Kapitel 13

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Ich blinzle vorsichtig als ich ein Klopfen höre. "Amalia hast du Jason gesehen?" fragt Liv mich und öffnet die Tür schließlich. Jason ist wirklich bei mir geblieben. Ich spüre seine Wärme und seine Arme die er immer noch um mich geschlungen hat. "Oh ähm ich gehe zu einer Freundin. Macht euch einen schönen Tag." Liv lächelt mir verschwörerisch zu bevor sie die Tür wieder schließt. Ich lege mich wieder zurück zu Jason. Seine Umarmung fühlt sich so an wie die von Alex früher. Und nach wenigen Sekunden bin ich wieder eingeschlafen.

Zitternd packe ich mein Schulzeug zusammen. Mein Bauch tut auch weh, aber sind bestimmt nur Bauchschmerzen. Ich nehme noch schnell eine Schmerztablette bevor ich mich zusammen mit Jason auf den Weg mache. Die Schmerzen gehen weg, aber das macht keinen wirklichen Unterschied. Meine Rechte Hand zittert total und pocht stark. Sie erinnert mich daran das es heute wieder passieren wird. Das ich wieder geschlagen werde und diesmal wird Jason nicht da sein um mir zu helfen. Unbemerkt lege ich meine Finger auf meinen Unterarm und drücke auf meine Ritzwunden. Der Schmerz hilft mir dabei das ich nicht völlig durchdrehe.

Jetzt stehen wir vor dem Schulgebäude. Es wirkt für mich wie ein Gefängnis. Sie werden es wieder tun. Sie werden nicht aufhören. Man müsste meinen ich wäre Schläge gewohnt. Bin ich auch, aber mein Vater hat mich noch nie geliebt. Aber die Menschen da drinnen waren größtenteils mal meine Freunde. Leute mit denen ich gelacht und denen ich meine Geheimnisse anvertraut habe. "Amalia komm wir müssen rein. Sonst kommen wir zu spät." sagt Jason. Nein es geht nicht. Wie angewurzelt stehe ich da. Nein ich kann keinen weiteren Schritt gehen. "Amalia?" Nein ich will nicht. Ich habe zu große Angst vor ihnen. Ja ich gebe es zu. Ich habe Angst je länger wir hier vor diesem Gebäude stehen. Meine persönliche Hölle. "Amalia jetzt komm." Jason packt meinen Arm. Nein! Nein bitte nicht! Ich ich- "Ahh!" Ich schreie laut auf als ein unfassbarer Schmerz durch meinen Bauch fährt und krümme mich zusammen. Tränen steigen in meine Augen. "Amalia was ist? Sprich mit mir!" "Aua! Es tut so weh!" schluchze ich. "Einen Krankenwagen! Ruft sofort einen Krankenwagen!" schreit Jason einem Lehrer und zwei Schülern zu die auf uns aufmerksam geworden sind. Schnell zücken sie ihre Handys. Aber das kriege ich nur nebenbei mit. Der Schmerz überwiegt alles. "Jason ich will das es aufhört. Einfach alles. Bitte ich will nicht mehr!" schluchze ich verzweifelt. Ich will nicht mehr ohne Alex sein. Ich will nicht mehr jeden Tag geschlagen werden. "Sag so etwas nicht. Bitte." sagt er traurig. Die Schmerzen werden immer heftiger und ich schreie immer mehr. Ich glaube ich werde schon verrückt. Jetzt sehe ich schon alles verschwommen. Schluchzer fahren durch meinen Körper als ich zu Boden sinke. Und dann wird alles schwarz.

"Wann wacht sie wieder auf?" "In ein paar Stunden." "Ok Danke." höre ich die Stimme sagen. Jason. Am liebsten würde ich in seine wunderschönen grauen Augen sehen, aber ich bin zu schwach um meine zu öffnen. Eigentlich ist es doch ganz schön so.

"Amalia bitte wach auf. Ich brauche dich, auch wenn du das nicht glaubst." sagt Jason und seine Hand umschließt meine. Er ist der einzige der noch da ist. Ich will ihn sehen und zwar jetzt. Also versuche ich mit all meiner Kraft meine Augen zu öffnen und schaffe es schließlich. Ich blinzle vorsichtig bis die Umrisse meiner Umgebung schließlich scharf werden. Wo bin ich? Die Frage klärt sich als ich den Tropf sehe an dem ich angeschlossen bin. Ich bin im Krankenhaus. Dann schaue ich zu Jason der mit einem besorgten Blick an meinem Bett sitzt. "Was ist passiert?" frage ich. "Ich weiß es auch nicht. Ein Arzt kommt gleich." antwortet er und da öffnet sich auch schon die Tür.

"Also Amalia. Unsere Untersuchung hat ergeben das sich ein Magengeschwür bei ihnen gebildet hat." Fassungslos schaue ich den Arzt an. "Was?" "Wir vermuten das es wegen zu vielem Stress entstanden ist. Ich weiß nicht genau warum sie Stress haben und ich will auch gar nicht weiter nachfragen, aber ihr Körper macht das nicht so schnell noch ein zweites Mal mit. Dazu kommt das sie in den letzten Tagen nichts zu sich genommen haben. Oder irre ich mich da?" fragt der Arzt. Ich glaube er heißt Dr. Tanner. Jason schaut mich flehend an. So als würde er wollen das ich die Wahrheit sage. Soll ich wirklich? Andererseits möchte ich nicht nochmal solche Schmerzen spüren. "Nein." sage ich leise. "Dann ändern sie das bitte." Ich schaue betreten auf meine Arme. Oh Nein meine Arme! In der ganzen Eile heute früh habe ich vergessen das Armband an zu legen und ich habe nur ein kurzärmliges Shirt an. Hat Jason sie schon bemerkt? "So Miss Prison leider war das noch nicht alles." fängt Dr. Tanner an. Jetzt wird er es sagen. Er weiß es. "Was ist denn noch?" fragt Jason verzweifelt. Er macht sich wirklich Sorgen um mich. "Ich glaube das sollte sie ihnen lieber selbst sagen." Und damit geht er aus dem Zimmer.

"Amalia was hat er damit gemeint? Was sollst du mir sagen?" fragt Jason. Nein ich will das nicht. Aber ich brauche doch Hilfe. Ich habe schon 4 Schnitte und sie werden später zu 4 Narben. Das ist schon viel zu viel. Ich wollte es doch nur einmal tun. "Ich ähm ich...." stottere ich herum und fange an zu weinen. Nicht schon wieder. Weinen bringt doch nichts. "Bitte sag es mir. Bitte. Amalia ich..." sagt Jason und Tränen bilden sich in seinen Augen. Und wieso sagt er mir das jetzt? "Ich kann es nicht ertragen dich so leiden zu sehen. Du musst das nicht allein durch stehen. Ich bin für dich da." sagt er, beugt sich vor und gibt mir einen Kuss auf meine Stirn. Zitternd halte ich ihm meinen Unterarm hin. Seine Augen werden groß. "Du...du ritzt dich?" fragt er fassungslos. Ich nicke schluchzend. Das wars. Eigentlich müsste er doch jetzt gehen. Stattdessen legt er seine Arme um mich. "Wir schaffen das zusammen." Langsam schließe ich meine Augen und höre nur noch sein Flüstern: "Ich liebe dich."

The fear in your eyes *Pausiert*Where stories live. Discover now