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Heimdalls Stimme war tief. Tief und Furcht erregend. Sie hallte, als er sprach und ich wusste nicht, ob das die Schuld der Wände dieser Kuppel oder die seiner Tonlage war. Wenn ich hier alleine wäre, hätte ich sogar Panik ihn auch nur zu mustern. Auch wenn es das Einfachste wäre, was ich hätte tun können. Aber die Art wie Thor mit ihm umgang, reduzierte er meine Anspannungum die Hälfte. "Danke.", erwiderte ich kleinlaut und bemerkte in diesem Moment, wie äußerst unpassend und unangebracht ich für so einen Ort gekleidet war. Ich denke nicht, dass hier viele Wesen mit knielangen Blümchenkleidern und Sportschuhen rumeierten. Aber man musste entschuldigen, dass ich vor ungefähr einer Minute noch auf einer anderen Welt war. Wer erwartete da schon, dass ich mit traditionellen Kleidern erschien? "Thor, auf dich und deine Begleiterin warten bereits deine Gefährten. Lady Sif, Volstagg, Hogun und Fandral." Wenn ich nicht gewusst hätte, dass der Hüter des Bifröst die Freunde Thors meinte, hätte ich nicht einmal gewusst, dass er gerade irgendwelche Namen von sich gab. Nun ja, Thor und Loki waren auch nicht gerade beliebte Namen in meiner Welt. Und ich denke, auf Asgard gab es auch sehr wenige Menschen, dessen Vorname Alice war. "Ich danke dir, Heimdall." Und mit diesen Worten eilte Thor mit mir als Anhängsel aus dieser Kuppel hinaus. Ich staunte nicht schlecht, als ich die Straße, oder auf was auch immer ich mich gerade befand, dem Weg nach Asgard glich. Bunte, dünne Streifen spiegelten sich auf dieser Oberfläche und sie war meterlang. Als ich zaudernd meinen Fuß auf diese Art Brücke setzte, verfärbte sich dieser Abdruck zu einer leuchtenden Form. Ich war erstaunt und zutiefst beeindruckt, doch nach dieser Exkursion konnte mich so leicht nichts mehr aus den Socken hauen. Nun ja, bis ich die Landschaft und das Szenarium beäugelte. Und dieser Augenblick übertraf sogar den Bifröst.

Alles, was sich hier zum Erkennen gab, bestand belanglos aus Gold. Reinem, glänzendem Gold. Ich hatte nie so viel Pracht und Glorie erspäht, wie an diesem wunderbaren, verzaubertem Ort, für den ich ihn jetzt schon hielt. Mein Mund ploppte auf und ich spürte, wie mein Kiefer den Weg nach unten fand. Die vielen Gebäude, die sich in der Reihe eines Halbkreises angliederten, hatten bizarre und extravagante Formen, welche ich noch nie in meinem Leben zu Gesicht bekommen habe. Unter Thor und mir war ein schillerndes Meer, was von zwei strahlenden Sonnen, was ich ebenfalls surreal fand, erhellt wurde und das als gigantischer Wasserfall endete, der ins Nirgendwo führte. Die Temperatur war angenehm, weder zu heiß noch zu kalt, und am liebsten wäre ich sofort in das ebenmäßige und tiefblaue Wasser gesprungen. Doch dies wäre mein glatter Tod geworden. Vor mir entpuppte sich ein so pompöser und fürstlicher Palast, bei dem ich nie geglaubt hätte, dass so etwas erstaunliches und gigantisches existieren könnte. Er glich keinem anderen Palast, die ich bis jetzt je in meinem Leben begutachtet habe. Als hätte man die im Sonnenlicht schimmernsten und elegantesten Röhren aus schimmerndem Gold zusammengeklebt. Hinter diesem ragten graue, kalte Berge aus dem Boden und ließen alles noch um einiges mehr majestätischer wirken. Und ich war einer dieser wenigen Menschen, die so etwas tatsächlich vor die Augen bekam. Wenn ich erst einmal wieder unten auf der Erde sein würde, würde mir ganz sicher niemand glauben, dass Asgard so ein herrlicher Ort sei. Wenn ich es nicht mit meinen eigenen Augen gesehen hätte, dann würde ich es mir ja glatt auch nicht abkaufen.

"Ich wünsche dir einen wunderschönen Tag, Lady Alice. Es ist wunderbar, dass du uns die Ehre machst, und uns besuchst." Eine fremde, unbekannte Stimme löste mich aus meinem unaufhörlichem Starren und auf einmal lokalisierte ich vor mir vier Personen, die sich jemals auf einem Pferd bequemten. Insgesamt waren es drei Männer und eine junge Frau, während einer von ihnen gerade von seinem Pferd absprang und selbstbewusst auf mich zumarschierte. Es war ein stattlicher, blonder Mann, der mit einer ebenso prunkvollen Rüstung bekleidet war, wie die anderen Asen. Der eine war luxuriöser gekleidet als der andere. Der Mann kniete sich schlussendlich nieder und nahm dezent meine Hand, worauf ich ein wenig zurückschreckte. Als der fremde Gefährte Thors schlussendlich noch seine Lippen auf meine Haut presste, war ich mir nun zu hundert Prozent sicher, dass die Sitte komplett verschieden im Gegensatz zu den USA war. Oder grundgenommen auf der ganzen Erde. "Ähm, auch... guten Tag.", begrüßte ich den Fremdling und ich spürte regelrecht, wie mir die Röte ins Gesicht schoss. Das musste ja ein großartiger, erster Eindruck sein. "Sie ist ein wenig schüchtern, verzeiht das, meine Freunde. Auf Midgard ist man solche Begrüßungen nicht wirklich gewohnt." Erst nahm ich Thors Bemerkung als Beleidigung auf, doch ich realisierte kurz darauf, dass er doch Recht behielt. "Ach, nein? Wie begrüßt ihr denn euch dort?", fragte mich noch immer der blonde Mann, dessen Name ich noch immer nicht wusste. "Nun ja, nicht so..." Beinahe hätte ich sogar schon aufdringlich gesagt. "...spontan." Gerade noch einmal gerettet. "Nun, wenn dem so ist. Aber ich denke, Alice, du wirst dich daran gewöhnen müssen, so von weiteren Männern begrüßt zu werden.", lachte er und ich war mir nun sicher, dass ich eine menschliche Tomate sein musste. Ich wollte am liebsten im Boden versinken. Wenn das unter mir überhaupt Boden war. "Nun hör doch auf. Du hast doch Thor gehört. Das Mädchen ist schüchtern. Ärgere sie nicht so." Die freundlichen Worte kamen von der einzigen Frau hier. Sie hatte langes, schwarzes Haar, welches sie streng zu einem Zopf gebunden hat und besaß einen natürlichen, schönen Taint. Nicht so blass wie ich, aber auch nicht so gebräunt wie Thor. Ihre strahlenden, graublauen Augen stachen sofort hervor und sie war unfassbar schön. Und Gott sei Dank auch höflich. "Mein Name lautet Sif. Ich bin eine von Thors Freunden und Gefährten und werde dir höchstwahrscheinlich noch öfters im Palast begegnen." Sie lächelte mich freundlicher Weise an und auf eine ganz komische Weise erinnerte sie mich leicht an Natasha. Und irgendwie zog mich der Gedanke an die S.H.I.E.L.D-Agentin herunter. "Das neben mir ist Volstagg, ein weiterer Kampfgefährte. Nimm dich besonders vor ihm in Acht, wenn er hungrig ist." Dieser Volstagg, dessen rothaariges, bärtiges Gesicht mich ein wenig an das, eines Riesen erinnerte, nickte mir feixend zu. Er reagierte gar nicht auf die Bemerkung von Sif, eventuell weil ihm bewusst war, dass sie Recht hatte. "Das dort neben ihm ist Hogun. Auch er ist Mitglied unserer kleinen Truppe und stammt nicht aus Asgard, sondern Vasaheim." Der schwarzhaarige Krieger wirkte um einiges ernster und nachdenklicher als seine Nachbaren. Wenn er von der Erde kommen würde, oder wie sie es nannten, Midgard, würde ich behaupten, dass er einen asiatischen Einfluss hatte. "Und derjenige, den es offenbar reizt, dich zu ärgern, ist Fandral. Glaub mir, an seinen guten Tag ist er manchmal sogar noch unerträglicher." Ich kicherte kurz und so leise, dass es fast niemand gehört hat. "Und nun kommt. Dein Vater wartet schon auf euch, Thor."

F I R E E M P R E S SWhere stories live. Discover now