Salz des Meeres

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Mit ein paar Schwüngen schleuderte ich ihm das Salzwasser ins Gesicht. Er musste sich schützend die Hand vor sein Gesicht halten und sich wegdrehen, damit sich das beißende Salz nicht in seine tiefblauen Augen brannte.
Mit freier Sicht auf seinen Rücken, sprang ich an ihm hoch, hielt mich an ihm fest als würde es um mein Leben gehen und verlagerte mein Gewicht nach hinten. Ich spürte, dass sein durchtrainierter Körper ins schwanken geriet und versuchte mich noch schwerer zu machen. Es blieb ihm keine andere Wahl und somit musste er sich von mir in die Tiefe reissen lassen.
Er packte mich während wir noch unter Wasser waren. Als wir auftauchten, stand er dicht an meinem Rücken und schlang seine Arme um mich, meine Hände sich nicht bewegen lassend. Das Wasser stand uns bis zu den Schultern und ich versuchte mich vehement aus seinem Griff zu winden.
"Lass mich los!" Ich versuchte es wie einen Befehl klingen zu lassen, doch klang ich eher nach Verzweiflung.
"Sonst was?" Sebastian hauchte diese Worte an meinen Hals. Ein kurzes Kribbeln durchlief mich, als ich spürte wie dicht er bei mir war.
Ich lehnte meinen Kopf gegen seinen schützenden Körper, meine Lippen waren leicht geöffnet.
"Ansonsten..." flüsterte ich ihm sanft ins Ohr, darauf bedacht dass meine Lippen zart an seiner Haut streiften.
Sebastian lehnte sich noch dichter an mich, meine Arme noch immer fest umschlungen, erpicht darauf jeden Ton wahrzunehmen den ich von mir gebe. Ich konnte seinen flachen Atem an der empfindlichen Haut meines Halses fühlen.
"Ansonsten kannst du deinen Arsch drauf verwetten, dass ich dir eine scheuern werde, du Idiot!"
Als er meine Worte hörte stockte er kurz, doch kurz darauf spürte ich wie sich sein arrogantes Grinsen auf seinem Mund ausbreitete.
"Na na da ist aber jemand zickig"
"Ich schätze nur meine uneingeschränkte Bewegungsfreiheit" Wieder rüttelte und zerrte ich an meinen Armen, doch gegen ihn hatte ich keine Chance.
"Zuerst musst du still halten Prinzessin.."
Er hauchte mir zarte Küsse auf meinen Hals und biss immer wieder sanft zu. Ich konnte nicht anders, als mich ihm vollends hinzugeben.
Sein Mund arbeitete sich vor bis er meine Lippen erreicht hatte.
Sebastians griff lockerte sich und ich drehte mich in seinen Armen, sodass ich ihm in seine wundervollen Augen blicken konnte. Seine Hände wanderten zu meiner Taille und hielten mich besitzergreifend fest.
Ich legte meine Hände in seinen Nacken und zwirbelte leicht seine kurzen nassen Haare zwischen meine Finger. Er zog mich noch dichter an sich heran und drückte seine Lippen auf meine. Ich konnte das Salz schmecken, das an seinen Lippen haftete. Meine Finger gruben sich in seinen Nacken und unser Kuss wurde intensiver. Meine Gedanken flogen weit weit davon und in diesem Moment waren nur Sebastian, ich und das Meer, welches uns umgab.

Vom Salzwasser aufgeweicht, saßen wir auf unseren Handtüchern am Strand und trockneten.
Sebastian saß hinter mir und ich lehnte entspannt an seiner Brust. Wir hatten beide unsere Augen immer wieder geschlossen und vegetierten im Halbschlaf dahin.
Die Gewitterwolken waren bereits ganz in der Nähe und sie wurden immer dunkler und monströser. In der Ferne war bereits Donnergrollen zu hören.
Ich wusste dieser wundervolle Tag würde bald zu Ende sein und somit musste ich meine Chance nutzen, vielleicht doch noch etwas über ihn herauszufinden.
Ich hoffte, dass er mir mittlerweile mehr vertraute.
"Wirst du mir eigentlich irgendwann einmal verraten, womit du dein Geld verdienst?", fragte ich ihn ruhig und gelassen, es ganz beiläufig klingen lassend.
"Das hatten wir doch schon mal... ich bin nur ein kleiner Mann, in einem großen Konzern."
Nach wie vor will er es mir nicht sagen und ich wurde stutzig.
"Musst du zur Zeit nicht arbeiten?"
"Nein, es ist momentan nicht so viel zu tun"
Ich konnte mir keinen Reim aus seinen Antworten machen.
War er ein Krimineller?
Niemals würde ich ihn das fragen, schon gar nicht abgeschieden von jeglicher Zivilisation. Gleichzeitig kam mir dieser Gedanke auch unglaublich bescheuert vor. Sebastian sah nicht aus wie ein Krimineller, ganz im Gegenteil, er wirkte aufrichtig und ehrlich und das obwohl er mir definitiv etwas verschwieg.
"Willst du heute Abend essen gehen?"
"Wohin?"
"In ein Restaurant?"
Sebastian winkte ab "Samstagabend ist dort bereits alles voll, wir hätten reservieren müssen".
"Na gut, dann Kino?"
Wieder winkte er ab "ich meide Menschenmassen so gut es geht"
Das 'warum' interessierte mich in diesem Fall nicht mehr, in mir braute sich etwas zusammen, das sich nicht mehr verdrängen ließ.
Wir saßen nach wie vor auf unseren Handtüchern und sprachen im Halbschlaf.
Sebastian fuhr fort "aber du kannst zu mir in die Wohnung kommen und wir sehen uns gemeinsam eine Serie oder einen Film an?"
"Oder wir könnten durch die Stadt bummeln und du zeigst mir ein paar sehenswerte Dinge?"
Abermals wand er sich heraus "ebenfalls zu viele Leute".
Ich wusste es und hatte es die ganze Zeit über gewusst. Ich war nicht mehr als ein Urlaubsflirt für ihn, mit dem man sich nichtmal in die Öffentlichkeit trauen konnte.
Ich richtete mich auf und umschlang meine Beine.
"Wenn es dir so peinlich ist, dich mit mir in der Öffentlichkeit zu zeigen, hättest du mir das schon zu Beginn sagen können", ich versuchte meine Stimme normal klingen zu lassen, doch ich war den Tränen nahe.
Jetzt richtete sich auch Sebastian auf und war hellwach.
Er runzelte die Stirn "Wie bitte, was?".
"Ach komm schon. Ich weiß, dass ich es scheinbar nicht wert bin! Zuerst der Starbucks außerhalb der Stadt, jetzt ein Strand ohne Leute.. ins Kino willst du nicht, in die Stadt willst du nicht. Ich bin nicht bescheuert."
Es wurde dunkel und ich spürte die ersten Regentropfen, auf meiner von Trauer erhitzten Haut.
"Hör bitte auf. Das ist nicht wahr!", er sah mich mit einer Mischung aus Verzweiflung und Enttäuschtheit an.
Ich glaubte ihm nicht, ich wusste es besser.
"Streite es jetzt bitte nicht ab!", meine Stimme wurde lauter, "damals haben dir die Leute scheinbar auch nichts ausgemacht, als du und Gott weiß wer, bei McDonalds gesessen habt. Schon vergessen? Du verrätst mir ja nicht einmal wo du arbeitest! Im Grunde weiß ich gar nichts von dir. Verdammt, ich weiß nicht einmal deinen Nachnamen!".
Ich stand auf, mir stiegen Tränen in die Augen und der Regen wurde stärker.
"Aber du hast recht.. ich würde es auch so machen. Möglichst wenig preis geben, um möglichst danach nicht gefunden zu werden".
Ich schlug mir die Hand auf die Stirn "ich bin so bescheuert", ich verzweifelte, "wie konnte ich auch nur glauben,.. wie konnte ich nur".
Meine Tränen vermischten sich mit dem Regen. Ich hasste es zu weinen, ich hasste es Schwäche zu zeigen. Doch ich ließ Sebastian so nah an mein Herz, dass es langsam begann auseinanderzubrechen. Der Regen war mittlerweile so stark, dass ich komplett durchnässt vor ihm stand.

I'm Sebastian StanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt