Kapitel 23

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Luke

Das stand ihr gar nicht. Sie war eher eine taffe Frau. Also stimmte etwas nicht und das machte mich rasend. »Mach endlich die Schnauze auf«, ranzte ich sie an und sie schluchzte auf. Hope war kaum verschwunden; was sollte dann in diesen wenigen Minuten schon passiert sein? »Luke!«, knurrte Lila und wollte mir das Telefon wegnehmen, aber das ließ ich nicht zu. Da musste sie wohl oder übel noch etwas wachsen. »Also Eva. Was ist los?«, sprach ich nun ruhiger. »Es ist etwas Schreckliches passiert. Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll. Nicht Hope. Aber mit ihrem Vater. Und nun ist sie... weg.« Was? »Wie weg?«, keuchte ich. »Sie ist einfach ins Auto gestiegen und wie eine Irre weggefahren. Nun weiß ich nicht wo sie ist.« Das ist jetzt nicht ihr Ernst.

»Ist sie vielleicht zu ihrem Vater?«, fragte ich aufgebracht und rieb mir im Gesicht herum. Wenn sie verschwand und niemand wusste wo sie sein sollte, sah die Sache schon ganz anders aus. Die Stadt war groß und sie könnte überall sein. Schlagartig versteifte ich mich und dachte: Lass ja nichts passiert sein. »Das geht nicht, Luke. Dort kann sie nicht sein.« Verwirrt rieb ich mir den Nacken. »Warum denn nicht?«, wollte ich aufgebracht wissen. »Weil er tot ist.« Erschrocken zuckte ich bei diesen Worten zusammen. Ich kannte ihn zwar nicht und er war mir auch noch niemals über den Weg gelaufen, aber kam Hope damit klar? Wie es aussah eher nicht. Auch wenn sie kein tolles Verhältnis gehabt haben, war das schon etwas anderes. »Verdammt«, knurrte ich und schloss eilig meine Jacke. »Wir müssen sie finden.«

Der Satz war nicht nur für Eva bestimmt, sondern auch an Lila und Ryan gerichtet, die alles mitbekamen, weil Hopes Tante so laut sprach. Auf der Stelle zogen sie ihre Schuhe an und auch Eva stimmte mit ein: »Ich komme sofort zu euch. Wir müssen sie finden. Sie sah überhaupt nicht gut aus. Ich fahre sofort los. Bis gleich« und dann war die Leitung auch schon tot. Sie würde nicht lange brauchen, um herzukommen, aber die Zeit schien im Anschluss ewig zu dauern. Diese drei Minuten, fühlten sich wie drei Stunden an. Aber man hörte zugleich schon die Reifen durchdrehen. Eva kam schlagartig vor dem großen Anwesen zum Stehen und wie eine Irre verließ sie anbei das Auto. Sie war extrem aufgewühlt. Genau wie ich. Wie wir alle.

Angst nagte in mir, dass Hope etwas zu stieß und versucht sie natürlich nebenbei zu erreichen, hatte ich auch schon probiert, als ich mit Eva das Gespräch beendete, doch da ging immer nur die Mailbox dran. »Wir fahren mit meinem Auto«, sprach ich stürmisch und wollte gerade zu dem Wagen sprinten, als Ryan mich festhielt. Er nahm mir schlagartig meinen Schlüssel aus der Hand. Perplex starrte ich ihm in die Augen. Blau gegen Blau. Dann sprang ich auf ihn zu und brüllte: »Hast du einen an der Waffel? Gebe mir sofort den Schlüssel wieder, sonst bringe ich dich um«, aber er stieß mich nur hart von sich und knurrte: »Reg dich ab. Ich fahre. Die Mädels sitzen hinten.« Was? »Nein. Was bildest du dir denn eigentlich ein? Ich fahre«, platzte es wütend aus mir heraus.

»Vergiss es«, gab Ryan zurück und erdolchte mich mit seinem Blick. »Luke!«, schnauzte nun Lila. »Setz dich gefälligst auf den Beifahrersitz. Du bist doch gar nicht in der Lage zu fahren. Guck doch mal auf deine Hände« und erst da sah ich, wie sie eigentlich zitterten. Mein ganzer Körper schien zu beben und plötzlich musste ich hart auf meine Zähne beißen, sonst hätte ich wahrscheinlich angefangen zu flennen. Aber es ging nun mal um Hope. Auch wenn sie nicht schwanger wäre, würde ich rasend werden, wenn ich nicht wüsste, wo sie plötzlich wäre. Da aber Eva auch nicht gerade die Ruhe in Person gewesen ist, wusste ich, dass es einen richtigen Grund geben musste, dass sie so reagierte.

Ich setzte mich dann doch gezwungenermaßen neben Ryan und ließ ihn fahren. Die beiden Frauen saßen hinter uns und er trat auch zugleich das Gaspedal durch. Als wir sie allerdings eine halbe Stunde später immer noch nicht fanden, war ich fast am Durchdrehen. Sie war wie vom Erdboden verschluckt. Das konnte doch nicht wahr sein. Irgendwo musste sie ja stecken. »Wir müssen sie auf der Stelle finden«, weinte nun auch Eva und die Tränen standen ihr überhaupt nicht. Damit war sie extrem verletzlich, was nicht zu ihr passte. »Vielleicht sitzt sie ja auch bloß auf einer Bank und starrt in den Himmel. Wir werden sie schon finden«, versuchte Lila uns alle zu beruhigen.

Stupid Mistake II - Für immer MeinWhere stories live. Discover now