Kapitel 103

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„Luca, dein Arm!", rufe ich auf einmal panisch aus, als ich mich neben ihn knie, mit zitternden Beinen und Armen.

Sein Arm ist blutig. Sein ganzer Arm ist blutig.

„Mir geht es gut", sagt er ruhig, doch in seinem Gesicht kann ich deutlich erkennen, dass es ihm nicht gut geht.

„Zeig mal her", befehle ich ihm.

„Es geht schon Kate."

„Nein Luca."

Ohne seine Einverständnis greife ich vorsichtig nach seinem Arm und betrachte ihn. Eine lange, tiefe Schnittwunde zieht sich über seinen kompletten Unterarm. Sein Knochen ist gebrochen und das Blut fließt wie ein Wasserfall.

„Kate, lass das. Ich kriege das schon hin", versucht es Luca noch einmal, doch ich ignoriere ihn.

Er braucht Hilfe und zwar JETZT, sonst ist es zu spät.

„Versprich mir, dass du das hinbekommst."

„Kate, ich weiß nicht, ob ich das kann."

Sofort steigen mir wieder Tränen in die Augen, als ich zu ihm nach oben gucke. Ich kann nichts dagegen tun. Es macht mich einfach traurig, dass er traurig ist und ich nicht weiß, wieso.

Doch dann lasse ich die Tränen in die Wunde fallen. Sofort beginnt sie zu dampfen und wird von innen nach außen hin schwarz. Eine Sekunde später zieht sich eine lange, dunkle Kruste über seinen Unterarm.

„Danke Kate", haucht Luca und bewegt sich nicht.

„Luca?"

Er antwortet nicht. Sein Kopf legt sich langsam zur Seite, dann schließt er seine Augen und hört auf zu atmen.

„Luca? Luca! Wach auf! Hilfe, ich brauche HILFE!", schreie ich so laut ich kann und knie mich neben Luca, der mir kein Anzeichen für Leben gibt.

Mein Wasserfall aus Tränen tropft auf Lucas leblosen Körper hinunter und hilft im dabei, wieder zu sich zu kommen.

„Danke", haucht Luca erneut, dieses Mal noch schwächer als zuvor.

Mit jeder Sekunde bekommt er mehr Kraft und schafft es schon bald, aufzustehen.

~

„Nur, weil du mir jetzt das Leben gerettet hast, bin ich dir nichts schuldig, dass ist dir hoffentlich klar. Ich werde meinen Weg gehen und du deinen, für welchen auch immer du dich jetzt entscheidest, bei dir weiß man ja nie", er legt eine kurze Pause ein. „Ich will aber, dass du weißt, dass ich nie bereuen werde, dass ich dich geliebt habe."

Und dann geht er fort.

Ich habe mich abgrundtief getäuscht. Ich weiß nicht, ob ich das schaffen kann; alles wieder in Ordnung zu bringen. Alles wieder so zu machen, wie es war.

Ich glaube aber, es wird nie wieder so sein, wie es vor dem Manali Mana  war. Auch wenn ich es schaffen würde, Ordnung wieder herzustellen, würde ein Teil dieser erkämpften Ordnung fremd sein. Es gab einfach zu viele Opfer. Jetzt gerade spüre ich keinen Funken Glück oder Hoffnung mehr in mir. Ich fühle mich leer.

Plötzlich nehme ich ein Knacken war. Es holt mich aus meinen Gedanken und lenkt mich für einen Moment ab.

Das Knacken wiederholt sich, dieses Mal nur etwas lauter. Mein Herzschlag verdoppelt sich um die normale Geschwindigkeit, so wie meine Körpertemperatur. Pure Hitze durchfährt meinen Körper, als ich auf einmal zwei feuerrote Augen erkenne, die hinter einem breiten Baumstamm hervor gucken.

Mein Herzschlag setzt einmal aus, als das Wesen hinter dem Baum hervortritt und sich uns in voller Größe präsentiert.

Brennende Augen starren in die meine.

Die ElementehüterinWhere stories live. Discover now