Kapitel 13

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Ich schreite zu dem großen, weißen Haus. Ich betrete es und laufe den roten Teppich, der den weißen Marmorboden schmückt, entlang, bis zu Avees Tür. Doch dieses Mal stehen vor der Tür zwei Wächter und bewachen Avees Zimmer.

„Was willst du hier?", fragt der eine mich mit einer sehr rauen Stimme und greift nach seinem Schwert.

„Ich, ich muss mit Avee sprechen. Es ist dringend", erkläre ich hastig.

„Sie ist beschäftigt", brummt er.

„Bitte, ich muss einfach mit ihr sprechen", versuche ich ihn zu überzeugen und wage es, einen Schritt näher zu treten.

Sofort hält der andere Wächter mir das Schwert vor die Tür und ich ernte einen drohenden Blick.

„Bitte, ich muss wirklich mit ihr reden", flehe ich die beiden an.

„Warte einen Moment", meint der Wächter und verschwindet in Avee's Büro.

Nach kurzer Zeit öffnet er die Tür und bittet mich herein.

„Du hast 10 Minuten", grummelt er und lässt mich mit Avee alleine.

Ich setze mich auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch und werde lächelnd von ihr begrüßt.

„Hallo Kate, was liegt dir auf dem Herzen?", fragt sie liebevoll und legt ihre Schreibfeder bei Seite.

„Ich habe ein paar Fragen", antworte ich.

„Frag mich alles, was du wissen möchtest. Ich höre zu."

Sie konzentriert sich nur auf mich und wartet, darauf, dass ich etwas sage.

„Also, ich habe herausgefunden, dass Fynn ein Zukunftsblicker ist. Meine erste Frage lautet, stimmt das wirklich? Gibt es wirklich solche Zukunftsblicker?"

Sie wartete kurz, bevor sie mir antwortet.

„Ja, das stimmt. Fynn ist einer von ihnen. In jedem der vier Teile des Universums gibt es einen Zukunftsblicker. Sie sehen alles, was in der Zukunft passiert."

„Okay, gut zu wissen. Ich war mir nicht ganz sicher, ob er mir die Wahrheit erzählt hat. Meine zweite Frage lautet: Hat er ihnen von den Auserwählten für den Manali Mana erzählt?"

„Ähm, wie bitte?", fragt sie nach. „Ich habe dich nicht ganz verstanden."

„Na, wer für den Manali Mana auserwählt wird. Hat er ihnen erzählt, wer es ist?", frage ich erneut.

„Nein. Woher weißt du, dass er das weiß?", fragt sie überrascht und runzelt die Stirn.

„Ich habe es zufällig mitbekommen", antworte ich kurz, ich will nicht weiter auf Details eingehen.

„Wie konnte er nur", zischt Avee auf einmal und ihre Stimmung verändert sich drastisch.

So kenne ich sie gar nicht. Doch sie atmet einmal tief ein und fängt sich wieder.

„Kate, gehst du jetzt bitte? Ich muss noch etwas erledigen", bittet sie mich.

„Ja, natürlich, danke für die ehrlichen Antworten", antworte ich und verlasse mit schnellen Schritten den Raum.

Wieso sollte Fynn Avee erzählen, wer für den Manali Mana auserwählt werden wird? Haben sie ein Geheimnis? Ich trotte langsam aus dem Gebäude und gehe in Richtung Wohnviertel. Es sind noch ein paar Leute draußen und reden und lachen. Ich dagegen verziehe mich in mein Zimmer. Dort lege ich mich müde auf mein Bett. Dann denke ich, wie eigentlich jeden Abend, über den Tag nach. Ich frage mich immer noch, wieso Fynn sein Geheimnis vor Avee geheim hält. Und, warum mein Vater anscheint ein Geheimnis mit Fynn teilt. Mir fällt auf, dass Fynn eigentlich mit fast allem, was hier passiert, etwas zu tun hat. Welches Geheimnis hat er, das keiner erfahren darf?

Tja, das ist jetzt wirklich dumm gelaufen: Ich bin eigentlich zu Avee gegangen, um sie nach dem Amulett zu fragen. Ich habe alles gefragt nur nicht nach dem Amulett. Ich haue mir wütend gegen den Kopf. Ich bin manchmal echt vergesslich. Wie blöd kann man nur sein?

Ich setze mich auf und tapse schnell zur Kommode, um mich umzuziehen. Ich muss aufhören, so viel zu denken, dass macht mich irgendwann noch krank.

Müde schmeiße ich mich auf mein Bett und schließe die Augen. Ich will einfach nur noch schlafen.

Fynn kommt lachend auf mich zu.

„Kate, da bist du ja. Ich habe dich schon gesucht. Habe ich dir schon erzählt, dass du auserwählt wurdest?" lacht er spöttisch und kriegt sich kaum wieder ein.

Ich will meinen Mund öffnen, um etwas zu sagen, doch ich bekomme ihn nicht auf. Er ist wie eingefroren.

„Und, willst du auch wissen, wer dich begleitet? Auf deiner Reise in den Tod?", ruft er immer spöttischer.

Ich wollte „wer" fragen, doch es klappte nicht. Ich bekomme kein Wort heraus. Es ist, als wäre ich in meinem Körper gefangen.

„Es ist jemand, mit dem du jeden Tag zu tun hast. Doch vielleicht ist es nicht der, für den du ihn hältst. Es ist-"

Die ElementehüterinWhere stories live. Discover now