- Kapitel 50 -

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Am nächsten Morgen riss Junes Wecker sie, wie üblich, aus dem Schlaf. Ihre Motivation zum Aufstehen war jedoch an diesem Montagmorgen noch begrenzter, als sonst. Ob es nur an dem Montagmorgen lag, wusste sie nicht. Fest stand, dass sie absolut keine Lust auf die Schule hatte.

So zückte die 17-jährige, natürlich, ihr Handy und sah nach, was es neues gab.

Eine neue Nachricht von Alex. Sie erschien in der Cliquen-WhatsApp-Gruppe.

Alex: ‚Leute, ich hab' keinen Bock auf Schule. Wollen wir uns nicht lieber einen schönen Tag machen?'

Markus: ‚Gute Idee. Bin dabei! Wann und wo?'

Anne: ‚Stimme Markus zu.'

Marielena: ‚Guten Morgen. Ich bin auch dabei! 😊 Sagt nur Bescheid wo, wann und wie.'

June: ‚Ich weiß nicht...'

Alex: ‚Los June, komm' schon! Wir machen uns einen richtig schönen Tag – viel besser als Schule!'

June: ‚Na gut. Alles klar, ich bin dabei.'

Alex: ‚Sehr gut! Dann treffen wir uns um 09:40 Uhr im Wald an unserem Treffpunkt.'

09:40 Uhr. Der Beginn des zweiten Blocks. So konnte June ihren Eltern einfach sagen, dass die ersten beiden Stunden ausfielen. Die Schule hatte June noch nie geschwänzt. Sie hatte dabei gemischte Gefühle. Auf der einen Seite hätte die „alte" June so etwas niemals gemacht, doch die „neue" und „bessere" June machte ihre eigenen Regeln.

Um nicht weiter darüber nachdenken zu müssen, drehte June sich in ihrem Bett auf die andere Seite und schloss die Augen. Kurz bevor sie eingeschlafen war, kam ihre Mutter in das Zimmer ihrer Tochter.

„Willst du nicht mal langsam aufstehen?", fragte sie in einem ungewollt, genervten Ton.

„Nein, die ersten beiden Stunden fallen aus...", entgegnete June.

„Ah ja... Wenn ich rausfinde, dass du gelogen hast, dann kriegen wir beide richtig Ärger!", drohte Junes Mutter.

June verdrehte die Augen und zog sich die Bettdecke ein bisschen weiter über den Kopf. Auch, um ihrer Mutter zu verstehen zu geben, dass sie den Raum nun verlassen kann.

Dies tat sie auch. Schweigend verließ sie das Zimmer ihrer Tochter und schloss die Tür. Früher gab sie sich Mühe, dies extra leise zu tun. Doch das war Vergangenheit. Wie so vieles.

Um kurz vor neun klingelte erneut Junes Wecker. Anders als vorhin fiel es June nun ganz leicht aufzustehen.

Sie schlug die Bettdecke zurück, setzte sich hin und starrte ihren Kleiderschrank an. Im Kopf stellte sie bereits ihr Outfit zusammen. Dann stand June auf und suchte die Klamotten raus, die sich eben in Gedanken zurechtgelegt hatte: Ihre geliebte destroyed-Jeans und ein cropped-Pulli.

Ihre Haare ließ sie offen, damit ihre neue Haarfarbe und der Sidecut gut zur Geltung kamen.

Sie stemmte die Hände in die Hüften und strahlte ihr neues Spiegelbild an.

‚June May, du siehst fantastisch aus.', dachte sie selbstbewusst.

June ging in die Küche, schmierte sich ein Brot und setzte sich noch kurz hin. Ihre Eltern waren bereits beide zur Arbeit gefahren und sie genoss die Stille im Haus. Keine Hektik, kein Lärm und vor allem kein Ärger oder Streit.

Sie atmete tief durch und nahm die Atmosphäre in jede ihrer Körperzellen auf.

Dann stand sie auf, zog sich ihre Turnschuhe an und nahm zur Sicherheit noch eine Jacke mit.

Der Weg zum Licht [***Abgeschlossen***]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt