Kapitel 102

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„Kate, für wen entscheidest du dich? Ich will jetzt eine Antwort, sonst kannst du nicht mehr mit mir rechnen", knurrt Luca ungeduldig und ballt dabei seine eine Hand zu einer Faust. Sein rechter Arm hängt noch immer schlaff und gebrochen hinunter.

Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen. Die Tränen steigen mir in die Augen. Ich spüre es in meinem Bauch. Dieser Druck in der Magengegend, bevor ich in Tränen ausbreche. Ich kann sie einfach nicht mehr zurück halten. Eine nach der anderen fließt sanft über meine Wange und tropft dann auf den Boden. Wieso können wir nicht ein Team bilden? Wir könnten richtig gut zusammen arbeiten. Drei starke Molanya.

Ich verstehe es einfach nicht. Wieso können die beiden nicht zusammen arbeiten? Ich will mich nicht entscheiden. Ich kann nicht. Luca und Fynn. Ich brauche Informationen. Was stimmt und was nicht! Ich weiß aber, dass in dieser Situation irgendwas nicht stimmt, denn sonst müsste ich nicht... ach egal.

Es wäre ein Fehler von mir, mich nun für einen der beiden Jungen zu entscheiden. Wenn ich mich falsch entscheide, kann ich es nicht mehr rückgängig machen. Auch, wenn ich meinen Weg so gerne mit Luca weiter gehen würde und dort weiter machen würde, wo wir aufgehört haben, geht es nicht.

Ich muss mich erst auf die Suche nach Beweisen machen.

„Luca", hauche ich dann ganz unerwartet, als würde ich gesteuert werden.

Sofort hebt Luca seinen Kopf und guckt mich leicht schief an. In seinen Augen sehe ich ein leuchten.

Ich habe dieses Funkeln in seinen wunderschönen Augen so sehr geliebt. Ich habe ihn so sehr geliebt. Alles an ihm. Und er hat mich geliebt. Es hat sich bei ihm immer richtig angefühlt.

„Es scheint dir sehr schwer zu fallen, dich zu entscheiden. Ich merke schon. Ich glaube, das was zwischen uns war ist jetzt Geschichte. Ich gehe", spricht Luca ernst aus, ohne dabei eine Regung in seinem Gesicht zu verursachen, kein Stück von Trauer ist zu deuten.

Jetzt laufen meine Tränen richtig. In Strömen fließen sie meine Wange hinunter.

„Gut, das war's dann. Du wirst mich nie wieder sehen", sagt er völlig entgeistert und schüttelt traurig den Kopf.

„Luca-", schluchze ich und löse mich endlich von der Wand.

Luca schüttelt noch einmal den Kopf und stürmt dann aus dem Raum.

„LUCA!", rufe ich ihm hinter her, doch er reagiert nicht mehr.

Ich will hinter ihm hinter her laufen, werde aber aufgehalten.

„Kate, lass ihn doch", redet Fynn auf mich ein und legt seine Hand um meinen Oberarm.

Ich kann ganz genau Schadenfreude in seinem Gesicht erkennen und damit ist es klar. Er ist der Falsche.

„Lass mich!", zische ich ihn an. „Ich habe mich gegen dich entschieden", mache ich ihm klar, gucke ihn noch einmal an und laufe Luca dann hinter her.

Doch ich reiße mich von ihm los, werfe ihm einen wütenden und verhassten Blick zu und renne weinend aus dem Raum.

Ich stürme aus der Festung und laufe hinter Luca hinterher, der sich in Richtung Wald bewegt. Oh nein, nicht in den Wald, denke ich angestrengt. Aber gut, wenn du noch einmal mit ihm reden willst, musst du da auch rein!

Ich werde immer schneller und spüre den Boden kaum noch unter meinen Füßen. Es ist, als würde ich schweben. Das Gefühl in meinen Beinen lässt nach und ich bekomme schreckliche Seitenstechen. Verdammt, dass hatte ich doch sonst nie.

Ich lasse Luca nicht eine Sekunde aus den Augen. Wenn ich ihn jetzt nicht mehr einhole, dann ist es endgültig vorbei. Ich will ihm nur noch erklären, dass ich nicht ihn weg gewiesen habe. Also irgendwie habe ich ihn ja schon abgewiesen, aber ich will ihm wenigstens noch eine Sache sagen, bevor unsere Wege sich trennen. Nur einen Satz, drei Wörter, für die ich immer ein bisschen Überwindung gebraucht habe. Ich habe diese Worte bis jetzt noch nie so ernst genommen, wie jetzt. Noch nie.

Die ElementehüterinWhere stories live. Discover now