Kapitel 7

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An diesem Tag hing ich bestimmt zum zehnten Mal über der Kloschüssel. Mir war so verdammt schlecht. Es war die ganze Zeit das gleiche Spiel. Toilette. Bett. Toilette. Bett. Immer wieder hin und her. Erschöpft lief ich zugleich erneut in mein Zimmer und legte mich auf die Matratze, als es binnen weniger Minuten später an meine Tür klopfte. »Ja?«, fragte ich schwach und müde. Es war John. »Was willst du hier?«, denn ich wollte ihn so wenig wie möglich ertragen. »Ich dachte wir schauen einen Film, oder so« und er hielt eine DVD in den Händen. »Eigentlich geht es mir nicht allzu gut. Ich wäre lieber allein«, doch er kam in mein Zimmer, schloss leise die Tür hinter sich und schmiss aber lautstark die DVD-Hülle auf meinen Schreibtisch, sodass ich erschrocken nach oben fuhr. 

»Willst du mich weiter verarschen?«, knurrte er. »Ich versuche mir die größte Mühe zu geben. Also benehme dich mir gegenüber wie eine Frau, die bald mit mir verheiratet sein wird und nicht wie ein unreifer Teenager. Das geht mir auf den Kranz, dass du mir die ganze Zeit aus dem Weg gehst« und er kam weiter auf mich zu, setzte sich auf meine Bettkante und ergriff fest mein Handgelenk, weil ich von ihm wegkrabbeln wollte. »Nicht so schnell. Du bleibst hier« und er sah mich mit seinen braunen Augen an. Ich wollte schon wieder kotzen, aber versuchte so ruhig, wie möglich zu bleiben.

»Solange es dir so schlecht geht, werde ich mich zurückhalten, aber das ist nicht jeden Tag so, also gewöhne dich schon mal an den Gedanken, dass wir wie ein Paar, zusammen sein werden« und ich hauchte: »Was soll das heißen? Ich gehe nicht mit dir ins Bett.« Das kann er vergessen. »Wir werden bald heiraten. Ich will einfach nur, dass wir miteinander umgehen, wie es einmal war«, aber das wollte ich niemals. Es war klar; es kam der Zeitpunkt an dem er damit ankam, doch es war nicht das, was ich wollte. Ich konnte nicht mit ihm schlafen. Schon wegen Luke nicht. Niemals wieder. »Lass uns den Film schauen«, murmelte ich stattdessen, damit er etwas Ruhe gab und sah, dass es irgendeine Komödie sein musste. Toll.

Mir war gar nicht zum Lachen zu mute, aber es war besser, als ihn weiterhin zu verärgern, denn ich konnte nicht riskieren, dass John auf dumme Ideen kam, nur weil er dachte, ich machte bloß das, was ich wollte. Gute Miene zum bösen Spiel. Es war genau das, was ich tun musste. So als wäre gar nichts und alles ganz normal. Da meine Maske schon immer perfekt saß, war es für mich ein Kinderspiel und ich tat so, als wäre nichts gewesen. Solange er mir einigermaßen von der Pelle blieb, konnte ich noch irgendwie damit leben. Nur ich wusste nicht mehr, wie ich es schaffen sollte, von Luke fernzubleiben. Er fehlte mir nicht nur, sondern auch mein Körper litt extrem. Ich versuchte mir das Essen so gut es ging, herunterzuwürgen, dass wenigstens mein Kind genügend bekam, aber ich selbst, schmeckte überhaupt nichts mehr. 

Es war alles beschissen. Jede Minute rauschte regelrecht an mir vorbei oder wirkte festgetackert und ich wusste weder ein noch aus. Als der Film nach zwei Stunden endlich vorbei war, lag John noch immer auf meinem Bett. Sein Arm war hinten über meine Schulter gelegt, aber ich passte auf, dass er mich nicht mit seinem Körper berührte. Ich lag zwar verkrampft da, aber das war es mir wert. Zum Glück schlief er ein. So hatte ich wenigstens meine Ruhe und beschloss nach unten zu gehen. Jeder einzelne Schritt fiel mir schwer und ich wusste nicht, wie lang ich das alles noch aushielt. Zwar ging es mir körperlich, außer der Kotzerei; einwandfrei, aber ich war nicht glücklich, verzweifelte stetig mehr und genau das war es, was mich so sehr herunterzog.

Als ich schließlich unten im Flur ankam und die Haustür sah, wollte ich am liebsten hindurchrennen, aber mir war bewusst, dass das große Tor, was unser Grundstück umzingelte, eher wie ein Gefängnis emporschoss. Ich kam dort nicht heraus, außer meine Mutter trank mal wieder zu viel und war etwas lockerer, aber als ich Ausschau hielt, sah ich sie nirgends, bis sie mich auf einmal, als ich in der Küche mir einen Saft holen wollte, erschreckte. »Verdammt. Schleiche dich doch nicht so an«, murmelte ich erschrocken und sie betrachtete mich eindringlich, dann kam sie etwas näher, nahm mein Kinn in ihre Hand und drehte meinen Kopf nach links und rechts. »Was ist los mit dir? Du siehst schlecht aus«, stellte sie fest.

Stupid Mistake II - Für immer MeinWhere stories live. Discover now