Kapitel 29

3K 130 1
                                    

Als Caroline mir diese Nachricht übermittelte, fühlte es sich wie ein Schock an. Nicht einer, der mich wegrennen lassen wollte, sondern einer, bei man weder ein noch aus wusste; bei dem man überhaupt nicht mehr im Stande war zu denken. In diesem Moment konnte ich mich nicht entscheiden, ob ich mich freuen, oder mich von der Fassungslosigkeit verschlingen lassen wollte. Jedoch sah man mir sofort im Gesicht an, dass ich weiß wurde. Eigentlich wollte ich es die ganze Zeit wissen; musste erfahren, wer meine richtigen Eltern waren und dabei standen sie die ganzen Monate vor meiner Nase? Das konnte doch nicht wahr sein.

Sofort dachte ich daran, wie mir diese Ärztin im Raum von ihrer Tochter erzählte und wie jung die beiden damals noch waren. Sie besaßen keinen Schulabschluss, kein Geld, nicht die Rückendeckung ihrer eigenen Eltern. Katrin war dagewesen. Sie besaß mit ihrem Mann genug Kohle, konnte wohl oder übel keine Kinder bekommen und ich sah auch den Schmerz in Carolines Augen, als sie vor Monaten davon sprach, doch dass es die ganze Zeit um mich ging, konnte ich nicht glauben. Warum sagten sie mir es von Anfang an nicht? Hatten sie vor meiner Reaktion Angst, oder wollten sie erst einmal meine Mutter den Vortritt lassen, die Wahrheit zu sprechen? Lag es aber auch daran, dass sie sich zuvor nicht trauten? Mit einem Blick auf Caroline sah ich nämlich noch immer, dass sie sich enorm unwohl fühlte.

Sie und ihr Mann waren zwei tolle Personen. Jeder hätte sich solche Eltern wahrscheinlich gewünscht. Egal ob vor Jahren oder erst später. Ich selbst war irgendwie auch... glücklich darüber, dass sie es waren. Ich musste den ersten Schritt eines Kennenlernens nicht mehr machen, weil wir mittlerweile miteinander vertraut waren. Dennoch fühlte es sich nun anders an, wenn ich ihnen ins Gesicht schaute. Zwar war da noch dieses liebevolle freundschaftliche Verhältnis, aber auch etwas, was mich zögerlich werden ließ.

Kurz sah ich in die grünen Augen von Matthew und nun fiel mir auch die Ähnlichkeit auf. Vor Monaten; als er mich bei Ryan untersuchte, starrte Flynt uns schon beide so komisch an. Ich selbst sah das zuvor nie, aber nun... Dieselben grünen Augen. Das blonde gelockte Haar. Wobei ich eindeutig die zarte Nase von Caroline besaß. Ich war sprachlos. Regelrecht geschockt, weil man eindeutig sah, dass ich ihr Kind war. Bin ich die ganze Zeit so blind gewesen?  Immerhin sorgten sie sich mehr um mich, wie wahrscheinlich um andere Patienten. Dennoch war zwar noch immer der Schock in meinem Innersten, aber mir fiel trotzdem ein Stein vom Herzen, weil ich nicht mehr nach einer Antwort in dieser Hinsicht suchen musste. 

Dann kam das, was ich eigentlich gar nicht wollte. Ich begann zu schluchzen und zu heulen, wie ein Baby. Immer wieder hielt ich mir die Hand vor den Mund, in der Hoffnung, dieses Geräusch zu unterdrücken, aber das gelang mir kaum. Natürlich wusste somit keiner mit mir umzugehen. Ich konnte es selbst nicht einmal, aber Luke stand kurz darauf gleich neben mir und tätschelte meine Schulter, um mich somit zu beruhigen. dabei schickte er alle Anwesenden aus dem Zimmer. Im Anschluss warf er seine Arme um meinen Nacken und zog mich fest an sich. Da er bemerkte, dass meine Beine zitterten, schob er mich zum Bett und drückte mich darauf. Binnen weniger Minuten lag er auch schon neben mir und warf seine Arme erneut um meinen Körper. 

Augenblicklich gekuschelte ich mich an ihn und umklammerte seinen Körper immer fester, bis mir schon die Knochen wehtaten und ließ mit meinen Tränen alles hinaus, doch wirklich befreiend fühlte ich mich danach auch keineswegs. Mein Leben wurde stetig komplizierter. Von Tag zu Tag. Niemand konnte mir heraushelfen. Ich musste diesen Weg nun einmal gehen. Dennoch war ich mit allem überfordert. Mit dem Tod meines Vaters. Mit der Mutter, die mich Monate einsperrte. Die Schwangerschaft. Lukes Abschluss. Meine richtigen Eltern. Meine Gedanken kreisten um alles. Schon die ganzen Monate, machten sie mich wahnsinnig und gaben keine Ruhe, die ich benötigte.

Zum Glück war der Mann meines Lebens noch da, doch irgendwie brachte mich seine Anwesenheit i diesem Moment nicht wirklich weiter. »Hope, sieh mich an«, begann er und ich tat es langsam. »Es wird alles gut. Das verspreche ich dir. Nur noch diese kurze Zeit. Wir schaffen das zusammen. Die Prüfungen sind bald vorbei und dann hauen wir endlich ab. Du brauchst eine Auszeit, aber vor allem solltest du endlich zur Ruhe kommen. Etwas Abstand zu dem ganzen wird dir guttun«, murmelte er nahe an meinem Ohr und streichelte meine Wange. »Ich weiß nicht mehr, was ich eigentlich noch denken soll. Das ist alles so... verwirrend«, seufzte ich und fuhr mir mit zittrigen Fingern durch die blonden Locken. 

Stupid Mistake II - Für immer MeinWhere stories live. Discover now