T W E N T Y F I V E

682 56 6
                                    

T W E N T Y F I V E

Sofort zuckten wir beide zusammen und stemmten unsere Hände schützend über uns, als plötzlich ein weiteres, noch lärmenderes Rumpsen erklang, was sich so anhörte, als würden Gläser zerbrechen und Wände fatal einstürzen. Rufe und verzweifelte Hilfeschreie tönten aus jeder Ecke des riesigen Palastes, sodass man gar nicht wusste, wen man zuerst anhören sollte. Und ob man das überhaupt wollte. Ein klitzekleines, spitzes Kreischen flüchtete auch aus Airas wunden Kehle und sie war in dem meterlangen Krankenflügel leider nicht die Einzige. Der ganze Krankensaal, in dem mit Sicherheit mehr als hundert Menschen ihren Aufenthalt genossen, rief gemeinsam einmal ganz kurz auf und der Schrecken und die panische Angst stand ihnen ins verzerrte Gesicht geschrieben. Ich riss meine Augen weit auf und blickte in all dieser Furcht, all dieser Panik um mich und wusste gar nicht, wo ich zuerst hinsehen sollte. So viel Horror und so viel Entsetzen habe ich eine lange Zeit nicht mehr zu Gesicht bekommen. Und noch nie in solchen Extremsituationen, wie in dieser hier. Pesonen starrten wild um sich und fingen an hysterrisch in Tränen auszubrechen, während andere lotgerade in ihren Betten saßen und sie das Wort Schock nicht besser hätten verdeutlichen können. Rufe hallten durch den Flügel und Flüche, von denen ich in meinem lieben, langen Leben noch nie etwas gehört habe. Ein erwachsener, etwas älterer Mann hüpfte blitzschnell von seinem schmuddeligem Bett hinaus und versuchte sich, so schnell wie es auch nur ging, unter diesem zu verstecken. Viele machten es ihm nach, während andere noch immer eine Art Schockzustand erlitten und sich kaum bewegen konnten. Ich wollte aufstehen und ich wollte zu ihnen rennen. Ich wollte ihnen allen helfen. Doch es fühlte sich so an, als hätte sich mein Körper zu massivem Stein verwandelt, sodass ich mich kaum ein paar Zentimeter bewegen konnte. Ich fühlte mich paralysiert, starr und wie in Trance. Und trotzdem schrie eine aufgeregte, starke Stimme in mir, dass ich meinen Hintern hochkriegen und endlich zur Tat schreiten sollte.

Mein erstarrter Blick wand sich zur nun mittlerweile etwas beruhigteren Aira, die viel mutiger und auch vorbildlicher als die anderen Patienten wirkte. Sie war aufrecht und zitterte nur ein klitzekleines bisschen, während ihr Brustkorb ganz leicht, und vielleicht sich nur minimal schneller bewegte. Sie wirkte fast schon entspannt. Unglaublich, wie jung sie doch war, doch viel mehr Reife mit sich brachte, als die Hälfte des ganzen Palastes. Gerade wollte ich sie fragen, ob sie vielleicht irgendeine Ahnung hatte, was hier gerade vor sich ging, doch genau in diesen Moment platzten zwei Wachen in den Saal. Ungeschickter hätte der Dienst Odins es auch nicht anstellen können, denn so wurden wieder einige in Schrecken versetzt, durch ihr kämpferisches und nicht wirklich sympathisches Auftreten.

Erneute Rufe der Patienten ertönten, was hier wohl vor sich ginge und ob man sie in Sicherheit bringen würde. Doch jeder einzelne, vergebliche Schrei wurde schlicht überhört und unterbrochen von der folgenden, strikten Rede der Wachmänner: "Wir bitten Sie alle Ruhe zu bewahren. Sie werden, so schnell wie es auch nur geht, an einen sicheren Ort evakuiert. Bald wird eine Truppe voll Wachen zu Ihnen kommen und wir wünschen, dass Sie bis dahin, so weit es geht, Ruhe bewahren." Auch wenn ich die Ansage der Wachen wirklich willkommen hieß, juckte mich etwas in den Zehen. Und das ewige Kitzeln breitete sich in meinem ganzen, starren Körper aus, das diesen wieder zum Lockern brachte und die inneren Barrieren niederriss. Plötzlich aufkommender Heldengeist bemächtigte mein Herz und füllte es mit so viel Tapferkeit, dass ich gar nicht wusste, wohin mit dem allem.

Wahrscheinlich war es einfach nur mein Überlebensinstinkt, der bei mir womöglich ausgeprägter als bei anderen war, oder mein purer Leichtsinn, der mir vor vielen Monaten schon in die Quere gekommen ist. Doch ich wusste, wenn ich jetzt einmal für etwas gut war an diesem Ort, dann war es für diesen bedeutenden Moment. Ich hatte zwar absolut keine Ahnung, was hier gerade los war und was sich hier abspielte, aber es war zu einer hunderprozentigen Wahrscheinlichkeit unglaublich ernst. Und wenn ich eines bei S.H.I.E.L.D gelehrt worden bin, dann war es das; Hast du Kräfte, dann kannst du auch kämpfen. Ich mochte zwar ein bisschen aus der Übung sein, aber verdammt; Ich war ein Avenger.

F I R E E M P R E S SWhere stories live. Discover now