Regen...

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Als ich aus der Dusche kam sah ich auf mein Handy.
#Eine neue Nachricht#
#von: the ass#
#Steht morgen noch?#
Kein Hallo, kein Smiley, keine Verabschiedung.
War er ernsthaft beleidigt?
Er weiß doch, dass ich ihn meinem Bruder verschwiegen habe. Naja darauf kann ich ihn ja morgen ansprechen..
#Neue Nachricht#
#an: the ass#
#Ja klar!#
Ich antwortete ihm genau so kurz wie er es getan hatte. An diesem Abend kam auch nichts mehr zurück von ihm.
Nicht das ich es erwartet hätte und doch grübelte ich länger als mir lieb war über seinen Gemütszustand.

Etwas weckte mich in aller Früh. Ein dumpfes Geräusch, das von draußen zu kommen schien. Innerhalb von Sekunden war ich aufgesprungen und zog den Vorhang zur Seite.
Verdammt! Es regnete.
Ein verzagender Gesichtsausdruck entglitt mir.
Verdammt! Verdammt! Verdammt!
Ich wollte unbedingt mit Sebastian zum Strand.
Genervt ließ ich mich zurück aufs Bett fallen.
Ich streckte mich um an mein Handy zu gelangen und checkte die Nachrichten.
#Neue Nachricht#
#von: the ass#
#Guten Morgen, Liebes!
Glaub ja nicht, dass du mir heute entkommst. Ich hol dich wie vereinbart ab, aber du kannst deine Badesachen im Hotel lassen ;)#
Mein Gemütszustand wechselte von genervt, in Schulmädchen, und dass innerhalb von Sekunden.

Ich setzte mich so früh als möglich an den Frühstückstisch, in der Hoffnung meinem Bruder somit aus dem Weg gehen zu können.
Ich wollte ihm nicht erklären müssen, warum ich, wo bin. Und so gut wir uns zurzeit verstehen, diese Antworten müsste ich ihm liefern.
Ich schlang die Semmel hinunter und gerade als ich beim letzten Viertel war, kamen beide zur Tür herein.
Sie begrüßten mich mit einem verschlafenen "Morgen!".
Ich grüßte zurück und wollte mich so schnell als möglich aus dem Staub machen.
"Du bist heute aber früh auf! Und was soll dein dämliches Grinsen, um die Uhrzeit ist gute Laune nicht dein Ding", stellte mein Bruder fest und er bemühte sich sehr dies in keine richtige Frage umzuwandeln.
"Ja ich weiß."
Ich stopfte mir den letzten Rest in den Mund und kaute so schnell ich konnte.
"Hast du heut schon was vor?", fragte Thomas nebenbei.
Ich hielt kurz inne.
Verdammt, gibt der eine Ruhe fängt der andere an.
Hastig kaute ich weiter, spielte mit meinem Saftglas und antwortete so verständlich ich konnte "Mhm, ich fahre in die Stadt."
Ich versuchte es so kleinlaut und desinteressiert als möglich zu betonen.
"Stadt? Da waren wir auch noch nicht, Dom"
Mein Bruder hielt sich zurück, doch ich merkte wie ihm die Fragen unter den Nägeln juckten.
"Wie kommst du hin?", setzte Thomas fort.
"Taxi."
"Aber allein? Das kann doch keinen Spaß machen?"
"Ich bin gern alleine."
"Niemand ist gern alleine!"
"Thomas", warf mein Bruder ein, "lass es."
Wir sahen beide meinen Bruder an, ich noch mehr erstaunt als Thomas.
Dominic blickte zuerst zu Thomas, dann zu mir.
Ich nickte ihm anerkennend zu, rutschte dann mit dem Sessel zurück und stand auf.
"Niemand ist gern allein, hm? Kennst du den Unterschied zwischen allein und einsam? Hast du schon mal über die Weite des Universums spekuliert, oder die Tiefe des Meeres? Hast du dich schon mal gefragt was du noch erreichen willst, was du schon erreicht hast.. was du erreichen kannst.. wer du bist? Wie viel Chancen dir im Leben schon genommen wurden.. wie viele du ergriffen hast.. und welche du versäumt hast?", prüfend sah ich in Thomas dunkle Augen, das hatte er nicht erwartet und er war komplett still. "Dachte ich mir. Manche Dinge begreift man erst, wenn man 'allein' ist", setzte ich fort. Ich ließ Thomas und meinen Bruder sichtbar verdattert zurück und holte meine Tasche aus dem Zimmer.
Es war kurz vor 11 Uhr, wahrscheinlich wartet Sebastian schon auf mich.
Ein kurzer Blick in den Spiegel,.. hätte ich keine Ohren würde mein Grinsen bis zu meinem Haaransatz reichen. Belustigt schüttelte ich den Kopf und machte mich dann auf den Weg zum Ausgang.

I'm Sebastian StanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt