Kapitel 12

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Zögerlich ging ich prompt dran und kam erst gar nicht zu Wort. »Sag mal, was soll die verdammte Scheiße? Weißt du, was ich mir für Gedanken um dich gemacht habe? Seit Wochen versuche ich dich zu erreichen. Ich war sogar bei dir zu Hause, aber ich werde ja überall abgefangen und nicht zu dir gelassen. Und auf der Straße sieht man dich auch nirgends. Hast du daran gedacht, dass ich eine Heidenangst um dich hatte? Das erste Lebenszeichen, kam von Luke, als er mir sagte, dass er dich aus der Bibliothek kommen sehen hat« und sie machte eine Pause, um Luft zu holen. Das war der erste Tag, an dem ich wieder vor die Tür konnte und auch als ich mich mit Tessa traf.

Ich muss sie danach gleich anrufen. Womöglich wartete sie schon darauf. Vielleicht sah auch Luke sie, aber bei Ryan erwähnte er davon nichts. »Wir müssen uns treffen«, riss mich Lila aus meinen Gedanken und ich schluckte schwer. »Ich weiß nicht, ob ich dazu bereit bin«, gab ich nur leidlich zurück, weil ich tatsächlich keine Ahnung hatte, wie ich ihr gegenübertreten sollte und am besten meinen Mund hielt, bei dem was alles passierte. »Das ist mir egal. Wir müssen ja nicht darüber reden, sondern über Gott und die Welt. Hauptsache ich sehe dich mal wieder, denn eigentlich dachte ich, dass wir nun Freundinnen sind und die brechen nicht Wochenlang einfach den Kontakt ab. Du weißt genau, dass ich immer für dich da bin, aber sich dann so abzukapseln und gar nicht mehr zu melden, ist fies. Also wirst du dich mit mir treffen?«

Verloren rieb ich mir mit der Hand über die Stirn und blickte aus dem Fenster, in den bewölkten Himmel. Sie wusste ja nicht, dass ich das eigentlich gar nicht wollte, sondern meine Mutter daran schuld war. »Okay! Ich kann so in einer Stunde ungefähr mal bei Ryan vorbeikommen, wenn du magst und dann... reden wir ein wenig, aber ich möchte nicht über... du weißt schon... sprechen«, stockte ich und verdrückte mir die Tränen. Nicht, weil ich das Baby verlor, sondern weil ich alles verschweigen musste. »Das ist kein Problem. Ich will nur, dass du weißt, falls du mal darüber sprechen möchtest, egal wann, dann bin ich immer für dich da und höre dir zu« und mir wurde wahnsinnig traurig ums Herz, weil ich auch Lila nun ebenso anlügen musste.

Der Klos in meinem Hals wurde stetig dicker, aber ich würgte ihn herunter und sprach: »Das weiß ich sehr zu schätzen, aber für den Anfang, reicht mir ein normales Gespräch aus. Soll ich etwas mitbringen? Eine Pizza oder so?«, wollte ich wissen und sie erwiderte: »Klar.« Auf jeden Fall begann ich mich trotz dessen zu freuen, dass ich wieder ein einigermaßen normales Leben führen konnte. »Eine oder zwei?«, weil ich ja nicht wusste, ob ihr Freund anwesend war. Lila wurde allerdings kurz still. »Ryan ist nicht da. Er ist mit... Luke unterwegs. Wir sind also allein. Deswegen reicht eine. Wenn du willst, werde ich für uns einen Film heraussuchen. Ich denke mal, dass du nicht unbedingt eine Liebesschnulze sehen willst?« und ich verneinte. »Okay. Bis dann, Süße«, verabschiedete sie sich noch und legte wieder auf.

Binnen weniger Minuten schnappte ich mir dann mein anderes Handy und rief Tessa an. An Lila dachte ich erst einmal nicht weiter und hoffte nur, dass wir beide so normal miteinander umgingen, wie vorher und dass ich irgendwie meine trübe und traurige Stimmung losbekam. Lukes Mutter hob gleich nach dem zweiten Klingeln ab. »Ich habe auf deinen Anruf schon gewartet«, ging sie prompt dran. »Wie geht es dir?« und ich schluckte den Ärger der letzten Nacht herunter. Sofort schaute ich zur Tür; sprang auf und verschloss sie. Zwar war niemand weiter im Haus, außer meine Mutter, doch man wusste ja nie. »Es ging mir schon mal besser, aber soweit ist alles in Ordnung. Du hast Luke an dem Tag gesehen, als wir uns beide in der Bibliothek getroffen haben?«, fragte ich gleich nach und sie antwortete: »Ja und du hast dich mit ihm getroffen?«

Ihre Stimme klang erstaunt. »Das kann man so sagen, aber um ehrlich zu sein hat er es mir nicht gesagt, sondern Lila. Ich habe mit ihr gerade telefoniert und ich fahre dann nachher zu ihr. Wir werden ein wenig... reden.« Sie sollte wissen, dass ich wieder nach draußen durfte und versuchte Anschluss zu suchen. Trotzdem wollte sie natürlich wissen, wie ich ihrem Sohn gegenübertrat und den anderen. »Wirst du ihr sagen, dass du immer noch schwanger bist?« Die Antwort fand ich schon längst für mich selbst. »Nein«, gab ich sofort zurück. »Und sie hat mir auch versprochen nicht mit dem Thema anzufangen« und man hörte Tessa am anderen Ende schwer schlucken. »Ob das alles so gut ist, Hope? Ich verstehe dich ja und auch die ganze Situation... Aber du hast noch einige Monate vor dir, in denen du die Schwangerschaft vor deinen Freunden und Luke geheim halten willst. Glaubst du, dass es nicht vorher herauskommt?« Ich hoffe, dass es niemand erfährt.

Stupid Mistake II - Für immer MeinWhere stories live. Discover now