- Kapitel 38 -

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„June? Mäuschen? Wach mal auf, du musst nach Hause, es ist schon spät...", flüsterte Miloš seiner Freundin zu und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Hmm...?", verschlafen öffnete June die Augen, setzte sich auf und fuhr sich durch die zerzausten Haare.

„Du hast den ganzen Film verschlafen.", entgegnete Miloš, stand auf und zog sich eine Jacke an. „Komm' ich fahr dich eben nach Hause. Nicht, dass sich deine Eltern noch Sorgen machen."

„Jetzt schon?", fragte June, mit einem Enttäuschung ausdrückendem Unterton in der Stimme.

„Süße, hast du mal auf die Uhr gesehen? Es ist kurz vor elf."
„WAS?!", panisch suchte June ihre Tasche, in der sich ihr Handy befand. 2 Anrufe in Abwesenheit 3 Nachrichten von „Mum Handy": „Wo bist du?" „June??" „Melde dich!!!"

Hastig schrieb sie ihrer Mutter, dass Miloš sie nach Hause fahren würde.

Leise, aber schnell liefen beide die Treppe hinunter. Während des Laufens griff Miloš nach seinem Schlüssel und hielt gleichzeitig seiner Freundin die Tür auf.

Er startete den Motor, legte den Gang ein und fuhr los.

„War das Ende des Films wenigstens gut?", fragte June schließlich.

„Viel habe ich durch dein Schnarchen nicht mitbekommen.", antwortete Miloš trocken.
„Ich habe geschnarcht??", völlig entgeistert und mit rotem Gesicht blickte sie in die „Ozeanaugen" von ihrem Freund.

„Nein, natürlich nicht, das war nur ein Spaß.", lachte Miloš. Als Antwort knuffte June ihm in die Seite.

Die restliche Fahrt musste June sich zu sehr darauf konzentrieren, nicht wieder einzuschlafen, als dass sie mit Miloš irgendeine Form der Konversation hätte aufrecht erhalten können.

Im Augenwinkel konnte sie sehen, wie Miloš sie immer wieder mit einem verliebten Lächeln ansah.

Als sie Junes zu Hause erreichten, bremste er vorsichtig und brachte den Wagen zum stehen. Er stieg aus und öffnete die Tür für seine Freundin. „Darf ich bitten?", fragte er neckend und hielt June eine Hand hin.

Dankend nahm sie das Angebot an, griff nach der starken Hand und zog sich hoch.

„Danke für's Heimbringen.", erwiderte sie und küsste Miloš.
„Kein Problem. Ich hoffe deine Eltern sind nicht allzu sauer... Schlaf gut und schreib mir."

Zum Abschied gab er June einen zarten Kuss auf die Stirn und ging zurück zum Auto. Er wartete bis June im Haus verschwunden war. Erst dann fuhr er ebenfalls nach Hause.

„June?!? Wo um alles in der Welt warst du??", begrüßte Junes Mum sie mit energischem Ton.

„Ich war doch bei Miloš. Wir haben einen Film gesehen und ich bin eingeschlafen. Er hat mich eben erst geweckt und dann nach Hause gebracht... Es tut mir leid Mum...", entschuldigte June sich.

„Schon okay, aber sag nächstes Mal einfach Bescheid, wenn du länger bleibst, ja? Das ist ja lieb, dass er dich nach Hause gefahren hat.", entgegnete ihre Mum.

June nickte lediglich und schleppte sich die Treppen zu ihrem Zimmer hoch. Sie schmiss ihre Tasche in eine Ecke, griff im Halbschlaf nach dem Schlafshirt und schlurfte ins Bad um sich bettfertig zu machen.

Danach fiel sie rücklings in ihr Bett, rollte sich von der Bettdecke hinunter, deckte sich zu und schlief ein.

Am nächsten Morgen riss Junes Wecker sie aus einer Tiefschlafphase. Stöhnend, quengelnd und mit verquollenen Augen tastete June nach dem Wecker. Sie schaltete ihn aus und griff nach ihrem Handy. Mit einem halben Auge schielte sie auf das grell aufleuchtende Display und sah, dass Miloš ihr gestern Abend noch eine Nachricht geschrieben hat: „Gute Nacht meine Hübsche."

Sofort zauberte diese Nachricht June ein Lächeln ins Gesicht. Ein bisschen wacher schlug sie ihre warme Bettdecke zurück und setzte einen Fuß nach dem anderen auf den kalten Laminatboden.

Schwungvoll stand sie auf, ging nach unten in die Küche und machte sich Frühstück und ein Lunchpaket für die Schule.

„Guten Morgen.", wurde June von ihrem Vater begrüßt.
„Morgen...", erwiderte sie.

Schweigend wurde das Frühstück eingepackt und ein Kaffee getrunken.

June stiefelte nach oben, um sich frisch zu machen und sich etwas anzuziehen.

Nachdem sie ihren Kalender gefunden hatte und die Hausaufgaben eingesteckt hatte, verließ sie das Haus.

Als sie bemerkte, dass ihr Fahrrad noch bei Miloš stand, bekam sie für einen kurzen Moment einen Schreck, da sie es in der verbleibenden Zeit zu Fuß niemals rechtzeitig zur Schule schaffen würde, als ihre Mutter hinter ihr die Tür mit den Worten: „Ich fahre dich." öffnete und das Auto aufschloss.

June fiel ein Stein vom Herzen und bedankte sich.

„Ich treffe mich nach der Schule noch mit Marielena und den anderen, nur damit du Bescheid weißt. Ich sage dir aber nochmal Bescheid, wann ich ungefähr wieder zu Hause bin.", unterbrach sie das Schweigen.

„Okay, alles klar. Willst du Miloš fragen, ob er morgen Abend zu essen kommen will?", schlug Junes Mum vor.

„Gerne. Er freut sich bestimmt. Danke für's fahren!"

June stieg aus und mischte sich unter die anderen Schüler, die in das Schulgebäude strömten.


Der Weg zum Licht [***Abgeschlossen***]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt