Kapitel 36

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Es war schon traurig, dass wir lediglich eine Woche in dem kleinen Holzhaus meiner leiblichen Eltern wohnten und es uns gut gehen ließen. Die Zeit verging wie im Flug. Alles war perfekt. Wir dachten nicht mehr an die anderen. Nicht meine elende Familie, oder den Stress mit seinem Vater. Auch Olivia war nicht mehr in unseren Gedanken. Nur wir. Zwar sprachen wir viel, doch da ging es ums Allgemeine. Was Luke sich mal später erträumte, oder was ich mir wünschte... Was der andere mag und was nicht... Außerdem nahm er sich extra viel Zeit und kümmerte sich intensiv um mein Wohlbefinden. Noch niemals hatte ich ihn so vor mir gehabt, als wolle er jede Sekunde mit mir genießen, aber das war auch sicher, weil er irgendwo Angst hatte, dass alles wieder kippte. Das verstand ich. Man wusste ja nie. Gerade, weil nun bald der Alltag wieder ganz normal von statten ging und wir unserem Leben wieder begegneten, was wir die ganze Zeit führten.

Schon dort waren wir sicher, dass wir die nächste Zeit erst einmal tatsächlich bei Ryan blieben. So lange zumindest, bis wir einen Makler fanden, der uns etwas Passendes zum Wohnen anbot. Da Luke gerne noch das Studium als Arzt hintendran hängen wollte und auch hier in New York das Molley Collage nicht die einzige Uni war, sprach die Tage noch einmal mit seiner Mutter. Sie sollte seinen Dad umstimmen. Natürlich war Luke alt genug. Wenn man es genau nahm, konnte er tun was er wollte. Trotzdem wollte er sich in dieser Hinsicht nicht mit seinem Vater zerstreiten. Das verstand ich. Vielleicht konnte seine Mutter noch einmal mit diesem störrischen Esel sprechen, ob sie nicht doch noch einmal mit Thomas sprach.

Mittlerweile waren wir traurigerweise wieder auf der Heimreise und ich erinnerte mich gern an die tollen Stunden der Zweisamkeit. Leider war es nun erst einmal vorbei damit. Deswegen machte ich im Auto auch wieder mein Handy an, welches ich mit Absicht ausschaltete, weil ich meine Ruhe vor allem und jedem haben wollte. Außerdem wäre es sowieso Irrsinn gewesen es eingeschaltet zu lassen, denn im Wald gab es keinen Empfang und lange dauerte es ebenso nicht, da trudelten schon einige Nachrichten ein. »Und?«, fragte Luke neben mir gleich. Selbstverständlich war er neugierig. Allerdings ging es ihm eher um meine Familie. Das wusste ich.

»Die meisten Nachrichten sind von John und Katrin. Eva hat eine geschrieben, dass soweit alles okay ist und sie das meiste mit ihrer Schwester klärt, weil sie sie langsam echt nervt, aber ich muss mir keine Sorgen machen und bei dir?« Er zuckte mit den Schultern, drückte mir sein Telefon in die Hand und sprach: »Guck selbst. Ich muss fahren.« Seines war die ganze Zeit an gewesen. Auf der Stelle schnappte ich es mir und überflog lediglich eine von seinem Vater, die ich dann aber vorlas: »Es tut mir leid, dass ich so auf deine Freundin reagiert habe. Ich wollte niemals, dass meinem Enkel etwas passiert und natürlich auch nicht seiner Mutter. Wenn ihr zurück seid, würde ich mich gern mit euch unterhalten. Ich werde nicht mehr ausfällig werden und auch Hope nicht beleidigen. Ich hoffe du gibst mir die Möglichkeit dazu.« 

Leicht lächelte ich, doch Luke war da nicht so wie ich. Er reagierte eher gereizt. »Dieses Arschloch kann mich mal. Er hat dich verletzt. Das sehe ich nicht ein. Er kann sich seine Entschuldigung in den Arsch schieben.« Beruhigend legte ich sofort meine Hand auf seine, womit er die Kupplung hielt. »Er will sich entschuldigen. Das ist doch gut. Natürlich war es scheiße, was er da von sich gegeben hat, doch ich muss ihm recht geben. Wir sollten uns gemeinsam hinsetzten. Vor allem wegen dem Baby. Wir brauchen Familie. Es wird nicht immer alles so leicht werden und gerade, weil ich mich mit deiner Mutter gut verstehe und mit ihr gern immer mal etwas machen möchte, muss ich auch mit deinem Vater leben. Vielleicht bereut er es ja wirklich.«

Zumindest klang es so. Außerdem konnte ich mir vorstellen, dass er es tatsächlich bereut. Nicht umsonst hätte er das Baby schon als Enkelkind gesehen. Möglicherweise war er etwas eisig. Dennoch konnte ein Kind vieles ändern. Das wusste ich. Er verdiente diese Chance. Andererseits war ich nicht nachtragend. Trotz alledem brummte Luke irgendwelches Zeug zusammen, was ich nicht verstand, doch ich fuhr weiter fort: »Sei nicht so stur. Wir werden es versuchen. Wenn es nicht klappt, dann können wir noch immer gehen. Okay?« Ich wusste, dass Luke ein Mensch war, der sich nicht gern etwas sagen ließ, aber er nahm sich auch Einiges an und als er nickte, war ich wirklich erleichtert darüber. »Danke«, murmelte ich und ergriff seine Hand fester. »Ich tue das nur für dich«, erklärte er leise.

Stupid Mistake II - Für immer MeinWhere stories live. Discover now