Kapitel 18

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Hand in Hand laufen wir nach Hause. Ich habe die ganze Zeit ein dämliches Lächeln auf meinem Gesicht, aber ich kann es nicht vermeiden. Er liebt mich! Jason liebt mich! Und ich liebe ihn! Für einen kurzen Moment bin ich wirklich glücklich. Doch dann fällt mir wieder ein das in 2 Tagen ein nicht so erfreulicher Tag auf mich wartet. Schnell schiebe ich den Gedanken beiseite. An sowas sollte ich jetzt nicht denken.

Zuhause angekommen ruft Liv nach uns. "Jason Mum kommt heute wieder erst spät nach Hause. Könnt ihr mir vielleicht beim Abendessen helfen, ich muss noch so viel lernen und-" "Ist ja gut Schwesterherz. Wir machen das schon. Lern du mal schön." sagt Jason abwinkend und macht sich sofort an die Arbeit. Als ich beginne den Tisch aufzudecken stoppt mich Jason. "Du hast heute Geburtstag. Lass mich das machen." "Ok dann geh ich eben zu Liv." antworte ich und gehe zu ihrem Zimmer. Zum Glück liegt es im Erdgeschoss und ich muss nicht erst nach oben laufen.

"Herein!" ruft sie als ich anklopfe. Vorsichtig öffne ich die Tür und trete ins Zimmer. "Ach du bist es Amalia." sagt sie und schaut von ihrem Buch auf welches sie gerade aufmerksam durchliest. "Hattest du heute noch einen schönen Tag? Tut mir leid das ich nicht da sein konnte. Ich hab übrigens noch was für dich." sagt sie und reicht mir ein Päckchen. Überrumpelt mache ich es auf. Es ist solange her das mir jemand etwas geschenkt hat. Ich finde eine wunderschöne Jacke vor. Sie ist grün und gefüttert und ideal für den Herbst und kommenden Winter. "Danke!" rufe ich begeistert und falle ihr um den Hals. "Hey langsam meine armen Bücher!" ruft sie und lacht. "Aber es freut mich das sie dir gefällt." 

Während Liv unten isst, machen Jason und ich zusammen unsere Hausaufgaben. Wir gleichen uns gut aus. Er erklärt mir Mathe und ich helfe ihm in Französisch. Am Ende sind wir nach einer halben Stunde fertig.

Wir sitzen auf der Couch. Er hat die Arme um mich gelegt und mein Kopf ruht auf seiner Brust. Im Fernsehen läuft irgendeine langweilige Kochsendung. Der Moderator streitet gerade mit irgendeinem Koch um die besten Crepes. "Warum kommt deine Mutter eigentlich so spät?" frage ich und gähne kurz. "Sie arbeitet als Ärztin. Da muss sie oft Nachtschichten einlegen." antwortet Jason seufzend. Es ist bestimmt hart für ihn das er seine Mutter so wenig sieht. Zumal sein Dad irgendwie gar nicht in seinem Leben vorkommt. Fast wie bei mir, aber er hat wenigstens noch Liv. "Wann wollen wir es Liv eigentlich sagen?" frage ich und schaue zu ihm hoch. "Was wollt ihr mir sagen?" kommt es plötzlich von der Tür. Erschrocken drehen wir uns um. "Ernsthaft ihr guckt: Kochen mit Dr. Tanner?" sagt Liv lachend und setzt sich neben uns. "Moment mal! Dr. Tanner?" frage ich und setze mich auf. Tatsächlich da sitzt er und probiert gerade irgendwas. Im Krankenhaus kam er mir nicht so rüber als hätte er es nötig so etwas zu tun. "Er ist nur manchmal zu Gast in dieser bescheuerten Kochfreakshow. Er betont ja immer wie toll er sich mit Ernährung auskennt." sagt Liv schulterzuckend und wendet sich wieder mir zu. "So was wolltet ihr mir sagen?" "Ähm" fragend schaue ich zu Jason, der einen Arm um mich legt und sagt: "Amalia und ich sind zusammen." Glücklich schaue ich zu Liv. "Ihr meint ihr seid ein Paar? Oh mein Gott wie süß ist das denn?!" ruft sie und umarmt uns.

In der Nacht liege ich in seinen Armen. Er beschützt mich so wie es früher Alex getan hat. Aber ich mein niemand kann ihn ersetzen oder? Er ist doch mein Bruder. Und ich habe ihn verloren. Daran wird sich nichts ändern. Vorsichtig nehme ich das Bild vom Nachttisch und betrachte es kurz. Betrachte Alex und sein wundervolles Lächeln. Seine grünen Augen, seine braunen Haare. Einfach alles. Als sich Jason neben mir aufrichtet lege ich es schnell zurück und schaue ihn an. "Alles okay?" flüstert er. Seine Augen strahlen Besorgnis aus. "Ja" sage ich betrübt und kuschel mich wieder an ihn. Ich vermisse Alex, aber heute wird die Trauer überwogen von der Liebe zu Jason. Er gibt mir einen kurzen Kuss auf mein Haar und flüstert: "Gute Nacht." Und so schlafe ich in seinen Armen ein.

Als wir heute vor der Schule stehen nimmt Jason meine Hand und drückt sie sanft. So laufen wir durch die Schulflure bis wir unser Zimmer erreichen. Hand in Hand. Alle, wirklich alle starren uns an. Ich nehme mir ein Beispiel an Jason, der es schafft alle gekonnt zu ignorieren.

Den ganzen Unterricht über sind meine Finger mit Jasons verschränkt. Mit meiner freien Hand schreibe ich nur das nötigste mit. Ich kann mich sowieso nicht auf den Unterricht konzentrieren. Meine Gedanken sind die ganze Zeit bei Jason und bei ihm scheint es genauso zu sein. Es ist als wären nur wir beide da. Die einzigen beiden im Raum.

Ich höre das Getuschel der anderen, doch ich versuche es zu ignorieren. Bis als Jason mal in der Pause kurz nicht da ist, Luisa zu mir rüber kommt. Sie kann ich nicht einfach ignorieren, wenn sie vor mir steht. "Na endlich ist die Amalia mal wieder allein, so wie es sich für ein dreckiges Miststück gehört."

Hör nicht auf sie. Jason hat gesagt das er dich liebt. Nur das zählt.

Ich schaue ihr direkt in die Augen. "Kannst du jetzt bitte gehen? Ich muss mich auf den Unterricht vorbereiten."
Kurz guckt sie mich entsetzt an bevor ihre Augen wieder Hass ausstrahlen. Mit so einer Antwort hat sie nicht gerechnet. Ich habe ihr noch nie widersprochen, ich habe ihr eigentlich noch nicht mal eine Antwort gegeben. "Du wirst sehen was du davon hast. Jason hat jemanden wie mich verdient. Du bist so abgrundtief hässlich. Dein Bruder ist bestimmt froh darüber tot zu sein. Da ist er dich wenigstens los.  Wie hieß er gleich nochmal? Alex?" fragt sie hämisch. Sie weiß doch seinen Namen. Sie will mich nur damit verletzen. Was ihr auch gelingt. Sofort steigen Tränen in meine Augen. "Oh nein Alex." sagt sie mit gespielter weinerlicher Stimme. "Bitte hör auf." wimmere ich und versuche aufzustehen. Ich muss hier weg. Ich will ihr nicht die Genugtuung geben, mich weinen zu sehen.

"Lass sie in Ruhe! Die einzige Schlampe hier bist du!" ruft jemand. Ich brauche nur eine Sekunde um zu erkennen wer es ist. Doch das ist nicht möglich. Wenn mir jemand gestern gesagt hätte das meine ehemalige Freundin Clarissa mich heute vor Luisa verteidigt, hätte ich nur laut gelacht. Doch da steht sie nun und sieht mich reumütig an.

The fear in your eyes *Pausiert*Where stories live. Discover now