Kapitel 83

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Eine große Wiese, mit vertrocknetem, grauen Gras erstreckt sich Meilen weit. Ich kann nichts anderes sehen. Nur einen Weg, der quer durch das knorrige Gras führt.

„Wir werden Tage brauchen, um in die Festung zu kommen", stelle ich fest.

„Nicht, wenn wir fliegen", grinst er und ruft: „Tokatos!"

Ich gucke ihn verdattert an und plötzlich fliegen meine Haare wild herum. Über mir höre ich Flügelschläge und kurze Zeit später landet Tokatos neben uns.

„Tokatos!", rufe ich glücklich und falle ihm um den Hals.

'Ich habe dich so vermisst', denkt er und schmiegt sich an mich.

'Wo warst du?', frage ich.

'Ich war immer in deiner Nähe und habe über dich gewacht', antwortet er.

'Wieso bist du hier?'

'Ein treuer Drage folgt seiner Göttin, wohin sie auch geht.'

Ich lächle und springe in den Sattel. Ich halte Fynn meine Hand hin. Dann ziehe ich ihn hoch und er setzt sich hinter mich.

'Los geht's Tokatos. Flieg uns zur Festung.'

Er breitet seine Flügel aus und erhebt sich in die Luft. Er fliegt so hoch, dass man uns von unten aus nicht sehen kann.

Das Feld hört gar nicht auf. Aber das Gras wird immer höher und knorriger.

'Wir sind bald da', denkt Tokatos nach vielen Flugstunden.

„Fynn, wir sollten uns einen Plan überlegen, wie wir vorgehen wollen, wenn wir da sind", überlege ich.

„Wir brauchen auf jeden Fall deinen Pfeil und Bogen", meint Fynn.

Verdammt, wo ist mein Bogen?

'Keine Sorge, in meiner Satteltasche', beruhigt Toki mich.

Ich atme erleichtert aus.

„Wir sollten erst die Wachen erledigen und dann immer weiter in die Festung vordringen", schlage ich vor.

„Okay."

„Da vorne ist sie", stelle ich fest.

In der Ferne erhebt sich eine Gewaltige Festung. Sie hat vier Türme und eine dicke Mauer. Wir näheren uns der Burg. Je näher wir kommen, desto größer wird sie. Das Problem ist nur, es gibt keine Möglichkeit, sich hier zu verstecken, weil es Flachland ist.

„Sobald wir gelandet sind, müssen wir uns auf alles gefasst machen", macht Fynn sich bewusst.

„Alles klar."

Er zieht den Bogen und den Köcher mit Pfeilen aus der Satteltasche und hängt mir beides über. Ich bedanke mich.

Die Festung kommt immer näher. Tokatos steuert auf einen der vier Türme zu und landet so leise er kann. Sofort springe ich von ihm ab lande auf grauen Backsteinen. Diese Welt ist nicht gerade Farbenfroh. Fynn folgt mir und gemeinsam klettern wir eine Leiter herunter, die durch ein Loch mit dem Turm verbunden ist. Ich gucke nach unten. Ich habe es fast geschafft. Dann springe ich ab und lande auf Holz. Ich stehe in einem Raum. In der Mitte steht ein Tisch. Um den Tisch herum stehen zwei Stühle. Einer für Galacsya und einer für Luca, denke ich.

Fynn hat ist auch am Ende der Leiter angekommen und guckt sich ebenfalls um.

In diesem Raum sind wir alleine. Hier sind keine Wachen oder ähnliches. Am Ende entdecke ich eine Tür. Ich gehe dort hin und warte auf Fynn.

„Wir müssen uns jetzt auf alles gefasst machen. Hast du deinen Bogen bereit?", fragt Fynn.

Ich ziehe den Bogen über meinen Kopf und lege einen Pfeil ein.

„Sehr gut", sagt er. „Bist du bereit?"

„Ja", sage ich stark und lege meine Hand auf den Türgriff.

„Warte", stoppt er mich und nimmt meine Hand von der Klinke. „Ich sollte das machen."

Er drückt den Griff runter und betritt den nächsten Raum. Er winkt mich zu sich. Die Luft scheint rein zu sein.

Ich laufe hinter ihm hinter her. Wir befinden uns in einem Flur. Ein langer Gang, der nach rechst und links führt. Viele Türen stehen nah aneinander gereiht. Neben jeder Tür hängt ein Schild, auf dem etwas geschrieben steht. Auf gut Glück schleichen wir in eine Richtung des Ganges und hoffen, dass es der Richtige ist. Als wir am Ende angekommen sind, schaue ich um die Ecke nach links und nach Rechts. In der Ferne kann ich eine Seele mit einer Axt erkennen. Fynn gibt mir das Zeichen, dass ich schießen soll. Ich spanne den Pfeil in die Sehen und ziele auf die Seele. Ich feuere den Pfeil ab und er trifft sie genau ins Herz. Schreiend fällt sie zu Boden und lässt die Axt fallen. Sie verbrennt und zerfällt zu Staub. Sofort verstecken Fynn und ich uns wieder hinter der Wand. Als ich um die Ecke gucke, um mich zu vergewissern, dass die Luft rein ist, laufen drei Seelen mit erhobener Axt auf uns zu.

Ich springe hinter der Ecke hervor und schieße drei Pfeile ab. Die Seelen fallen mit lautem Geschrei auf den Boden und lösen sich auf.

„Schnell", flüstere ich Fynn zu und hüpfe über den Staub, den die drei verursacht haben.

Wir laufen durch die Gänge der Festung und dringen immer weiter vor. Ein paar Male müssen wir einige Seelen beiseite räumen, aber wir schaffen es doch bis zum Zentrum.

Wir stehen auf einer Art Balkon und habe perfekte Sicht auf den Platz, der sich in der Mitte der Festung ausbreitet. Viele Seelen laufen dort wild durcheinander. Sie tragen alle jeweils eine Axt bei sich.

„Wir müssen irgendwie zu den Gefängnissen kommen. Ich weiß auch wo die sind. Als du noch nicht in Moala warst, haben wir im Unterricht mal besprochen, wo in Festungen die Gefängnisse platziert sind", flüstert Fynn.

„Und was sollen wir jetzt tun?", frage ich.

„Wir brauchen ein Ablenkungsmanöver."


Die ElementehüterinWhere stories live. Discover now