Kapitel 38

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Wütend sehe ich Jason an, als er mir das Handy gibt. Ich weiß genau das meine Mutter dran ist.
"Amalia bitte verzeih mir" Ihre Stimme dringt durch den Lautsprecher und es hört sich so an als hätte sie viel geweint. Doch ich kann ihr das nicht einfach so verzeihen. Durch diese Ohrfeige sind so viele negative Erinnerungen an meinen Vater und meine Mitschüler wieder hervor gekommen. Ich bin mehrmals die Nacht aufgewacht, Alpträume bis zum geht nicht mehr. Jason war zum Glück die ganze Zeit bei mir und konnte mich beruhigen. Auch wenn ich irgendwie ein schlechtes Gewissen habe deswegen, schließlich habe ich ihn auch um seinen Schlaf gebracht. "Ich war in diesem Augenblick nicht ich selbst ich...ich würde niemals meine Kinder schlagen!" "Ach bin ich noch dein Kind ja? Wo warst du die ganzen letzten Jahre? Du bist einfach abgehauen, du hast mich und Alex im Stich gelassen und dir eine neue Familie aufgebaut!" falle ich ihr sofort ins Wort. Ja wo warst du Mum? Es ist still. Sie sagt nichts. "Du hast meinen Schulanfang nicht mit erlebt. Alle meine Geburtstage an denen du mir nicht mal eine Karte geschrieben hast. Du warst nicht an Weihnachten da und an Ostern auch nicht. Du warst nie da!" schreie ich und würde am liebsten sofort auflegen. Was soll das ganze hier? Ich habe immer davon geträumt das ich meine Mutter eines Tages wieder finde, aber niemals hätte ich gedacht das sie mir sowas an tun würde. "Eine Chance..." ihre Stimme ist nur ein Hauch. "Nein!" "Bitte nur noch eine letzte Chance. Wir treffen uns irgendwo und ich werde dir alles erzählen. Versprochen. Ich will dich nicht schon wieder verlieren." Was soll ich nur tun? Sie sagt doch die Wahrheit. Wir haben uns gerade erst wieder gefunden und außerdem erfahre ich so endlich den wahren Grund für ihr Verschwinden. "Ich dich auch nicht Mom." Nach dem wir uns einen Ort und eine Zeit ausgemacht haben, lege ich auf.

Der Brunnen sieht schon sehr alt aus und hatte vermutlich auch schon bessere Zeiten, denn er ist fast ausgetrocknet. Doch immerhin sind die ganzen Blumenbeete um ihn herum noch gut erhalten. Sie sind wahrscheinlich auch der einzige Grund warum hier noch welche hinkommen und sich wie ich auf die Bänke aus Holz niederlassen, die um den Brunnen stehen. Ich wollte in kein Restaurant oder Cafe gehen. Hier haben wir mehr Ruhe und so viel Zeit wie wir brauchen. Obwohl ich bis jetzt immer noch nicht ganz davon überzeugt bin das dieses Treffen etwas an der Situation ändern wird. Jason hat sich in ein gegenüberliegendes Cafe gesetzt. Er wollte mich ungern alleine gehen lassen und so beobachtet er alles aus sicherer Entfernung und kann im Notfall jederzeit eingreifen. Und da sehe ich sie auch schon. Ich habe sie sofort an den schwarzen Haaren erkannt. Sie wirkt eingefallen, müde und ihr elegantes Outfit von gestern hat eindeutig Schaden genommen. Als sie mich schließlich entdeckt zögert sie keine Sekunde und lässt sich neben mir auf der Bank nieder. Eine Weile lang sehen wir uns einfach nur an, doch vermeiden jeglichen Blickkontakt. Ich würde so gerne irgendetwas sagen, egal was. Doch ich bekomme kein einziges Wort heraus.

"Ich wollte das gestern nicht, das musst du mir glauben, bitte." fleht sie mich an, aber in den letzten Jahren habe ich gelernt das man vorsichtig dabei sein sollte wem man vertraut. Zu oft wurde ich enttäuscht. Erst von Luisa die früher meine beste Freundin war, aber heute diejenige ist  die mich am meisten runter macht. Oder Clarissa. Ihr habe ich viel zu schnell vertraut, ohne zu ahnen das sie sich gegen mich wenden könnte. Zum Glück ist in diesem Fall ja alles gut ausgegangen. "Pass auf: Du erzählst mir etwas von deinem Leben und ich dir von meinem okay?" fragt sie mich weiter als ich nicht antworte. Ich nicke nur zum Zeichen das ich damit einverstanden bin. Zwar gefällt mir der Gedanke nicht ihr das mit Dad und Alex genauer zu erzählen, doch sie hat ein Recht auf die Wahrheit. "Also ich wohne mit John und Mia in Italien. Wir sind hier nur im Urlaub." In Italien? Das ist ja übelst weit weg. "John ist Anwalt und hat ein eigenes Unternehmen um welches er sich kümmern muss. Ich arbeite als Lehrerin in einer Grundschule. Mia besucht gerade den Kindergarten und wird nächstes Jahr eingeschult." "Warum Italien?" frage ich tonlos, so als hätte ich ihre vorherigen Worte gar nicht wahrgenommen. "Damals habe ich John in Deutschland kennengelernt. Doch seine Heimat ist nun mal Italien, dort wo er seine Familie und seinen Job hat. Ich musste irgendwo neu anfangen, deshalb bin ich mit ihm gegangen." erklärt sie mir und ich senke meinen Blick. Klingt ja als käme sie ganz gut ohne mich und Dad zurecht. Nicht das ich mir wünschen würde sie wäre wieder mit Dad zusammen, denn er hat sie nur unglücklich gemacht. Dennoch wenn sie nicht abgehauen wäre, wäre Dad vielleicht nicht noch mehr gewalttätig und alkohol-
abhängig geworden.

The fear in your eyes *Pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt