Hohn und Spott

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"Also? Wo fahren wir hin?"
"In meine Wohnung"
Was für eine Frage, wie konnte ich nur glauben, dass er sich diesmal mit mir in der Öffentlichkeit zeigen würde. Mein Herz wurde schwer.
Aber der Strand wäre doch auch öffentlich gewesen, oder?, fragte mein Unterbewusstsein nach. Ein wenig Erleichterung überkam mich.
Ich weiß nicht woher seine Verschlossenheit gegenüber seiner Privatangelegenheiten rührt. Vorallem die Öffentlichkeit meidet er wie die Pest. Er hat mir schon so viele Dinge über sich erzählt und dennoch überkommt mich immer wieder das Gefühl, ihn doch nicht richtig zu kennen.
Bevor meine Stimmung kippte, wendete ich mich von meinen Gedanken ab.
"Was machen wir?"
"Was immer du möchtest" er grinste mich hinterlistig an.
"Vorzugsweise duschen" ich zeigte auf mein triefend nasses Antlitz.
"Ist mir auch recht" Sein Grinsen wurde breiter und hinterlistiger.
"Allein!", betonte ich laut und deutlich.
Trotzig schnaubte er "Spielverderber.."

Die Scheibenwischer bewegten sich hektisch über die Windschutzscheibe und Sebastian setzte den Blinker um in die Tiefgarage des Wohnhauses abzubiegen.
Er schloss die Wohnungstür auf und ich fragte mich das erste Mal wo eigentlich Betty verblieb. Seit damals, als wir uns im Park trafen, habe ich sie nicht mehr gesehen.
"Wo hast du eigentlich Betty gelassen?"
"Sie ist oft bei meiner Mutter, wenn ich keine Zeit habe und meine Mum genießt es, wenn sie sich mit ihr die Zeit vertreiben kann"
Wir gingen den kleinen Flur entlang bis ins Wohnzimmer.
Sebastian fuhr sich mit der Hand durch sein noch immer nasses und zerzaustes Haar. Ich bin fest davon überzeugt, dass dieser Mann so nass oder so dreckig wie niemand sonst sein konnte und sein Anblick trotzdem nicht zu übertreffen wäre.
Jede seiner Bewegungen führte er mit nahezu makelloser Eleganz aus und seine Körperhaltung war selbewusst und stark. Unter seinem nassen Shirt zeichneten sich deutlich seine Brustmuskeln ab und ich musste mich dazu zwingen ihn nicht anzustarren. Er schlenderte an mir vorbei zu seinem Wohnzimmerschrank, in dem ein riesiger Flachbildfernseher stand.
Aus einem Fach ober dem Fernseher zog er mehrere DVDs heraus und wandte sich mir zu.
"Lust auf einen Film?" Er hob die DVDs wie einen Fächer haltend hoch und lächelte leicht.
"Ich meinte es ernst als ich sagte, dass ich duschen werde. Aber danach bin ich gerne gewillt einen Film anzuschauen"
Sebastian senkte seine Hand ging an mir vorüber, zupfte dabei kurz an meinem nassen, klebrigen T-Shirt und spottete "Wegen den paar Regentropfen willst du duschen?..du Mädchen"
Ein lächeln umspielte meine Lippen "ich bin ein Mädchen.. und was ist deine Ausrede?"
Er schüttelte den Kopf und seine strahlend weißen Zähne blitzten unter seinem Grinsen hervor, während er aus dem Wohnzimmer verschwand.
"Geh nur duschen, ich suche dir solange ein paar trockene Anziehsachen, die ich wahrscheinlich ebenfalls nie wieder sehen werde, zusammen."
Er spielte dabei auf das T-Shirt an, welches er mir gegeben hatte, als ich nach dieser Nacht in der Bar bei ihm schlief und welches immer noch in meinem Besitz war.

Ich stieg aus der Dusche und föhnte mein Haar trocken. Mit dem Handtuch um mich gewickelt, tapste ich zur Tür hinaus bis in Sebastians Schlafzimmer, wo er sorgfältig ein dunkelgraues Shirt und eine kurze schwarze Sporthose von ihm bereit gelegt hatte. Die Anziehsachen waren mir etwas zu groß, doch sie dufteten herrlich nach Sebastian und ich fühlte mich beinahe wie zu Hause.
In seiner Kleidung war ich weit davon entfernt elegant auszusehen, oder irgendwelche Blicke auf mich zu ziehen. Doch in Sebastians gegenwart war mir das egal.

Übermütig hüpfte ich ins Wohnzimmer und warf mich mit meinem Hintern voraus auf die große graue Stoffcouch die gegenüber dem Fernseher stand. Vor der Couch stand ein Glastisch auf einem grau-weiß gemusterten Teppich.
Der Übergang von Küche und Wohnzimmer war fließend, kurz vor dem Bereich der Küche stand der Holztisch an dem wir damals frühstückten und an dem jetzt Sebastian saß.
Er hatte sich ebenfalls umgezogen und blickte mich schmunzelnd an, als er mich auf die Couch hüpfen sah.
"Na, fühlst du dich besser?"
Ich hatte die DVDs in der Hand und las mir die Zusammenfassung jeder einzelnen durch.
"Mhm" antwortete ich kurz und nickte.
Er hatte mir fünf zur Auswahl gelassen, von Action über Romanze war alles vertreten.
"Ich habs"
Ich hielt 'Conjuring' in die Höhe.
Ehe Sebastian aufstand um die DVD einzulegen, war ich bereits unterwegs um es selbst zu erledigen.
Da kein DVD-Player zu sehen war, war ich mir sicher, dass er die Filme über seine Playstation abspielte.
Ich glaube nicht, ihm jemals verraten zu haben, dass ich mich mit diesen Dingen auskenne.
Ich schnappte mir den Controller, schob die DVD ein und schaltete den Fernseher an, während ich meinen Hintern wieder auf die Couch platzierte.
Sebastian erhob sich und kam auf mich zu.
"Tu dir bitte nicht weh damit" er deutete auf den Controller.
Ich verengte die Augen und äffte ihn nach.
Ohne weiteres stieg ich in den Film ein.
Sebastian setzte sich neben mich und beobachtete mein handeln.
Er nahm die Hülle der DVD in die Hand.
"Soso, Conjuring also?"
"Gib mir die Wahl zwischen Horror und Romanze und ich werde mich immer gleich entscheiden"
Nachdem es noch immer stark regnete und die Wolkendecke alles verdunklte war ein Horrorfilm genau richtig.
Es war beinahe finster im Wohnzimmer obwohl es erst später Nachmittag war, doch Sebastian ließ es sich nicht nehmen zusätzlich die Vorhänge zuzuziehen.
Wir machten es uns auf der Couch gemütlich und starteten den Film.
Kurz nach Beginn des Films streckte Sebastian seinen Arm hinter mir auf der Rückenlehne aus. Ich saß tief in der Couch versenkt und blickte von unten in sein makelloses Gesicht "ganz billige Anmache Seb, ganz billig.."
Obwohl ich ihn durch die Dunkelheit nur schemenhaft erkennen konnte, wusste ich, dass er mich ansah.
"Funktioniert es?" fragte er unschuldig.
Ich rutschte näher an ihn heran und lehnte mich gegen seine Brust.
"Ja" gab ich kleinlaut preis und spürte neben seiner wohligen Wärme und seinem stetigen Herzschlag, wie er grinste.

I'm Sebastian StanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt