!"
Er lehnte sich zu mir, verengte die Augen und sah mich direkt an. Eine Haarsträhne hing ihm ins Gesicht und das Wasser tropfte unaufhörlich daran hinab.
"Das nächste Mal solltest du besser auf deine Wortwahl achten, Prinzessin" tadelte er mich sarkastisch.
Ich runzelte die Stirn, wobei sich ebenfalls eine Haarsträhne löste "du kannst froh sein wenn es überhaupt noch ein nächstes Mal gibt, du eingebildeter Macho."
"Eingebildeter Macho.." flüsterte er mehr zu sich selbst und musste dabei schmunzeln, gleichzeitig strich er mir sanft die gelöste Strähne hinters Ohr. Ich beobachtete jede seiner Bewegungen und hielt kurz die Luft an, als seine Fingerknöchel meine Wange berührten.
Jede Faser meines Körpers sehnte sich nach seinem Geruch, seiner Berührung, sehnte sich nach diesem Mann.
Langsam ließ ich meinen Kopf zu seinem gleiten. Unsere Lippen trennten nur wenige Zentimeter. Ich spürte seinen flachen Atem. Die Lippen hatte er leicht geöffnet. Wir verharrten einige Sekunden, ehe er seinen Kopf neigte und mir ein Stück entgegen kam.
"Sebastian?.." hauchte ich ihm leicht entgegen.
"Ja?.." flüsterte er lustvoll zurück.
"Denkst du nicht, dass du allmählich losfahren solltest?" unsere Lippen striffen aneinander und kurz darauf wendete ich mich ab, ließ mich in den Autositz sinken und grinste siegessicher.
Sebastian verharrte noch einen Moment, leckte sich leicht über die Unterlippe und auch ihn überkam ein lächeln.
Er lehnte sich ebenfalls in den Autositz, startete und fuhr los.
"War das die Strafe für den Schirm?" fragte er, immer noch grinsend, nach.
"Und ob das die Strafe für den Schirm war."
Er schüttelte den Kopf und lachte "ich hasse dich..".
"Nein tust du nicht" entgegnete ich ihm aufgeheitert.
Sein Grinsen wurde breiter "nein, tu ich nicht".

I'm Sebastian StanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt