S E V E N

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S E V E N

In den letzten Tage spielte jeder verrückt, was ihnen nicht wirklich zu verübeln war. Seit letzter Woche wussten nämlich mittlerweile alle, dass ich mich auf eine bestimmte Reise begeben würde. Alle, außer meine Eltern. Die waren noch immer im Glauben, ich sei hier, weil man Fortschritte bei der Entwicklung der Eiskräfte erkennen konnte. Doch die Wahrheit sah leider ganz anders aus. Man hatte mir noch nicht mitgeteilt, wann man meine Familie einweihen würde. Die würden es sicher nicht gut verdauen, wenn sie wüssten, dass ihre einzige Tochter, die eh knapp vier Monate in einem hochmodernem Hochhaus lebte, dass zufällig ein Teil einer Geheimorganisation war, eine andere Welt aufsuchen würde. Dazu kommt, dass ich nun von dem damaligen Staatsfeind Nummer Eins unterrichtet werde. Theoretisch könnten sie mir das Training verbieten, da ich immerhin noch keine 18 war. Und deswegen bezweiflete ich, dass die zwei irgendwann etwas von meiner Reise erfahren werden. Zumindest nicht, wenn ich mich gerade inmitten Asgards befinden würde. Das ist definitiv nicht pädagogisch wertvoll.

Nervös ging ich das Wohnzimmer auf und ab und versuchte mich auf den Aufenthalt in der Welt, die ich früher nur für ein Märchen gehalten habe, vorzubereiten. Dies ging schon Tage so und ich wollte mich einfach nicht beruhigen. Ständig schwirrten mir unruhige Gedanken und wirre Vorstellungen durch den Kopf, als würde ich mich auf eine lebensgefährliche Mission begeben. Obwohl das nicht einmal so weit hergeholt war. Am liebsten würde ich mit Thor sprechen, doch der hat sich gleich nach unserer kleinen Diskussion auf den Weg zu seinem Vater gemacht, um ihn dort für unseren Plan mit einzubeziehen. Und natürlich auch Loki, wenn der überhaupt das Recht besaß, mitzureden.

Das einzige, was ich also in der folternden Zwischenzeit veranstalten konnte, war mir meinen Kopf zu zerbrechen, oder ein Buch über nordische Mythologie zu lesen, was ich in einem der Schränke gefunden habe. Ob das ein Zufall war, dass Tony so eines in seinem Hochhaus bei sich hatte? Nun ja, ich bezweifle, dass er wirklich Übersicht über alle millionen Stockwerke hatte und sich das so genau aussuchen konnte. Das konnte man ja gut bei meiner Garderobe erkennen.

Der Gedanke an das alte, wahrscheinlich lange Zeit nicht gelesene Buch, lenkte mich kurzzeitig ab. Warum war ich nicht schon früher auf die Idee gekommen mich über all die Götter und ihre legendären Sagen zu informieren? Klar, ich konnte gut auch im Internet darüber etwas nachlesen, aber seit meiner Transformation habe ich so etwas entwickelt, was einer Handy-Phobie gleich kommt. Auch wenn ich wusste, dass dieses elektronische Teil wohl kaum Einfluss auf meinen Aussetzer hatte.

Mit eifrigen Schritten und einem Ehrgeiz, etwas über die Götter, bei denen ich bald wohnen werde, zu erfahren, marschierte ich hinüber in mein Schlafzimmer, wo ich mir das schwere und verstaubte Buch aus einer der Regalen schnappte. Schon allein das Titelbild schreite nur nach einem nordischen Einfluss. Der Band war in ein dunkles Weinrot getaucht und als ich das Material berührte, spürte ich das samtige Fläche. Wer band bitteschön ein Buch in Samt?

Ebenholzschwarze, verschnörkelte Balken umrandeten die viereckige Form und mit der selben Farbe und einer dicken, altertümlichen Schrift konnte man groß und breit das Wort 'Odin' erkennen. Odin. Der Vater Thors. Er musste eine bedeutende Rolle in der nordischen Mythologie haben, wenn gleich ein ganzes Sagenbuch nach ihm benannt worden ist. Ich muss zugeben, Mythologien waren nie etwas, was mich großartig interessierte. Auch wenn es mir gefiel, wenn Leute an so viele verschiedene Dinge glauben.

Gespannt was mich weiter erwarten würde und gierig darauf zu wissen, wie wichtig Thor und Loki, und ganz besonders Odin für die damaligen Wikinger waren, blätterte ich mit schnellen Zügen das beinah schon antike Buch auf. Nun ja, so alt musste es auch wieder nicht sein. Aber seine besten Zeiten waren wohl auch schon vorbei.

Gleich an der Vorderseite begrüßte mich ein riesiges Bild eines gezeichneten Mannes, dessen dreinschauender Blick wirklich hart und streng wirkte. Er hatte lange, farblose Haare, gut kombiniert mit seinem ebenso langem Bart. Er bequemte sich auf einem Thron, welcher aus Holz gemacht schien, während locker ein Sperr in der einen Hand sich aufhielt. Auf seinem Kopf hockte eine Art Krone oder Helm, auf dem ein Adler zu sehen war. Ringsherum waren überall Tiere, wie Raben oder Hunde. Wie gesagt, ich war kein Profi was Mythologien betraf, aber ich dachte mir schon immer, dass Tiere in solchen Gebieten oft eine wichtige Rolle spielten.

F I R E E M P R E S SWo Geschichten leben. Entdecke jetzt