- Kapitel 34 -

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Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es bereit 12:45 Uhr war. "Perfektes Timing", dachte June und lächelte.

Als sie gespielt entspannt auf den Hof fuhr, konnte sie Miloš bereits sehen. Sie ging an ihm vorbei und wollte ein beiläufiges "Hallo" murmeln, doch das endete in einem gestammelten "Hi Miloš", bei dem sie auffällig grinste.

„Hi. Wie geht's dir?", antwortete er gelassen.
„Ähm... ganz gut und dir?", entgegnete sie.

„Mir auch, ich muss jetzt weiterarbeiten. Bis später oder so.", bemerkte er und wandte sich ab.

June war überrascht, wie abweisend er heute war. Normalerweise nahm er sich immer Zeit für ein wenig „Small-Talk". Sie hoffte, dass er heute einfach nur viel zu tun hatte und es nicht an ihr lag.

Doch auch so sehr sie es hoffte, ergab sich keine Gelegenheit noch einmal mit ihm zu sprechen. June sah Miloš nur beim Reiten manchmal mit befüllten Schubkarren vorbeigehen. Es wirkte, als ob die Arbeit für ihn heute besonders anstrengend war. Er schwitzte mehr als sonst und auch das Lächeln, welches er June oft zuwarf war verschwunden. Seine Gesichtszüge waren zu einem verärgerten, ernsten Blick versteinert. Lag es an June? Ging er ihr aus dem Weg? June überlegte, ob sie ihn darauf ansprechen sollte, doch sie hielt es zunächst für keine gute Idee.

Gefrustet machte June sich auf den Heimweg und zerbrach sich den Kopf darüber, was mit Miloš los war.

Als sie zu Hause ankam, ging sie noch einmal duschen. Wenn sie vorher gewusst hätte, dass sie heute nicht mit Miloš sprechen würde, wäre sie heute morgen nicht duschen gegangen, denn schließlich interessiert es im Stall keinen, wie man dort aussah.

Mit einem Handtuchturban auf dem Kopf ließ sie sich auf ihr Bett fallen, griff nach ihrem Handy und fragte ihre beste Freundin, ob sie eine Idee hatte, was mit Miloš los sein könnte.

Doch auch Emily fiel kein Grund ein, schlug June jedoch vor, dass sie ihn einfach fragen sollte.

June zögerte und schob den Gedanken zunächst beiseite. Sie freute sich auf das Treffen heute Abend mit Marielena und wollte sich die Stimmung nicht von Miloš kaputt machen lassen.

Also atmete sie einmal tief durch, stand auf und suchte sich Klamotten für heute Abend heraus. Die zerrissene Jeans und ihr schwarzes Crop-Top mit den kurzen Fledermausärmeln legte sie auf ihr Bett.

June schloss ihr Handy an die Boxen an und drehte die Musik auf. Sie musste sich die negativen Gedanken aus dem Kopf singen, um Platz für positive zu schaffen. June tanzte in ihrem Zimmer hin und her und beseitigte nebenbei die Unordnung.

Als sie damit fertig war, beschloss June, sich noch einmal kurz schlafen zu legen, um den Abend möglichst lange fit zu bleiben.

Sie schaltete die Musik aus, trank einen Schluck Wasser und legte sich dann schlafen.

***

„June? Willst du nicht langsam mal aufstehen? Ich dachte du wolltest um 20:00 Uhr bei Marielena sein?", flüsterte Junes Mutter durch den kleinen Türspalt.

„Mh? Was? Wie spät ist es denn?", fragte June verschlafen.

„Es ist 18:00 Uhr. Wenn du noch was essen willst und dich fertigmachen willst, solltest du langsam mal aufstehen. Ich kenne dich ja...", antwortete Junes Mum gelassen, schaltete das Licht ein und verließ „die Höhle", wie sie das Zimmer ihrere Tochter gerne bezeichnete.

June rieb sich die Augen, schlug die Bettdecke zurück und wagte einen Blick in den Spiegel. Ihre zerzausten Haare und verquollenen Augen bestätigten die Vermutung ihrer Mutter, dass sie definitiv länger brauchen würde, um sich fertig zu machen. Sie fackelte nicht lange und machte sich an die Arbeit. Allein für das Kämmen ihrer Haare brauchte sie fast fünf Minuten. Manchmal verfluchte June ihre Haare und war kurz davor, sie abzuschneiden, doch dann brachte sie es doch nicht übers Herz. Glücklich darüber, endlich alle Knoten und Kletten entfernt zu haben, machte sie sich an ihr Make-Up. Schlicht, wie immer.

Der Weg zum Licht [***Abgeschlossen***]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt