The fear in your eyes *Pausiert*

Kapitel 16

"Jason es tut mir leid. Ich wollte nicht das du sauer wirst. Das ist alles meine Schuld." sage ich bedrückt und laufe still neben ihm her. Ja heute geht die Hölle wieder los. Ich vergraule wirklich jeden. Kann ich überhaupt etwas? "Hey es ist nicht deine Schuld ok?" sagt Jason und sieht mir ernst in die Augen. Er will das ich mich nicht für diesen Vorfall verantwortlich fühle. "Aber-" setze ich an doch er unterbricht mich. "Nein. Du darfst nicht denen glauben die dir sowas einreden. Bei ihnen liegt die Schuld, nicht bei dir." antwortet er als wir vor dem Schulgebäude stehen.

Jason nimmt meine rechte verletzte Hand in seine. Ich habe gar nicht bemerkt das ich anfangen habe am ganzen Körper zu zittern. "Es wird alles gut. Ich bin die ganze Zeit direkt hinter dir ok?" "Ok" flüstere ich. Ich betrete nicht allein die Schule, muss mich nicht allein meinen Mitschülern gegenüber stellen. Er wird bei mir sein solange ich es will.

Als ich den Gang entlang zu meinem Spind laufe starren mich alle an als wäre ich eine Außerirdische. Manche schauen mich mitleidig an, doch bei den meisten erkenne ich den Hass der ihnen ins Gesicht geschrieben steht. Es war so schön dem ganzen hier für eine Weile zu entfliehen. Niemand hier hat mich vermisst. Wahrscheinlich haben die meisten nicht einmal meine Abwesenheit bemerkt.

"Ach sieh mal an wer wieder da ist." sagt Luisa und die anderen fangen an zu lachen. Ich zittere fürchterlich, doch Jasons warme Hand die auf meiner Schulter ruht vermittelt mir das ich nicht völlig allein bin. Schnell gehe ich hinter zu meinem Platz und packe mein Zeug für den Unterricht aus. Heute haben wir zuerst Deutsch. Als sich Jason neben mich gesetzt hat geht der Unterricht auch schon los. 

"So ich werde euch jetzt in 3 Gruppen einteilen. Jede Gruppe bekommt von mir einen Bucheintrag zugeteilt den ihr analysieren müsst." sagt Frau Soland und ich stöhne laut auf. Das ist ja mal wieder ein toller Start. Ich bin in einer Gruppe mit Courtney und ein paar anderen Mädchen, aber zum Glück ohne Luisa und Chris. Das hätte ich jetzt echt nicht verkraftet. "Weißt du was Amalia? Wenn wir dich schon ertragen müssen kannst du auch die ganze Arbeit machen." sagt Courtney und die anderen stimmen ihr zu und schauen mich böse an. An anderen Tagen hätte mir das bestimmt einen Stich versetzt, aber jetzt ist es mir im Moment egal. Jedenfalls bis Frau Soland mir einen Zettel in die Hand gedrückt hat auf dem die Aufgaben stehen. Nein das kann ich nicht. Der Text handelt von so viel was mir bekannt vorkommt. So als sei er extra für mich angefertigt worden. Hilfesuchend schaue ich zu den anderen, aber es sieht nicht so aus als würden sie das machen. Also muss ich jetzt meine Meinung und Interpretation zum Text schreiben. Eigentlich ist das total ungerecht, aber ich traue mich wie so oft nicht etwas dagegen zu sagen. 

Zum Glück muss ich diese Interpretation erst in 1 Woche vorstellen. Leider ist da auch der Todestag von Alex. Alle werden mich auf dem Kicker haben, außer Jason, Liv und Frau Cameron. Sie wissen es aber auch nicht und wenn sie es wüssten würden sie sich bestimmt auch nicht anders verhalten. 

"Hey" sagt Jason als er in mein Zimmer kommt und mir einen verschwörerischen Blick zuwirft. Er hat etwas geplant. Ich mustere ihn und versuche Hinweise zu finden auf das was er vorhat. "Hast du Lust auf ähm auf Kuchen?" fragt er mich. Ich lache los. "Liv hat mir noch mehr Kuchen für diese bescheuerte Spendenaktion aufgehalst." sagt Jason seufzend. Liv plant diese Spendenaktion schon seit Monaten. Sie wollen Kuchen verkaufen und die Einnahmen für ihre Abschlussfeier nutzen. Eigentlich eine tolle Sache, aber Jason hat bestimmt langsam genug davon. "Da nehme ich doch sehr gerne ein Stück Schokoladenkuchen." sage ich und meine Stimmung kippt. Jason reicht mir es und schaut mich prüfend an. "Alles in Ordnung?" "Ja ähm ich muss noch Mathe Hausaufgaben machen." sage ich ausweichend und er nickt bloß. Er weiß nicht das dieser Kuchen nicht für mich bestimmt ist.

Leider leider leider bin ich so dumm und schalte mein Handy an. Wahrscheinlich weil ich nichts zu tun habe und mich ablenken will. Und wie nicht anders zu erwarten habe ich Nachrichten zum lesen. Fällt diesen Leuten nichts besseres ein was sie in ihrer Freizeit tun können?

Sie ist so hässlich.

Die wollte sich umbringen oder? Lachhaft. Leider hat es nicht geklappt.

Immer dasselbe.

Haltet eure Klappe. 

Schreibe ich einfach nur und lege dann mein Handy wieder weg. Leider hat es trotzdem weh getan. Am meisten verletzt es mich das sie wirklich wollen das ich nicht mehr auf dieser Welt bin. Ihrer Meinung nach wäre die Welt besser ohne mich. 

Heute ist mein Geburtstag. Aber für mich ist das kein besonderer Tag. Ich habe ihn schon letztes Jahr nicht gefeiert das kann gerne so bleiben. Wenn dein eigener Bruder ein paar Tage drauf gestorben ist findest du deinen eigenen Geburtstag nicht mehr wichtig. Außerdem habe ich nie Geschenke bekommen. Und wenn dann vielleicht eins von Alex. Alex...Er geht mir heute am wenigsten aus dem Kopf. Innerlich plane ich was ich mit ihm tun könnte doch dann fällt mir wieder ein das ich gar nichts tun kann.

Heute ist Sonntag. Wenigstens muss ich an meinem Geburtstag nicht in die Schule. Das würden alle schamlos ausnutzen um auf mir rumzuhacken. In ein paar Tagen ist es noch viel schlimmer, aber wer sagt denn das ich in die Schule gehen muss? Ich hab zwar noch nie geschwänzt, aber es gibt schließlich für alles ein erstes Mal.

Liv und sitzen am Tisch und essen Frühstück. Jason schläft noch und Frau Cameron ist gerade an der Tür um Post entgegen zu nehmen. "Und was machst du heute so?" fragt Liv mich neugierig. "Ähm ich organisiere etwas." Sie muss es ja nicht wissen. "Oh was denn? Ich könnte dir bestimmt helfen! Die Spendenaktion war auch ein voller Erfolg." sagt sie begeistert und hat bestimmt schon im Kopf was sie wieder alles für die Planung braucht. "Nein ähm ich mach das lieber alleine." sage ich schnell. "Was wieso denn?" antwortet Liv verwirrt. Verdammt was jetzt? Soll ich sie anlügen? Nein das kann ich nicht. Aber- "Amalia?" Danke Frau Cameron. Ich bin so froh das sie in diesem Moment unser Gespräch unterbricht. "Ein Brief ist für dich gekommen." sagt sie und drückt ihn mir in die Hand. Für mich? Aber von wem denn? Der Absender ist mir total unbekannt. Als ich ihn öffne kommt eine Karte hervor.

Liebe Amalia, alles Gute zum 17 Lebensjahr, auch wenn ich nicht bei dir bin.

Deine Mum