Kapitel 33

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Ich weiß nicht wie lange wir da stehen. Fest steht nur das ich einfach nicht aufhören kann zu weinen. Gerade wenn ich denke das ich mich beruhigt habe, flammt ein neuer Schmerz auf und ich breche erneut in Tränen aus. Der Schmerz und meine Verzweiflung fressen mich von innen auf. Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Ich sehe keinen Ausweg, kein Licht am Ende des dunklen Tunnels in dem ich mich befinde. Doch was ich weiß ist, das ich mehr Angst als je zuvor habe diese Schule zu betreten. Schon allein bei der Vorstellung morgen wieder Luisa gegenüber zustehen entweicht mir ein lautes Schluchzen. "Shh Amalia. Es wird alles gut." versucht Jason mich zu beruhigen, aber es hilft einfach nicht. Tief in meinem inneren fühlt es sich gerade so an als würde ich von 10 Pferden umgetrampelt werden. Es tut so weh, es tut einfach so unbeschreiblich weh. Wie kann mich das Mädchen, was früher meine beste Freundin war, so behandeln?
"Prinzessin bitte. Ich kann dir nicht helfen, wenn du mir nicht sagst was passiert ist." sagt Jason und streicht mit seiner Hand zärtlich durch mein Haar. "War es Luisa? Hat sie dir wieder weh getan?" Als er ihren Namen ausspricht vergrabe ich mein Gesicht noch tiefer in seinem Shirt.

Belästige ihn halt noch mehr, du Versagerin!

Und in diesem Moment begreife ich es. Ich sollte es lassen. Ich sollte es lassen Jason mit meinen Problemen zu belasten. Ich bin doch nur eine Last für ihn. Jeden Tag muss er mich trösten, aufmuntern oder mir helfen. Dabei hat er doch genug eigene Probleme, meine belasten ihn nur. Er hat ein eigenes Leben, ein wunderschönes Leben während meines eher einem Haufen voller Nichts gleicht. "Amalia rede doch bitte mit mir." Wenn er es nicht schon vorher war, ist er jetzt spätestens besorgt. Er will mir doch bloß helfen und ich krieg den Mund nicht auf. Ich kann es ihm einfach nichts sagen. Was ist wenn Luisa ihm dann auch etwas antut? Oh Gott das könnte ich mir nie verzeihen. Also kämpfe ich gegen die Tränen und wische sie fort. Danach schaue ich zu ihm hoch. "Mir geht gut." lüge ich und versuche ein Lächeln aufzusetzen, was mir total misslingt. "Dir geht es alles andere als gut. Und das kann ich nicht mehr mitansehen. Sag mir bitte was passiert ist. Ich will dir helfen okay? Ich werde dafür sorgen das so etwas nicht noch einmal passiert. Ich bin für dich da Prinzessin." Seine Worte treffen mich und ich bin kurz davor wieder los zu heulen. "Ich war nur bei Alex Grab." antworte ich, in der Hoffnung das er mir die Ausrede abkauft. Und das tut er anscheinend, denn Jasons Blick sieht auf einmal mitfühlend aus. "Lass uns schlafen gehen." schlägt er vor und ich folge ihm nach oben.

"Gute Nacht" flüstert Jason und ist sofort eingeschlafen. Doch ich kann einfach nicht schlafen. Nach Stunden die ich mich hin und her gewälzt habe, vibriert plötzlich mein Handy. Eine SMS von Clarissa:

Wir müssen dringend reden und was unternehmen. Ryan hat es mir erzählt. Amalia ich bin immer für dich da. Du bist nicht allein. Clarissa

Nein das geht nicht! Das macht es nur schlimmer. Mein Handy vibriert schon wieder aber dieses Mal ist eine SMS von einer unbekannten Nummer.

Du bist so ein Abschaum!

Darunter ist ein Video verlinkt. Ich greife mir meine Kopfhörer und schließe sie zitternd an das Handy an. Danach drücke ich zitternd auf Play.

Und dann sehe ich...mich. Und den Text der dort steht.

Na wie ist es so erbärmlich zu sein? Weißt du eigentlich was du der Welt damit antust das du exestierst? Jeder der dich Miststück ansehen muss trägt bestimmt Augenschäden davon.

Du bist so hässlich!

Bitch!

SCHLAMPE!

Geh sterben!

Dich will niemand!

Du bist nur Ballast.

Geh dich vergraben!

Fett!

Arme Clarissa, sie war früher so beliebt. Du hast ihr alles kaputt gemacht.

Das Jason mit so jemanden zusammen ist. Einfach nur ekelhaft.

Immer mehr Kommentare füllen das Display aus. Jede Beleidigung versetzt mir einen Stich. Und der Schmerz wird mit jeder Beleidigung größer.

Jemand wie du verdient Schläge!

Wie war es in der Abstellkammer? Wie wäre es wenn wir dich da nochmal einsperren?

Loooooser

Erbärmlich

Deine Eltern tun mir leid...

Und morgen machen wir dich aufs neue fertig! Nichts anderes verdienst du du mickriges hässliches Geschöpf.

Überfordert und mit Tränen die hochsteigen, versuche ich das Handy auszumachen, was mir nach drei Versuchen endlich gelingt. Danach lasse ich meinen Tränen freien Lauf und breche schluchzend auf meinem Kissen zusammen. Ich will morgen nicht in die Schule, ich will nicht! Meine Schluchzer werden immer lauter, während meine Verzweiflung und meine Angst immer größer werden. Ich will nicht nochmal eingesperrt werden! Es tut so weh! Jede einzelne Beleidigung tut so weh.
Sterben wäre jetzt toll. Ich habe es schon mit der Klippe versucht. Aber es gibt noch so viele andere Möglichkeiten. Als mir ein weiteres Wimmern entweicht, spüre ich plötzlich eine warme Hand auf meinem Rücken. "Amalia?" Mist ich habe Jason aufgeweckt. Er hat das Licht angemacht und schaut mich besorgt an. Doch ich kann nicht antworten, zu sehr bin ich mit meinem Weinen beschäftigt und damit diese ganze Beleidigungen aus meinem Kopf zu vertreiben. Was überhaupt nicht funktioniert. Als ich nichts sage, zieht er mich in seine Arme. "Shh was ist los? Warum weinst du?" "Ich habe Angst." kommt es irgendwann aus mir heraus und ich vergrabe mein Gesicht noch tiefer in seinem Shirt. Warum hab ich das nur gesagt? Jetzt will er erst Recht wissen was passiert ist. Ich darf ihm das unter keinen Umständen sagen, sonst wird er da mit rein gezogen. "Hey Prinzessin sieh mich an." flüstert er, als er seinen Finger unter mein Kinn legt, damit ich genau das tun muss. Ich verliere mich schon wieder in seinen grauen Augen, doch dieses Mal sehen sie so traurig aus, dass bei mir endgültig alle Dämme brechen. Und dann fange ich stockend an die Geschichte zu erzählen. "Naja ich kam dann von der Pause zurück und wollte ins Zimmer, aber da stand auf einmal Luisa vor mir... und dann hat sie...sie hat... sie hat mich-" Wieder steigen Tränen in meine Augen bei dem Gedanken. Vielleicht passiert morgen genau das gleiche erneut. "Sie hat mich in die Abstellkammer eingesperrt."

Ich spüre wie Jasons Körper sich an spannt. Vor Wut vermutlich. "Was? Nein sag mir das das nicht wahr ist. Das hat sie nicht getan!" Wütend springt er auf, nimmt die Nachttischlampe und schmeißt sie mit einer solchen Kraft auf den Fußboden das sie in viele kleine Einzelteile zerbricht. Danach ist für eine lange Zeit still im Raum. Niemand sagt etwas. Mit hängenden Schultern steht er da, den Blick auf den Boden gerichtet. "Jason?" sage ich irgendwann. "Es tut mir leid." antwortet er mit brüchiger Stimme. "Ich hab nicht daran gedacht wie schlimm das ist und wie alle das ausnutzen werden, wenn du allein bist." Nein! Er soll sich keine Vorwürfe machen. "Es ist nichts passiert und es ist auf keinen Fall deine Schuld. Ohne Ryan würde ich wahrscheinlich gar nicht mehr hier sein. Er hat mich da raus geholt." Jasons Augen liegen wieder auf mir. "Wir müssen was dagegen unternehmen. So geht das nicht mehr weiter. Ich gehe morgen sofort zum Direktor und-"
"Jason ich will morgen nicht in die Schule, ich will da nicht hin. Ich kann einfach nicht mehr." schluchze ich und unterbreche ihn damit. Bitte ich kann morgen wirklich nicht wieder dahin. "Ich war noch nicht fertig Prinzessin. Nachdem ich beim Direktor war werden wir wegfahren." Verwirrt schaue ich ihn an "Wegfahren?" "Ja" sagt er, setzt sich neben mich und nimmt mich wieder in den Arm. "Du musst hier mal raus und ich auch." "Und wohin?" frage ich weiter. Ich bin immer noch verwirrt. "Das liegt ganz bei dir. Wo immer du hin willst." antwortet er. Ich überlege eine Zeit lang, aber mir fällt nur ein einziger Ort ein wo ich wirklich hin will. "An die Ostsee." kommt es schließlich aus mir heraus. Da war ich vor Jahren mal mit Alex und dort ist es so wunderschön. "Dann fahren wir dahin, aber jetzt wird erstmal geschlafen." sagt er und legt sich hin. Ich tue es ihm nach und er schlingt seine Arme um meine Taille, nachdem er die Decke über uns gezogen hat. An die Ostsee. Lächelnd schlafe ich ein, träume von großen Stränden und weitem Meer, während ich Jasons warmen Atem in meinem Nacken spüre.

Erstmal entschuldigt bitte für die Verspätung. Ich hatte einfach eine kleine Schreibblockade und dazu lag ich auch noch fast eine Woche krank im Bett. Aber hier ist es nun. Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen. Bis bald, eure starline20002

The fear in your eyes *Pausiert*Where stories live. Discover now