Kapitel 41

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Ich habe doch nur das gesagt, was er von mir verlangt hat, denke ich. War das falsch? Hätte ich ihn anlügen sollen. Na super, jetzt mache ich mir Vorwürfe. Das hat Fynn ja toll hinbekommen.

Ich schaue ihm traurig hinter her. Er dreht sich noch einmal zu mir um und läuft dann weg.

Erschöpft lasse ich mich auf den Boden sinken. Als ich die kühle Erde in meiner Handinnenfläche spüre, entspanne ich mich und schließe meine Augen. Es ist anstrengend und langsam geht mir die Kraft aus. Ich habe mit so vielen Dingen zu kämpfen und vor allem mit Gefühlen. Die Sache mit den Gefühlen saugt die meiste Energie aus mir.

Ich höre den Gesängen der Tiere aufmerksam zu. Hin und wieder sehe ich ein kleines Reh vorbei hüpfen und einen Vogel, der seinen Küken Würmer bringt. Meine Hand liegt auf der feuchten Erde. Langsam grabe ich sie hinein. Ich fühle mich wohl, wenn ich so eng mit der Natur verbunden bin. Ich treffe auf eine Wurzel. Ich packe sie. Plötzlich sprießt etwas kleines Grünes neben mir aus dem Boden hervor. Überrascht ziehe ich meine Hand aus dem Boden. Langsam wächst der kleine Halm und wird länger. Dann öffnet sich eine Blume. Eine wunderschöne, kleine und weiße Blume ist in zehn Sekunden entstanden. Ich glaube zwar nicht, dass ich das war, aber um es genau heraus zu finden, versuche ich es erneut. Ich vergrabe meine Hand in der Erde und balle sie zu einer Faust. Kurz danach sprießt ein weiterer Halm, direkt neben der Blume, aus der Erde und verwandelt sich in eine Blume. Ich habe eine neue Fähigkeit entdeckt. Ich knie mich hin und lege meine Hand sanft auf den Waldboden. Dann ziehe ich meine Finger langsam zusammen, bis meine Hände fast weiß sind. Ich öffne meine Faust und viele kleine Funken scheinen aus meiner Hand zu schwirren. Sie verteilen sich schnell auf dem Boden und an den Stellen, wo die Funken mit der Erde in Berührung gekommen sind, sprießen Blümchen nach oben. Völlig Baff schaue ich meine Hände an und muss lächeln. Ich beherrsche die Erde, denke ich. Ich habe jetzt die Elemente Wasser und Erde an meiner Seite. Das ist kein Nachteil denke ich.

Ich schiebe den Verband, der mein Tattoo all die Zeit verdeckt hat runter und entferne ihn ganz von meinem Arm. Die blauen Ornamente sind immer noch da. Auf einmal fangen meine Finger an zu kribbeln. Sie werden warm und kurz darauf bilden sich neue Ornamente. Dieses Mal auf meiner Hand. Sie ziehen sich fein von meinem Handrücken bis hin zu meinen Finger spitzen. Blumen. Jeder Finger meiner linken Hand wird nun von einer weißen Blume verziert.

Als alle sich die Blumen fertig gezeichnet haben, hört das Kribbeln auf. Fasziniert betrachte ich mein neues „Tattoo". Es passt zu meinen Wasserschnörkeln, obwohl es völlig anders aussieht. Ich frage mich, was noch passieren wird. Werde ich die anderen Elemente auch beherrschen? Werden sie mir helfen, am Manali Mana den Kampf für mich zu entscheiden?

Mir schwirren tausende Fragen im Kopf herum und ich wünschte, ich könnte mit jemandem darüber reden. Am liebsten würde ich mit Fynn reden, aber ich glaube, dass er sich dafür nicht bereit erklärt. Ich stöhne auf. Es ist momentan einfach alles verdammt kompliziert.

Ich will zu Luca. Ich stehe auf und blicke noch einmal auf die Blumen, die sich leicht nach rechts und links bewegen. Dann mache ich mich auf den Weg zu den Zimmern. Es wird langsam dunkel.

Vor Lucas Zimmer bleibe ich stehen und überlege mir, was ich sagen will. Dann klopfe ich gegen die Metalltür und trete kurze Zeit später in Lucas Wohnung ein.

„Hey Kate", begrüßt er mich glücklich.

Er freut sich echt, mich zu sehen.

„Hi Luca", erwidere ich etwas müde.

„Komm her", fordert er mich auf. „Was ist los?"

Ich setze mich neben ihn auf das Bett und lege meinen Kopf auf seine Schulter. Ich schweige.

„Was ist los, Kate?", wiederholt er.

„Ich habe das Gefühl, dass meine Kraft langsam abnimmt", seufze ich.

„Du musst dich wirklich mal ausruhen", rät er mir.

Ich nicke und schließe müde meine Augen. Dann spüre ich Lippen auf meinen. Luca küsst mich, um mich ein wenig aufzuheitern. Und es klappt. Ich küsse zurück und habe wieder dieses Gefühl im Bauch. Als ich mich von ihm entferne, seufze ich erneut.

„Nicht gut?"

„Doch doch, es ist nur, ich bin müde. Kann ich hier schlafen?"

„Natürlich. Immer. Du kannst immer her kommen."

Ich gehe hinüber zu seinem Sofa und lege mich hin.

„Kate, du weißt doch, dass du nicht auf dem Sofa schlafen sollst. Du bist mein Gast, du sollst im Bett schlafen", lacht er und schüttelt den Kopf.

Ich stehe auf und lege mich auf das Bett. Kurz danach macht es sich Luca neben mir gemütlich. Er beugt sich über mich und gibt mir einen gute Nacht- Kuss. Ich lächle und platziere meinen Kopf auf seiner Brust und schlafe ein.

Die ElementehüterinOnde as histórias ganham vida. Descobre agora