Kapitel 11

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Ich schließe die Tür auf. Aus der Küche höre ich Stimmen. Liv und Jason. "Du hast ihre Hand nicht gesehen. Sie war total blau angelaufen." Oh mann wieso kann er nicht einmal seine Klappe halten? Jetzt weiß Liv auch über mich Bescheid. Fehlt nur noch ihre Mutter und ich bin raus hier. Und dann bin ich wieder alleine. Ach Mann...Frustriert fahre ich mir durch die Haare. Ich bin irgendwie noch fertiger als sonst. Ich sollte wahrscheinlich mal was Essen.

Nein vergiss es! Dann mobben sie dich noch mehr!

Aber ich will doch etwas essen...aber du hast Recht.

Prüfend schaue ich an mir herunter. Bin ich wirklich so fett wie die anderen sagen? Wahrscheinlich schon. Mein Handy vibriert in meiner Tasche. Ich ziehe es heraus und schaue auf das Display. 1 SMS mit Bildanhang. Ich öffne das Bild. Gar nicht gut. Auf dem Bild sieht man mich. Nur das die Person nur das Gesicht von mir hat. Ein Nacktbild.

Ist auf Facebook veröffentlicht. Schlampe!

Oh Nein...alle werden glauben das ich das bin. Wieso immer ich? Traurig schaue ich das Bild an und fange stumm an zu weinen. In der Küche höre ich immer noch Liv und Jason miteinander sprechen. "Sie sie sah heute so traurig aus." sagt Liv bedrückt. Ja toll dann seh ich eben so aus. Es hat bisher niemanden gekümmert. Ich hasse es wenn ich auf der Straße diese perfekten Familien sehe. Die wo die Eltern sich lieben und ihre Kinder ebenfalls. Frau Cameron liebt Liv und Jason. Und wer liebt mich? Und jetzt sag nicht Alex, denn er ist tot ok? Er ist einfach weg.

Ja bitte. Niemand.

Was?

Dann mag dich Niemand.

Oh.

Mein Handy vibriert. Nicht schon wieder. Zitternd hole ich es hervor. Unbekannte Nummer. Ich gehe dran, ich weiß schließlich nicht wer es ist. "Hallo?" frage ich leise. "Hallo hier spricht Frau Mayer vom Jugendamt. Spreche ich mit einer Amalia Prison?" Meine Arme werden schwer. Bei mir hat noch nie das Jugendamt angerufen und jetzt ausgerechnet melden sie sich? Jetzt? Jetzt wo ich bei Liv und Jason bin? "Ja" sage ich nur. Was soll denn das ganze Theater hier? Obwohl es hat mich vor der Stimme gerettet, aber trotzdem. "Also Miss Prison stimmt es das sie nicht mehr bei ihrem Vater wohnen?" fragt diese Frau irgendwas weiter. "Ich bin bei Freunden untergekommen." Wenn man das so sagen kann. Aber das wird diese Tante eh nicht interessieren ob sie jetzt wirklich meine Freunde sind oder nicht. "Das geht aber nicht. Ihr Vater ist für sie verantwortlich." Will die mich eigentlich verarschen? Und sowas nennt sich Jugendamt. Wütend lege ich auf und beende dieses Scheiß Gespräch. Sie werden mich nicht finden.

Heute liegt wirklich jedes Augenpaar auf mir. Sie haben es alle gesehen. "Sowas sollte verboten werden." höre ich wie ein Mädchen ihrer Freundin zu flüstert. "Ja das wir uns sowas ekelhaftes reinziehen müssen. Hat die überhaupt eine Ahnung wie scheiße sie aussieht?" sagt die andere. Ich beiße mir auf meine Zunge. Nicht weinen. Nicht weinen. Dann zeigst du ihnen das du schwach bist. Dann wird es noch schlimmer. Diese Menschen kennen mich gar nicht und trotzdem lästern sie über mich ab. Wow...

Nach Unterichtsschluss will ich so schnell wie es irgend geht nach Hause. "Na du Schlampe!" Ich zucke zusammen, aber es ist nicht mein Vater der auf mich zukommt. Sondern Chris. Zusammen mit Louis und Luisa kommt er immer näher. Mein Herz hämmert. Hier im Klassenraum sind wir allein. Alle anderen sind schon weg. Was haben sie vor? Ich renne zur Tür, aber Matt fängt mich ab und schlägt mein Gesicht gegen die Wand. Benommen schaue ich ihn und die anderen an. "So leicht kommst du mir nicht davon." sagt Chris dreckig. Louis hält mich fest während er näher kommt. Ich fange an um mich zu treten, aber es bringt nichts. Klatsch. Der erste Schlag auf meine Wange. Nichts neues für mich. "Na du Miststück? Hat dir deine Mutter nicht beigebracht das man nicht widerspricht?" Beim Gedanken an meine Mutter steigen Tränen in meine Augen. Sie ist nicht hier. Sie war nie bei mir und sie wird auch nie mir sein. "Lass mich los. Bitte." flehe ich leise. Tränen laufen mir über mein Gesicht. Klatsch. Zweiter Schlag. Ich spüre einen Tritt in meiner Magengrube. Ich schreie laut auf. "Bitte lasst mich gehen! Bitte-" schreie ich. Louis schmeißt mich mit voller Wucht an die Wand. Schmerz überall. Doch am schlimmsten hat es meine Hand erwischt. "Du hast hier gar nichts zu melden. Verstanden?" sagt Louis. "VERSTANDEN?" schreit er und zieht mich brutal an meinen Haaren hoch. "Ja" wimmere ich. Bitte lasst mich doch einfach gehen. Ich will hier raus. Bitte ich will hier raus! Chris packt meine verletze Hand und schlägt auf sie ein. Ich schreie. Es tut so weh. Der Schmerz übertrifft alles. Ich versuche immer wieder mich von Louis los zu reißen, aber es klappt nicht. Er zieht nur noch fester an meinen Haaren. "Du bist nichts wert. Hast du es jetzt verstanden?" fragt Luisa hämisch. Ich nicke. Sie versetzt mir einen Stoß in meine Rippen. Ich falle auf den Boden, aber Chris zieht mich an meiner Hand wieder hoch. Ich fange wieder an zu schreien, aber Louis hält mir den Mund zu. Die Tür öffnet sich. Ich komme hier nie wieder raus. Ich schluchze verzweifelt auf. "Hey lasst sie sofort los!" schreit jemand. Louis schubst mich an die Wand wo ich hart mit meinem Kopf aufkomme und liegen bleibe. "Jason was kümmert dich das?" Luisa ist sehr wütend keine Frage. Halt ist es Jason der mir geholfen hat? "Haut ab sofort!" schreit Jason und sie verschwinden tatsächlich. Ich versuche mich aufzusetzen, doch da ist er schon bei mir und versucht mir zu helfen.

"Was haben sie dir angetan?" fragt er aufgebracht, doch ich kann nicht reden. Stattdessen vergrabe ich mein Gesicht an seiner Brust. Die vergangenen Minuten ziehen an mir vorbei. Schluchzend kralle ich mich in sein Shirt. Jason schlingt seine Arme um mich. "Bitte rede mit mir. Was haben sie gemacht?" fragt er verzweifelt. Doch ich kann nicht. Ich kann nicht antworten. "Meine Hand tut so weh!" bringe ich nur schluchzend hervor. Dieser Schmerz soll endlich aufhören. Ich kann nicht mehr. Wie können Menschen so etwas tun? Ich habe ihnen doch gar nichts getan. "Komm ich bringe dich ins Krankenzimmer." sagt er und ich lasse es zu. Er nimmt mich hoch und trägt mich durch die Gänge der Schule bis wir vor dem besagten Zimmer stehen. Alle starren uns an, aber das ist mir egal. Jason ist bei mir geblieben, sie nicht.

The fear in your eyes *Pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt