- Kapitel 47 -

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Verwirrt sah June zwischen Alex und Miloš hin und her und wusste nicht, was sie tun sollte.

„Mit sowas gibst du dich ab? Das hätte ich nicht von dir gedacht. Hast du nicht auch behauptet, du hättest keinen Freund? Jetzt weiß ich warum... Sowas wäre mir auch peinlich..."

Noch immer war June sprachlos und Miloš übernahm das Wort:

„Sag mal wer hat dir denn in's Gehirn geschissen? Geht's noch? Was pöbelst du uns hier so an?"
„Der Schmarotzer kann sprechen... Wie ekelhaft. Warum verpisst du dich nicht einfach wieder dahin, wo du hergekommen bist?", keifte Alex.
„Merkst du noch was? Du hast uns doch angelabert, warum soll ICH mich verpissen? Warum bewegst du nicht einfach deinen Hintern woanders hin?"
„Ich für meinen Teil bin 100% deutsch, was du ja wohl von dir nicht behaupten kannst, nicht? Ich bin in meinem Land. Ich lebe und arbeite hier. Meine Familie lebt und arbeitet hier. Wir kommen von hier."
„Ich bin auch deutsch! Ich wurde hier geboren!"
„Ach schön, super! Und deine Eltern?" Alex wusste die Antwort genau, weshalb er nur darauf wartete, die Antwort von Miloš zu hören.
„Hat es dir die Sprache verschlagen? Oder hast du gelernt im richtigen Moment die Fresse zu halten? Vielleicht hast du ja aber auch nur spontan die deutsche Sprache verlernt? Schmarotzerpack ihr!", schoss Alex nach.
„Komm June, das ist mir zu blöd hier, wir gehen.", sagte Miloš zu seiner Freundin und galoppierte los. Entschuldigend sah June Alex an und folgte dann ihrem Freund.

Als Alex außer Sichtweite war, parierten sie durch und Miloš hatte noch immer Mühe, sich zu beherrschen.

„Was zur Hölle war das grade?", brüllte er.
„Das war Alex...", entgegnete June eingeschüchtert.
„Und du kennst diesen ALEX? Scheint mir jedenfalls so, als würdet ihr euch besser kennen... Wer ist das?"
„Alex ist aus unserer Clique und manchmal etwas...naja aufbrausend. Aber eigentlich sind alle ganz nett. Komm' wieder runter, er meint das nicht so..."
Aufbrausend? Der Kerl hat mich gerade auf's übelste beleidigt! Und was machst du? Du sagst nicht mal was. Ach doch, ich vergaß, tut mir leid. Du hast mich verleugnet. Ganz großes Kino June. Echt – super! Tolle Freundin habe ich da ergattert. Wobei, wenn du deinen tollen Freunden nichts von mir erzählt hast, existiere ich dann überhaupt in deinem Leben? Bin ich wirklich „dein Freund" oder doch nur irgendein dahergelaufener Kerl, mit dem man mal ein bisschen Zeit verbringen und sich das Leben versüßen lassen kann? Ich fasse es einfach nicht..."

Mit diesen Worten ließ Miloš June einfach stehen und galoppierte davon.

‚Na ganz toll. Genau das, was ich verhindern wollte ist eingetreten. Ich hoffe, dass ich das irgendwie wieder geradebiegen kann...', dachte June und galoppierte ihrem verletzten Freund hinterher.

„Miloš! Miloš warte bitte! MILOŠ!"

Doch Miloš ignorierte die Rufe von June einfach und ritt weiter. Erst, als er im Stall ankam und durchparieren musste, konnte June ihn endlich einholen.

„MILOŠ!", brüllte June.
„Was?!", brüllte Miloš zurück.
„Warte bitte. Es tut mir leid!" Verletzt und den Tränen nahe, griff sie nach Miloš's Arm, dieser zog ihn aber abrupt weg.
„Warum? Warum sollte ich auf dich warten? Zum Deppen habe ich mich gemacht. Habe dir geglaubt, dass du auch nur annähernd so für mich empfindest, wie ich für dich. Man, war ich bescheuert..." Wütend, verletzt und enttäuscht ging Miloš einfach in Richtung Stallgasse und ließ June stehen.

„MILOŠ!", kreischte June panisch. Angsterfüllt. Erfüllt von der Angst, ihn verloren zu haben. Ohne zu zögern rannte sie ihm nach.
„MILOŠ! Bitte! Ich liebe dich! Es tut mir leid! Ich will dich nicht verlieren. Bitte! Es tut mir leid!"

Sie sah ihrem Freund an, wie verletzt er war. Zu recht. Wie hätte sie regiert? Nicht anders.

„Ich verstehe dich. Das war bescheuert von mir. Es tut mir leid. Wirklich. Es tut mir so unendlich leid. Bitte glaube mir das. Bitte! Ich liebe dich. Bitte!", flehte June mit zitternder Stimme.

Die Tränen stiegen in ihren Augen an und beim nächsten blinzeln kullerte eine Träne nach der anderen ihre Wangen hinunter, bis schließlich nur noch Wasserfälle aus ihren Augen liefen und sie zu schluchzen begann.

June wusste nicht wohin mit sich, kam sich bescheuert vor. Sie kannte Miloš gerade ein paar Wochen und stand nun weinend, schluchzend und verzweifelt vor ihm. June wusste nicht, dass sie fähig war so etwas zu fühlen. Es fühlte sich an, als würde ihr Brustkorb platzen. Platzen vor Verliebtheit und Angst.

Doch ehe sie sich darüber weitere Gedanken machen konnte, spürte sie nur die starken Arme ihres Freundes, die sie zu ihn zogen und sie umarmten. Fest umschlangen und nicht mehr loszulassen schienen. Nie wieder.

"Mach das nie wieder ja?", flüsterte Miloš in die Lockenmähne seiner Freundin und drückte sie noch fester an sich. June war nicht fähig zu sprechen, schüttelte nur den Kopf und klammerte sich an Miloš.

Für einen kurzen Moment ließ die June die Spannung aus ihrem Körper mit einem Seufzen entweichen. „Kannst du mir noch einmal verzeihen?", fragte sie vorsichtig.
„Ja... Ja das kann ich. Aber gib dich nicht mehr mit denen ab. Die sind nicht gut für dich.", erwiderte er.

‚Ein Glück... Aber will der mir gerade meine Freunde verbieten? Nein, nein Freundchen so haben wir nicht gewettet...', dachte June leicht verwirrt.

Um keinen weiteren Streit zu provozieren gab sie Miloš auf diese Frage keine Antwort.


Der Weg zum Licht [***Abgeschlossen***]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt