Kapitel 93

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„Papa?", rufe ich gegen die Wand, in der Hoffnung, dass der Schatten von ihm ausgeht, doch dann rufe ich mir in Erinnerung, dass Papa nicht mehr lebt.

„Kate, was ist das?", flüstert Fynn nervös und versucht jemandem auszumachen, dem der Schatten gehört.

„Ich weiß es nicht", antworte ich leise und schaue mich um.

Ich habe das Gefühl, dass wir wider beobachtet werden. Vielleicht irre ich mich, vielleicht möchte mein Vater uns einen kleinen Streich spielen, vielleicht ist die Situation aber auch verdammt ernst.

In Gedanken mache ich mich schon auf das Schlimmste gefasst, doch dann kommt ein Windstoß auf und der Schatten verschwindet. Er ist wie vom Erdboden verschluckt. Okay, beruhige dich Kate, rede ich mir immer wieder ein. Es war nur ein Schatten. Schatten können dir nichts anhaben.

„Müsste Aragorn uns nicht eigentlich mal gesehen haben?"

Verwirrt drehe ich meinen Kopf zu Fynn. Dann zucke ich mit den Schultern. Ich weiß es nicht. Wir haben kein Zeichen oder etwas in der Art abgemacht. Ich dachte eigentlich, dass er es schon mitbekommt, wenn wir die Festung erreicht haben.

Auf einmal ertönt ein lauter Pfiff. Ruckartig drehe ich mich in die Richtung, aus der der Pfiff gekommen war. Am Rande eines Wachturmes steht, mit erhobenen Armen, Alewina und winkt uns zu. Ich winke zurück und mir fällt ein riesen Stein vom Herzen. Ich dachte schon, sie seien nicht mehr in der Festung oder..., nein, darüber zerbrichst du dir jetzt nicht den Kopf, ermahne ich mich und warte darauf, dass etwas passiert.

Fyn und ich müssen uns noch kurz gedulden, bevor sich die Steinwand direkt vor unserer Nase beiseite schiebt und wir eintreten. Die Wände sind hoch, so hoch, dass man nur den Himmel sieht, wenn man nach oben guckt. Nicht einmal die höchsten Bäume kann ich von hier unten erkennen und das will schon etwas heißen.

Die Gestaltung ist recht einfach gehalten; nur Steine und Rasen als Boden. Als sich die Steinwand wieder hinter uns zuschiebt, kommt Summer aufgeregt auf uns zu gelaufen und fällt als erstes mir um den Hals. Ich umarme sie auch und genieße den Moment. Ich bin so froh, dass sieh es bis hier her geschafft hat und nicht grausam ermordet wurde.

Als sie mich loslässt, umarmt sie Fynn. Als sie ihn berührt und er seine Arme um sie legt, meine ich zu erkennen, dass sie leicht rot im Gesicht wird. Vielleicht bilde ich es mir aber auch nur ein. Hoffentlich, denke ich.

„So, da ihr jetzt hier seid, muss ich euch kurz herumführen, damit ihr euch nicht verirrt", schlägt sie vor.

Fynn und ich stimmen zu und dann beginnt Alewina die Führung. Eigentlich sieht jeder Raum in der Festung gleich aus; keine Einrichtung, keine Lampen nur Stein und vielleicht mal ein Fenster. Als wir den vorletzten Raum betreten, stellt Summer ihn als Schlafgemach für Fynn und mich vor. In dem Zimmer stehen zwei große Betten jeweils am anderen Ende des Zimmers. Mehr Einrichtung ist nicht vorhanden.

Im letzten Zimmer schlafen Alewina und Malia. Malia ist auch hier? Wieso ist sie auch hier? Was macht sie hier? Wieso SIE?! Ich kann sie nicht ausstehen, sie kann mich nicht ausstehen, also warum?

Ich muss unbedingt mit Alewina unter vier Augen sprechen. Zum Glück sind die Bewohner des Zimmers im Moment nicht hier, sonst wäre ich wahrscheinlich an die Decke gegangen.


Die ElementehüterinWhere stories live. Discover now