T H I R T Y E I G H T

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T H I R T Y E I G H T

Nebulas Gesichtsausdruck hatte wohl den wahrscheinlich schockiertesten und empörtesten Blick, den ich jemals bei einem Wesen begutachten konnte. Mit ihren aufgerissenen, erbitterten Augen und dem dazu passend geöffneten Mund, war sie wahrscheinlich die perfekte Verdeutlichung des Wortes Fassungslosigkeit. Ihr gesamter Körper spannte sich an, als immer und immer mehr Sekunden dahin rannten und sie mit jedem klitzekleinen Moment mehr verstand, was ich ihr gerade zweideutig mitgeteilt hatte. Ich aber im Gegensatz konnte nicht anders, als schallend anfangen zu lachen. Die lauten Töne, die ich von mir gab, schienen sie nur weiter zu entrüsten, was ich ihr aber auch nicht übel nehmen konnte. Immerhin wurden sie und Ronan gerade von einem jugendlichem Mädchen ausgetrickst, obwohl sie monatelang bereits an ihrem Plan gearbeitet hatten, mich zu manipulieren - Oh, du meine Güte. In ihrer Haut wollte ich jetzt wirklich ungern stecken. "D-das ist ... das kann - ", stammelte sie leise vor sich hin, kaum wegen meiner zu laut gewordenen Töne hörbar. Doch auch ich schaffte es schlussendlich mich nach wenigen Sekunden zu fassen, aber mit deutlich erröteten Augen, die mit Überbleibseln von Lachtränen gefüllt waren. "Wie, wirklich, wie konnte euch das alles entgangen sein? Dachtet ihr wirklich allen Ernstes, dass ich euch nur eine Sekunde helfen würde, nachdem ihr mich Monate lang beobachtet, terrorisiert und meine Freundin getötet habt? Dachtet ihr, ich, ein Avenger Mitglied und Verbündete des Asischen Hofes, hätte nach so kurzer Zeit meine Meinung geändert? Euch hätte die Sache längst komisch vorkommen sollen, als ihr meine ersten Worte gehört habt. Die waren nämlich 'Ich habe noch einmal nachgedacht'. Und seit wann steht das Wort 'nachgedacht' in meinem Vokabular?", grinste ich schadenfroh und wurde in dieser Sekunde mit so viel Euphorie erfüllt, dass es für eine ganze Menschenmasse gereicht hätte. Ein merkwürdig warmes Gefühl machte sich in meiner Magendgegend breit, nur um darauf sofort wieder zu verhuschen, als ich den bösartigen, totbringenden Blick meines Gegenübers näher betrachtete. Sie war nicht nur schockiert, sondern schien nun ernsthaft Pläne zu schmieden, wie sie mich am Besten hier und jetzt töten könnte. Doch da hatte sie eins vergessen; Ich war Ice Queen und bin mittlerweile geübt im Umgang mit Feuer- und Eiskräften.

Wie aus dem Nichts fletschte sie plötzlich aggressiv ihre scharfen Zähne, atmete tief und schnell und riss ihre mitternachtsschwarzen Augen auf, so dass ich befürchtete, dass sie bald aus ihren Augenhöhlen heraus rollen würden. Urplötzlich gab das Helferlein Ronans ein angriffslustiges, tobendes Kreischen von sich, was wohl als eine Art Kampfgebrüll agieren sollte, als sie auf einmal wie wild auf mich zurannte. Doch ich war geübt in solcherlei Dinge und hatte mich bereits an das spontane Zurennen der Gegner gewöhnt. Als sie nur noch knapp einige Zentimeter von meinem Körper entfernt war, schaffte ich es noch rechtzeitig, von meinem vorherigen Standort zu flüchten und mich ruckartig in die nächstbeste Ecke zu werfen. Dort landete ich etwas unangenehm auf einer Kante des Raumes, doch um mir über einen winzigen, blauen Fleck jetzt Sorgen zu machen, war nun keine Zeit. Rasch stellte ich mich so schnell wie möglich auf und machte mich auf einen nächsten Angriff Nebulas bereit, der auch nicht so lang auf sich warten ließ. In Windeseile trabte sie auf mich zu - in diesem Moment bemerkte ich übrigens, dass sie anscheinend nur im Nahkampf geübt war und weder übernatürliche Kräfte, noch sonst irgendeine besondere Gabe besaß - und wollte wohl versuchen, mich mit einem gewaltigen Griff zu Boden zu drücken, doch das konnte ich gerade noch abhalten. 'Jetzt bin ich dran.', dachte ich mir und hob eine Hand nach oben und fixierte dabei mein Ziel, was ohne Zweifel die kampflustige Nebula war. Mit einem Bündel gefüllt von tobender Energie spross aus meiner Hand ein klarer, toxisch aufleuchtender Eisstrahl, der meine Feindin nur um ein Haar verfehlte. Gut, Zielen war nicht wirklich meine Stärke. Und da ich bis vor kurzem noch ohnmächtig - wie so oft in meinem Leben - und überhaupt bis zum Ermüden schwach war, konnte man das auch wirklich verstehen. Aber ich wollte mich kaum selbstbemitleiden, sondern sagte mir selber, dass ich mich noch ein Stück zusammenreißen sollte. Immerhin war ich jetzt da, wo ich all die Stunden sein wollte, und jetzt war der schlimmste Moment, um aufzugeben - Schlafen konnte ich ja später noch.

F I R E E M P R E S SWo Geschichten leben. Entdecke jetzt