Der Weg zum Licht [***Abgeschlossen***]

- Epilog -

            

„Liebes Tagebuch,

dies wird der letzte Eintrag sein, denn ich möchte mit einer schrecklichen Zeit abschließen. Eine Zeit, in der ich mich von Leuten habe beeinflussen lassen, die mir Böses wollten. Die mir nicht, wie ich anfangs glaubte, guttaten, sondern im Gegenteil. Sie haben mein Leben zerstört. Besonders einer von ihnen: Alex. Er hat mich durch seine grobe, brutale Art dazu gebracht, mich ihm zu unterwerfen und meine Meinung zu verändern. Ich war so eingeschüchtert. Ich habe vielen Menschen schlechtes getan. Flüchtlinge sind genauso Menschen, wie ich und du. Sie haben schreckliches erlebt und wollen einfach nur in Frieden leben. So, wie die Meisten unter uns. Und was machten wir? Wir haben ihnen noch zusätzlich seelischen Schaden zugefügt, sie gedemütigt und verängstigt. Warum ich sowas getan habe? Ganz ehrlich: Ich weiß es nicht. Und ich verstehe es nicht. Es war nie meine Absicht, so etwas irgendwann zu tun. Ich bin da einfach reingeraten.

Ich hatte Angst, meine „Freunde" zu enttäuschen und dadurch auch mich selbst. Ich hatte Angst, als Feigling dazustehen. Alleine dazustehen. Dass ich aber niemals alleine war, habe ich nicht gesehen. Ich habe nicht gesehen, was alle in meinem Umfeld gesehen haben: Ich habe die falschen Leute kennengelernt. Ich habe den Falschen geglaubt und den Richtigen Unrecht getan.

Ich habe meine Familie und meine Freunde verletzt und enttäuscht Ich kann nicht in Worte fassen, wie sehr ich mich dafür schäme. Es ist ein schreckliches Gefühl. Genauso, wie das, wenn ich daran denke, was Alex mir antun wollte, beziehungsweise mir angetan hat. Ich habe eine Therapie angefangen, um alle Geschehnisse zu verarbeiten, um der Zukunft wieder positiv entgegenblicken zu können.

Ich habe mich wieder mit Emily versöhnt, meine Eltern haben mir verziehen und auch Miloš. Er gibt mir so viel Kraft, all das durchzustehen, ich weiß nicht, wie er das macht, aber ich jetzt weiß ich einmal umso mehr, dass ich ihn nie wieder missen möchte.

Aber auch meine Eltern und Emily stehen hinter mir. In den Weihnachtsferien kommt Em mich endlich besuchen und wir haben schon so viele Pläne geschmiedet, was wir alles machen wollen: Mädels Abend, Kino, Wellness und so weiter, du kennst das ja.

Ach, und was mit Alex und den anderen passiert ist?

Alex' Freunde, sowie Marielena, Markus und Anne werden sich vor Gericht wegen der Sache vor dem Flüchtlingsheim verantworten müssen. Marielena will den Weg aus der rechten Szene finden, Anne auch. Ich denke, dass die Beiden eine Chance haben, es zu schaffen. Bei Markus bin ich mir nicht so sicher.

Und Alex? Alex wird sich eben falls wegen dieser Aktion vor Gericht verantworten müssen, aber auch, wegen sexueller Belästigung und Freiheitsberaubung.

Ich hoffe, dass er eine gerechte Strafe bekommt und in den Knast muss.

Ich für meinen Teil habe aus der ganzen Sache eines gelernt: Wenn dich dein Bauchgefühl täuscht, dann kannst du dich immer auf deine Freunde und Familie verlassen, sie kennen dich mindestens so gut, wie du dich Selbst. Sei nicht naiv und hinterfrage alles, was dir begegnet. Seien es merkwürdige Ansichten, Taten oder einfach die Menschen, mit denen du zu tun hast. Schau hinter die Fassade.

Was ich auch noch gelernt habe, ist, dass Fehler passieren. Dafür sind wir alles nur Menschen, aber man muss sie im richtigen Zeitpunkt bemerken und zugeben. Sich entschuldigen und es wieder geradebiegen.

Bleib' dir selbst treu und lass dich nicht verändern, denn vergiss eins nie: Du bist toll so, wie du bist!

June"

Miloš klappte das Tagebuch zu und sah seine Freundin an.

„Das hast du schöngeschrieben. Sollen wir?", fragte er und deutete auf das kleine Lagerfeuer, was sie am Strand gemacht hatten.

June nickte und warf mit Miloš zusammen das Tagebuch in das Feuer. Es ging sofort in Flammen auf. Alles, was von der schlimmen Zeit übriggeblieben war, war ein kleiner Haufen Asche.

Erleichtert lehnte June sich an Miloš, welcher seinen Arm um sie legte. Gemeinsam sahen sie schweigend in den Sternenhimmel.

ENDE