Kapitel 15

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Jasons Sicht

"Mann Jason was ist heute mit dir los?" fragt mich Ryan ernst. Sieht man mir das wirklich so sehr an? Unglaublich das diese eine Frage so viel in mir auslöst. So viele Erinnerungen die bei diesem einzigen Wort in mir hoch kommen. "Nichts." sage ich aufgebracht. Jeder nimmt sich das Recht heraus das er unbedingt alles über mich wissen muss, aber ich sollte das selbst bestimmen dürfen. Es ist mein Leben. Außerdem sollte sich hier keiner um mich sorgen. Eher um Amalia. Ihr geht es viel schlechter als mir. Immer wenn ich in ihre braunen Auge schaue sehe ich ihren ganzen Schmerz. Jedes Mal sehe ich ihre Hoffnungslosigkeit. So etwas hat sie nicht verdient. Sie hat diese Beleidigungen nicht verdient. Wie soll ein Mensch allein so etwas ertragen? Ihr Vater misshandelt sie und von ihrer Mutter habe ich noch gar nichts gehört. Keiner ist für sie da außer Liv und Ich. Und jetzt habe ich sie einfach im Zimmer stehen lassen. Allein. Ich habe ihren traurigen Blick in meinem Rücken gespürt und nichts getan. "Jason? Hallo?" Ryan wedelt mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum. Sie sitzt jetzt allein in ihrem Zimmer und weint und fragt sich was sie falsch gemacht. Dabei ist das gar nicht ihre Schuld. "Ich muss los. Tut mir leid." Schnell stehe ich auf und ziehe mir meine Jacke drüber. "Jason. Hey Jason warte mal!" ruft Ryan mir hinterher, doch ich achte nicht darauf.  "Was empfindest du für sie?" fragt er und stellt sich vor mich. Ich liebe sie. Ich liebe Amalia. Sie hat mir den Kopf verdreht. Als sie neulich in meinen Armen zusammen gebrochen ist habe ich es bemerkt. Alles an ihr ist wunderschön, auch wenn sie das nicht glaubt. Allein bei dem Gedanken das ich sie verlieren könnte drehe ich total durch. "Sie hat ein Recht auf die Wahrheit." sagt er. Ich schüttel bloß den Kopf. Das kann ich ihr nicht sagen. Niemand weiß es. Selbst Ryan kennt nicht die ganze Wahrheit. Außerdem hat Amalia genug eigene Probleme. "Darf ich jetzt gehen?" frage ich genervt und drängel mich an ihm vorbei zur Tür.

Vorsichtig drehe ich den Schlüssel im Schloss um und öffne die Haustür. "Jason bist du das?" Meine Mutter kommt auf mich zu gerannt. "Wo warst du? Ich hab mir solche Sorgen gemacht!" sagt sie aufgebracht. Ich verdrehe genervt meine Augen. Muss sie wirklich immer so über besorgt sein? "Alles gut Mum. Ich habe mich nur mit Ryan getroffen. Er überlegt hierher zu ziehen." antworte ich um sie zu besänftigen. Ich kenne meine Mutter. Im ersten Moment ist sie zwar total sauer, aber man kann sie sehr schnell beruhigen. "Das ist toll, aber du musst verstehen das ich mir Sorgen mache. Es ist ein übles Unwetter draußen." sagt sie mahnend und ich nicke zum Zeichen das ich sie verstanden habe. Das wirkt immer. "Geh jetzt schlafen. Morgen ist für euch alle Schule angesagt. Auch für Amalia." sagt sie ernst und wirft mir einen "Pass auf sie auf" Blick zu. Diesmal meine ich mein Nicken vollkommen ernst. Am liebsten würde ich Amalia von diesem Ort fernhalten, aber das ist leider nicht möglich.

Als ich meine Zimmertür öffne merke ich sofort das ich nicht alleine hier bin. Als ich näher zu meinem Bett gehe sehe ich ihre langen schwarzen Haare. Amalia. Sie ist hier, aber warum? Im nächsten Moment fallen mir die getrockneten Tränen auf ihrem Gesicht auf. Ich hatte Recht. Ich habe sie zum weinen gebracht. Mein Blick fällt auf ihren Unterarm. Auf ihre 4 Narben. Sie ist so zerbrechlich und morgen wird sie weiter brechen. Die Schule muss eine Hölle für sie sein. Wurde sie bevor ich in ihre Klasse gekommen bin auch schon gemobbt? Ja auf jeden Fall. Luisa hat mir an meinem ersten Schultag hier erzählt das Amalia früher viel cooler war, aber dann wurde sie auf einmal sehr langweilig. So etwas passiert doch nicht von heute auf Morgen. Es muss einen Grund geben. Nicht einmal Luisa traue ich es zu Menschen ohne Grund fertig zu machen. Obwohl das ihr wirklich ähnlich sehen würde.

Vorsichtig lege ich mich neben Amalia ins Bett. Ich möchte sie nicht aufwecken, denn sie schläft oft nicht sehr gut. Ich habe sie schon so oft Nachts weinen hören. Sanft lege ich einen Arm um sie. Ich muss sie beschützen vor all den Menschen die sie jeden Tag quälen. Kein Mensch hat es verdient das ihm so etwas angetan wird. Ich lasse meine Augen zur Zimmerdecke gleiten. Doch sie weiß so vieles nicht. Meine Gedanken schweifen zu ihm. Ich vermisse ihn. Ich vermisse meinen Vater. Er ist schon so lange weg. "Gute Nacht Dad." flüstere ich in die Dunkelheit hinein.

The fear in your eyes *Pausiert*Место, где живут истории. Откройте их для себя