Kapitel 65

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Die Elemente. Eine Göttin kann nur durch eine Verbindung aller Elemente zu Fall gebracht werden.

Im Wasser sie muss schwimmen,

Auf Blumen sie muss liegen,

Im Winde sie muss fliegen

Und im Feuer sie muss brennen.

Das hatte mein Vater mir am Tag meiner Abreise auf einen Zettel geschrieben. Jetzt verstehe ich, was er damit gemeint hat und fange an, einen Plan zu schmieden.

Wenn Galacsya tot wäre, dann würden die Seelen mit ihr sterben, weil sie durch ihre Herzen miteinander verbunden sind. Und das Gedicht besagt, dass man die Göttin nur mit Hilfe aller Elemente zu Fall bringen kann. Genau das ist mein Plan. Ich bin eine Elementehüterin. Ich beherrsche alle vier Elemente.

„Kate, pass auf", höre ich Fynn rufen, doch dann ist es auch schon zu spät.

Galacsya hat mir ein Schwert in den Unterarm gerammt. Ich schreie auf. Das wäre nicht passiert, wenn ich nicht so in Gedanken verloren gewesen wäre. Ich spüre das warme, dunkelrote Blut an meinem Arm herunter laufen. Er fühlt sich gelähmt an und scheint zu erschlaffen. Ich verliere total die Kontrolle. Wenn ich mich selbst heilen könnte, wäre dies jetzt optimal. Ohne weiter darüber nachzudenken, spucke ich mir unauffällig in die Wunde. Der tiefe Schnitt wächst zu und es bleibt nichts außer einer schwarzen Narbe übrig. Ich atme erleichtert auf.

„Warum willst du mich umbringen?", rufe ich ruhig zwischen dem Schwertkampf.

„Ist das nicht offensichtlich?", schreit sie.

„Nein, ist es nicht", antworte ich ruhig, um einen kühlen Kopf zu bewahren.

„Da du ja sowieso bald sterben wirst, kann ich es dir ja sagen", grinst sie böse und lässt ihr Schwert sinken.

„Du bist sehr mächtig, Kate. Ich weiß nicht, ob dir das bewusst ist. Mächtige Wesen kommen oft in eine hohe Position, ob sie es wollen, oder nicht. Aber Wesen, die noch stärker sind, als die starken, die könnten irgendwann in vielen Jahren meinen Platz einnehmen. Ich möchte meine Position ganz bestimmt nicht wegen so einer dummen Göre, wie dir, abgeben."

Ich bin völlig fassungslos. Sie war mein Vorbild. Die, zu der ich aufgeschaut habe. Meine eigene Göttin hintergeht mich und die anderen Menschen und tötet tausende Unschuldige. Und das alles nur, weil sie Angst hat, dass ich ihren Platz als Göttin einnehme?

„Ich würde niemals deinen Platz einnehmen wollen! Du warst immer mein Vorbild. Warum hast du so viele Unschuldige umgebracht?"

„Das ist doch offensichtlich, Kate. Um dich zu schwächen", krächzt sie und lacht.

Mein Plan steht und ich muss mich zusammenreißen, um nicht zu grinsen. Dann führen Gaacsya und ich den Kampf weiter und ich nehme währenddessen mit Tokatos Kontakt auf.

'Toki, such bitte nach Wasser für mich. Am besten ein tiefer See oder Meer', beauftrage ich Tokatos, der sich sofort auf die Suche macht.

'Ich habe etwas. Siehst du den Wald?'

'Ja.'

'Hinter ihm befindet sich offenes Meer.'

'Danke.'

Dann wollen wir mal. Abrupt höre ich auf, zu kämpfen und laufe durch die verbliebenen Seelen hindurch direkt auf den Wald zu, in der Hoffnung, dass Galacsya mir folgt. Ich versuche, den Seelen auszuweichen, um keinen neuen Kampf anfangen zu müssen.

Ich drehe mich kurz um. Sie läuft mir hinter her. Sehr gut, denke ich und laufe weiter, bis ich an einer Klippe angelangt bin.

Dann bleibe ich stehen und drehe mich zu Galacsya um, die mich verdutzt anguckt. Sie steht direkt neben mir. Ich überlege gar nicht erst, sondern packe sie am Arm und drängle sie direkt an den Klippenrand.

Im Wasser sie muss schwimmen,

Galacsya wird nun erst einmal schwimmen gehen. Wir stehen nun direkt am Rand. Galacsya wehrt sich und versucht sich von meinem festen Griff loszureißen. Doch ich bin stärker und stoße sie in die Tiefe. Sie fällt schreiend auf das Wasser zu. Als sie in das Meer eintaucht, spritzt eine gewaltige Wasserfontäne in die Luft. Das kam mir jetzt ein bisschen zu einfach vor, aber egal. Geschwommen ist sie jetzt. Als nächstes muss ich sie dazu bringen, mit der Erde in Verbindung zu kommen, aber wie?

Ich beuge mich erst einmal über den Rand und halte Ausschau nach ihr. Sie liegt regungslos auf der Wasseroberfläche, doch ich kann sehen, wie sich ihre Brust hebt und senkt.

Ich beschwöre die Kraft des Wassers herauf und umhülle Gakacsya mit einer Kugel aus Wasser. Sie ist nun im Wasser eingesperrt. Ich schüttle die Kugel, damit sie völlig durchnässt wird. Dann lasse ich die Kugel zerplatzen und bemächtige mich des Windes, um sie wieder zu mir zu transportieren. Ich habe mir jetzt überlegt, wie sie sich mit der Erde verbinden wird. Bewusstlos landet sie vor meinen Füßen.

Ich nehme mein Schwert und schneide in ihren Arm. Eine klaffende Wunde macht sich breit und blaues Blut verteilt sich auf dem Boden. Blaues Blut? Das ist eklig. Angeekelt schaue ich kurz weg, doch ich habe nicht viel Zeit, bis sie wieder zu sich kommen wird. Ich knie mich neben sie und lege meine Hand auf den Boden. Langsam öffne ich sie und schlage dann kräftig auf das Gestein. Eine Wurzel drückt sich durch die harte Oberfläche und bewegt sich auf Galacsyas Wunde zu. Langsam fängt sie an zu husten. Ich muss mich beeilen, sonst wird sie wach, bevor ich sie mit der Erde verbunden habe. Die Wurzel ist an ihrem Arm angelangt und schlingt sich um ihr Handgelenk. Dann verschwindet die Spitze in ihrer Wunde. Als die komplette Wurzel eingepflanzt ist, wird Galacsyas Husten lauter und kurz darauf bekomme ich eine Ladung Wasser ins Gesicht. Sie rappelt sich auf und bemerkt erst gar nicht, was ich mit ihrem Arm gemacht habe.

„Du glaubst also, du hättest mich geschwächt?", frage ich.

Sie antwortet nicht, sondern hustet das restliche Wasser aus ihrem Mund und guckt mich böse an. Ich verschränke meine Arme und gucke böse zurück. Diese Runde gewinne ich. Galacsya guckt weg und stützt sich auf dem Arm auf, in dem ich ihr die Wurzel verpflanzt habe.

„Was?", schreit sie vor Schmerz, denn ihr Arm ist abgeknickt, als sie sich hoch drücken wollte.

Ihr Blick fällt auf ihren kaputten Arm. Sie zieht ihre Augenbrauen zusammen und starrt mich noch grässlicher an, als könne sie mich so töten.

„Bist du dir immer noch sicher, mich geschwächt zu haben?", frage ich sie.

Sie antwortet mir nicht, sondern steht auf und läuft davon. Ich lasse sie davon kommen, weil ich sie so oder so ein holen werde. Ich schaue ihr nach. Plötzlich steht eine Seele vor mir und hebt eine Axt direkt vor mein Gesicht. Bevor sie mir die Axt sonst wo hin schlagen konnte, schlage ich ihr den Kopf ab, der mit einem heftigen Platsch ins Wasser fällt.

'Tokatos, wo bist du?', rufe ich in Gedanken nach meinem Dragen.

'Kate, du lebst? Wo bist du?'

„Ja, mir geht es gut. Ich bin bei den Klippen.'

Keine Minute später landet er auf dem Boden und ich schwinge mich auf seinen Rücken.

'Wie viele sind wir noch?', frage ich ihn.

'Ich weiß es nicht, aber wir können von oben gucken', schlägt er vor.

Dann fliegen wir hoch in die Luft, wo wir nicht von den Seelen gesehen werden können. Ich schaue hinunter auf das Schlachtfeld und erschrecke so heftig, dass ich mich kaum noch im Sattel halten kann.

Die ElementehüterinWhere stories live. Discover now