Kapitel 82

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Meine Augen schließen sich langsam und ich schlafe ein. Ich träume von Luca in dieser Nacht. Wie wir uns das erste Mal gesehen haben. Wir haben so viel in kürzester Zeit erlebt. Und dann das; Er ist ein Verräter. Ich kann es immer noch nicht glauben. Es ist einfach so schwer, wenn man jemanden bedingungslos liebt und man dann erfährt, wer der Mensch wirklich ist. Am liebsten würde man sich in Luft auflösen und alles vergessen.

Doch ich kann nicht aufgeben. Ich muss das Universum retten. Wenn ich mich jetzt wegen einem Verräter so ablenken lasse, würden alle Wesen vernichtet und ich wäre schuld.

Ich werde von einem heftigen Hämmern gegen meine Tür aus meinen Gedanken gerissen und zucke vor Schreck zusammen. Ich rapple mich auf und gehe starr wie ein Zombie auf die Tür zu. Ich öffne sie und sofort stürmt ein Junge in mein Zimmer. Und zum zweiten Mal bekomme ich fast einen Herzinfarkt.

Ich atme schnell und fühle mich, als ob ich einen Marathon gesprintet wäre.

„Bist du verletzt? Geht es dir gut? Es tut mir so leid. Ich weiß nicht, wie das passieren konnte. Ich wollte dein Fenster nicht treffen. Es tut mir wirklich leid", überrumpelt er mich völlig und ich weiß gar nicht, auf welche Frage ich als erstes antworten soll.

„Schon gut. Mir geht es gut. Ich bin nur fast in Ohnmacht gefallen", keuche ich ein wenig erleichtert, dass nichts passiert ist.

„Puh. Hey, du bist Kate, oder?", versucht er vom Thema abzulenken.

Ich starre die ganze Zeit in seine blauen Augen und bekomme die Frage gar nicht richtig mit.

„Kate?", fragt er erneut und jetzt erst merkte ich, dass er mir eben eine Frage gestellt hat.

Peinlich berührt spüre ich, wie mein Gesicht rot anläuft.

„Ja, ich bin Kate", bringe ich stotternd heraus und lächle verlegen.

„Freut mich. Ich bin Luca. Wir sehen uns nachher bestimmt beim Abendessen und nochmal, es tut mir wirklich schrecklich leid. Das wird nie wieder passieren", entschuldigt sich Luca zum hundertsten Mal, hebt den Speer vom Boden auf und verlässt mein Zimmer ohne ein weiteres Wort.

Luca steht auf und stellt sich hinter meinen Stuhl.

„Ich bringe dich zu deinem Zimmer, wenn das für dich okay ist", schlägt er freundlich vor.

„Ja, gerne."

„Gib mir deinen Teller. Ich bringe ihn für dich weg", befielt er mir und ich gebe ihm widerwillig meinen Teller.

„Komm, wir gehen", sagt er, als er wieder kommt.

Wir gehen langsam aus dem Saal. Als wir den Saal verlassen und in die frische Abendluft hinausgehen, bemerke ich, dass es ein bisschen kalt ist. Luca scheint dies zu bemerken.

„Willst du meine Jacke haben?", bietet er mir an und hält mir seine schwarze Jacke hin.

„Nein, danke", lehne ich ab.

Doch er legt mir die Jacke einfach über meine Schulter. Ich bin dankbar und kuschel mich ein wenig in die warme Jacke ein. Erst jetzt fällt mir auf, dass ich die Einzige bin, die nicht so einen Anzug mit blauen Streifen an der Seite trägt.

„Warum tragt ihr eigentlich alle diese Anzüge?"

„Das ist hier Pflicht. Du wirst deinen morgen bekommen, wenn er fertig ist. Darf ich dich was fragen?", fragt er nun vorsichtig.

„Na klar."

„Warum bist du hier?"

„Du meinst wie ich gestorben bin?", hinterfrage ich.

„Ja genau."

Ich überlege kurz. Ich kann mich nicht mehr an viel erinnern, nur noch an das, was mir erzählt wurde, was angeblich passiert ist.

„Ich bin verbrannt. In meinem Haus", erzähle ich traurig.

„Das tut mir leid", sagt mitfühlend und streicht mir sanft über die Schulter.

Kurze Zeit später stehen wir schon vor meinem Haus. Wir bleiben vor Zimmer Nummer 100 stehen.

„Ich wohne übrigens in Zimmer 101, wir sind also Nachbarn", stellt er lachend fest und geht schon zu seiner Tür.

„Schlaf gut. Ich hole dich hier morgen früh ab und dann gehen wir zum Training", meint Luca und legt seine Hand auf den Sensor, um die Tür zu öffnen.

„Bis morgen", verabschiede ich mich und verschwinde in meinem Zimmer.


Am nächsten morgen höre ich, wie jemand gähnt. Ich öffne meine Augen und schaue in die Baumkronen. Ich liege auf meinem Rücken und beobachte, wie sich die Blätter leicht im Wind bewegen. Ich liege auf meinem Rücken und habe keine Schmerzen?

Verwundet setze ich mich hin und ein Lächeln mach sich auf meinen Lippen breit.

„Was ist?", fragt Fynn, der auch schon wach ist.

„Mein Rücken, er tut nicht mehr weh."

„Zeig mal."

Ich drehe mich so, dass Fynn auf meinen Rücken gucken kann.

„Darf ich?", fragt er verlegen.

Ich nicke und er zieht meine Jacke und mein Top ein bisschen hoch, sodass er meinen Schnitt angucken kann.

„Kate, der sieht super aus!", stößt Fynn glücklich aus. „Wie hast du das gemacht?"

„Ich habe gar nichts gemacht. Ich fühle mich auch schon wieder Kräftiger", füge ich hinzu.

Ich taste mit meinen Händen den Schnitt ab. Er ist verkrustet und ich spüre nichts. Glücklich stehe ich auf und gucke in Richtung des Waldrandes.

„So, jetzt ist es soweit", sage ich und ziehe Fynn hoch.

„Wir schaffen das", sagt er und setzt sein erstes Bein hinter den Waldrand.

„Ab jetzt kann Galacsya mir weh tun", bemerkt er.

Ich nicke und übertrete ebenfalls den Waldrand. Gemeinsam gehen wir ein Stück. 


Die ElementehüterinWhere stories live. Discover now