Kapitel 14

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Mit Zuversicht kam ich schlussendlich zu Hause an. Als ich allerdings im Flur stand, hörten gerade Eva und meine Mutter auf, sich zu streiten. Das war ja wieder einmal typisch. Nirgends hatte man seine Ruhe vor dem nackten Leben. Ich verdrehte die Augen und steuerte auf meine Tante zu. Sie hatte sich gar nicht verändert und sah meiner Mutter ziemlich ähnlich, aber die zwei konnten sich noch niemals leiden. Beide bekamen zwar immer das Beste vom Besten, doch Eva nahm es so an, wie ich. Es war ihr egal und schnell ließ sie ihr Elternhaus zurück und stand auf eigenen Beinen. Sie hatte es ganz allein geschafft. Wobei ich erst Luke treffen musste. Nun ja und jetzt stand ich trotz dessen schon wieder bei meiner Mutter.

Stürmisch rief sie meinen Namen, als sie mich erkannte und presste mich fest an ihren schlanken durchtrainierten Körper. Sie war wunderschön und bekam damals auf einem Sportcollege sogar ein Stipendium und das war auch gut so. Aus diesem Grund brach sie auch den Kontakt ab. Als ich auf der Welt war, meldete sich meine Mutter dann bei ihr und sie kam vorbei. Dann war sie öfter da und ich liebte sie einfach nur. Wir verstanden uns prima. Entweder lag das daran, dass sie viel jünger als Katrin war, oder bloß, weil niemand so scheiße wie diese Frau, die sich Mutter nannte, sein konnte. Oft wollte ich die beiden tauschen. Natürlich war das nicht möglich und nachdem Eva einen Job in einer anderen Ecke Amerikas bekam, war es mit den Besuchen immer wieder zurückgegangen. 

Die letzten Jahre bekamen wir uns gar nicht mehr zu Gesicht, aber sie sah noch immer wie vorher aus. Die dunklen Augen musterten mich neugierig und ihre braunen glatten Haare hingen ihr über die Schulter. »Du wirst immer hübscher«, freute sie sich und drückte mich erneut an sich, dann sah sie an mir herunter. »Ich dachte man sieht schon mal etwas von meiner kleinen Nichte oder meinem Neffen« und ich lachte: »Ich bin doch erst Ende dritten Monats« und das spürte ich auch die ganze Zeit, denn ich hing langsam nicht mehr jede Minute über der Kloschüssel. Zwar noch häufig, aber das würde sich noch geben und das war auch gut so. Weitere Monate ertrug ich das nämlich nicht mehr. »Wie geht es dir?«, fragte sie mich anbei.

»Ja. Muss«, antwortete ich leise. »Ich habe nur Hunger.« Eva begann zu lachen: »Dann lass uns in die Küche gehen und dir etwas machen. Du kannst mir ja dann mein Zimmer zeigen« und ich sah nach hinten über ihre Schulter. Dort stand meine Mutter, die uns beide beobachtete. »Welches Zimmer bekommt sie denn? Oder hast du ihr schon eines zugeteilt«, aber sie schüttelte mit dem Kopf. »Gib ihr einfach eines, was sie möchte. Wir haben ja genug Auswahl«, zuckte meine Mutter mit den Schultern und verschwand ohne ein weiteres Wort. Mir war klar, dass sie sich wieder zurückzog und wahrscheinlich soff, aber ich machte mir darüber gar keine Gedanken, sondern konzentrierte mich lediglich auf meine Tante, die mich freudestrahlend zum Kühlschrank zog.

Ich schmierte ihr und mir ein belegtes Brot und danach schnappte sie sich ihre Tasche, damit wir hinaufgehen konnten. »Du kannst das Zimmer neben meinem haben«, freute ich mich, denn so fühlte ich mich nicht ganz so allein. »Du wolltest heute zu einer Freundin. Wie war es dort?«, fragte Eva mich wenige Minuten später, als sie ihre Reisetasche auf das Bett legte und ein paar bequeme Klamotten herausholte. »Es war schön jemanden in meiner Nähe zu haben, den ich mag.« Dabei wurde ich von ihr beobachtet. »Und dieser Luke?«, fragte sie neugierig und ich zuckte prompt zusammen. Ihr brauchte ich nichts verheimlichen. Das war mir klar. »Er kam dann mit ihrem Freund zusammen nach Hause, als ich noch da war. Das letzte Treffen nach Wochen ist ja nicht ganz so verlaufen, wie es hätte sollen« und ihr Blick sah mich weich an.

»Wir haben...« und sie nickte wissend. »Ich glaube dir, dass es verdammt weh tut. Ich weiß wie so etwas ist. Immerhin musste ich achtzehn Jahre in so einem Haushalt leben«, gab sie mir zu verstehen. »Sie ist wie unsere Mutter. Sie wird sich niemals ändern.« Ich wusste genau, was sie meinte. Das wird sie wirklich nicht. Man sah es erst diese Nacht. Ich schluckte schwer, denn mir war klar, dass sie mehr und mehr abrutschte, aber sollte es mich stören, oder mir am Arsch vorbeigehen? »Die Sache... Mit diesem Typen... Also die von deiner Mutter...«, begann Eva und ich glaubte mich verhört zu haben. Wieso musste sie damit anfangen, wenn ich in diesem Moment daran dachte? Aber auch wenn nicht, wäre es eher unpassend. Ich versteifte mich sichtlich, stand von ihrem Bett auf, auf dem ich kurz zuvor Platz nahm und wollte mich in mein Zimmer aufmachen, aber sie hielt mich am Handgelenk fest.

Stupid Mistake II - Für immer MeinWhere stories live. Discover now