Kapitel 9

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Als ich am Morgen aufwache ist Jasons tröstliche Nähe verschwunden. Was war das gestern bloß wieder? Ich dachte er kann mich nicht leiden. Alex Foto halte ich immer noch in meinen Händen. Schnell lege ich es auf den Nachttisch und mache mich fertig. Als ich in den Spiegel schaue zucke ich erschrocken zurück. Meine Augen sehen furchtbar aus. Naja jetzt kann ich sowieso nichts mehr dran ändern.

Heute bin ich endlich mal wieder pünktlich. Da bleibt mir zumindest der dumme Kommentar von Frau Soland erspart mit der wir heute die ersten beiden Stunden haben. "Ok beginnen wir mit der heutigen Englisch Stunde." sagt Frau Soland freundlich. Wie kann sie nur so fröhlich sein? "Ok Amalia heute möchte ich gerne das du zur mündlichen LK vorkommst." Oh nein! Naja wenigstens habe ich mir gestern noch mal alles angesehen. Auf dem Weg nach vorne werde ich mit Papierkugeln beworfen. Das macht mich noch nervöser.

"Also du hast 5 von 10 möglichen Punkten erreicht. Das ist knapp die Hälfte." sagt Frau Soland und ich nicke. Besser die Hälfte als gar nichts. In der Mittagspause gehe ich auf den Schulhof. Ich war noch nie hier draußen. Warum weiß ich nicht. Es ist eigentlich nämlich ziemlich schön hier. Ich setze mich auf eine Treppenstufe und beobachte die jüngeren Schüler wie sie auf dem Hof fangen spielen. Zum Glück ist gerade niemand von meiner Klasse hier.

Als ich ins Zimmer zurück komme sind schon alle da. Erst als ich mich hinsetze fällt mir der Zettel auf der auf meinem Platz liegt. Ich drehe ihn um.

Wir wollen dich nicht hier. Niemand will dich. Du bist nichts wert. Verschwinde endlich und mach Platz für einen Menschen der es verdient hat zu leben. 

Steht dort in roten Buchstaben. Ich schlucke schwer und zerknülle schnell den Zettel bevor Jason ihn sehen kann. Ich habe auf einmal richtig Angst vor Luisa. Sie meint es ernst und sie wird nicht locker lassen bis sie ihr Ziel erreicht hat und außerdem hat sie genug Leute die sie unterstützen. Ich stehe ganz alleine da.

In meinem neuen zu Hause steht sogar ein Klavier. Es ist mir noch nie vorher aufgefallen. Ich setze mich hin und fange an ein Lied zu spielen. Alex hat mir beigebracht es zu spielen. Es handelt davon an einen geliebten Menschen zu denken. Ich summe es leise vor mich hin während ich spiele. Ich kann gar nicht mehr aufhören. "Das klingt wunderschön." Liv steht vor mir und lächelt mich an. "Danke" erwidere ich verlegen. 

Ich kann wieder nicht schlafen. Zum Glück ist Morgen keine Schule. Ich schaue aus dem Fenster in den wunderschönen Sternenhimmel, aber auch das bringt nichts. Soll ich? Nein auf keinen Fall! Aber bei ihm schlafe ich immer ein. Trotzdem zu Jason zu gehen ist bestimmt eine blöde Idee, also bleibe ich alleine. Ich fühle mich so einsam.

Am nächsten Morgen finde ich ein Päckchen auf meinem Nachtschrank vor. Ein Smartphone befindet sich darin. Das muss Liv mir hingelegt haben. Ich fühle mich schlecht bei dem Gedanken das sie soviel Geld für mich ausgibt. Ich muss sie darauf unbedingt heute noch ansprechen. Sie muss das nicht tun.

"Pass doch auf!" schreit mir Chris entgegen und stellt mir ein Bein. Ich falle der Länge nach hin und meine Bücher verteilen sich über den Boden. Ich höre Gelächter als sie sich abwenden und beginne schnell meine Sachen wieder aufzusammeln. "Entschuldigung ich glaube das gehört dir." Ein Mädchen steht vor mir. In ihren Händen hält sie mein Mathe Buch. "Danke" sage ich und nehme es ihr ab. Wieso hat sie das gemacht? Sie kennt mich doch gar nicht. "Ich bin Clarissa. Und du?" fragt sie mich freundlich. "Amalia" antworte ich bloß. Was ist das hier? Will sie irgendetwas von mir oder warum ist sie so nett? Menschen handeln immer mit Hintergedanken und keiner von dieser Schule war bisher nett zu mir außer Jason. "Ich muss weiter." sage ich um das seltsame Gespräch zu beenden. Bloß weg von hier. "Kann ich deine Nummer haben?" fragt mich Clarissa. Nein niemals! Aber sie ist doch so nett...Was soll ich denn jetzt machen? Ich beschließe über meinen Schatten zu springen und sie ihr zu geben. Schließlich mag sie mich so wie es aussieht.

Die nächsten Tage mache ich Nachmittags oft etwas mit ihr und wir verstehen uns echt gut. Sie ist wie Jason gerade erst hergezogen. Mittlerweile schreibe ich ihr fast jeden Tag SMS und sie mir zurück. Es macht mich glücklich das ich auch endlich jemanden habe mit dem ich das machen kann. Doch wenn man sich etwas wünscht übersieht man oft etwas. Ich war unvorbereitet und wurde getroffen. 


The fear in your eyes *Pausiert*Where stories live. Discover now